Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
Paaaayeeeeen! PAIN!« jaulte. Aber wer weiß, vielleicht streunten Journey wirklich gern im Holzlager herum, wenn sie mit irgendeinem Scheiß klarkommen mussten. Ich hoffe, die Handwerkskammer hat sich erkenntlich dafür gezeigt.
Dank MTV verbreitete sich der New-Wave-Virus bis in den letzten Winkel. Jeder konnte eine New-Wave-Platte rausbringen, und alle taten es, wenn es auch nur annähernd so aussah, als könne ein bisschen Geld dabei herausspringen. Ich meine, Joe Walsh machte eine New-Wave-Platte. Herbie Hancock ebenso. Genauso wie Van Halen, Phil Collins, die Bee Gees, The Who, die Stones, Donna Summer, Neil Young, Grateful Dead, einfach jeder. Verdammt, sogar Dean Martin probierte es mit »Since I Met You Baby«. Und 1982, als ein ganzes Jahr verging, ohne dass ein neues Police-Album erschien, versuchten alle Fake-Police-Alben herauszubringen, von Robert Plant bis Rush.
Ein echter New-Wave-Jünger wie ich hielt diese Verräter-Platten natürlich für das Beste, was die Bands je gemacht hatten. Gino Vannelli, ein Barsänger aus Vegas, brachte den unglaublich tollen Song »Black Cars« heraus. Billy Joel landete einen Nummer-eins-Hit mit »It’s still Rock and Roll to Me«, was wiederum Weird Al Yankovic dazu veranlasste, sich mit »It’s Still Billy Joel to Me« über ihn lustig zu machen: »Now everybody thinks new wave is super / Just ask Linda Ronstadt or even Alice Cooper.« Linda Ronstadts New-Wave-Song »How Do I Make You« war ziemlich lahm, Alice Coopers »Clones (We’re All)« dagegen echt super!
Träume aus der MTV-Fabrik schlichen sich in meinen Kopf und setzten sich dort für immer fest. Wenn ich mir das Jenseits ausmale, dann stelle ich es mir vor wie in dem Eurythmics-Video »Who’s That Girl?«: ein schäbiger Club und ein roter Teppich, auf dem sich unzählige Halbberühmtheiten drängeln. Man schaut sich um und sagt, hey, da ist jemand, der mir bekannt vorkommt. Boy George? Blitz! Hey, das sind doch Bananarama? Blitz! Bitte, Leute, keine Fotos mehr! Blitz! Kajagoogoo, oder? Ich kenn’ den Kerl! Alle sind da. Man quatscht mit den üblichen Szenefressen, während man darauf wartet, endlich die zu treffen, mit denen man sich wirklich unterhalten möchte. Schon okay. Nur kein Stress. Denn sobald der Song vorbei ist, kommt auch schon der nächste, und in ein, zwei Stunden spielt MTV das Lied sowieso noch mal. Und es werden wieder dieselben Leute da sein, immer wieder, die ganze Nacht lang, bis ein neuer Tag anbricht.
Ich wartete oft stundenlang, bis dieser Song auf MTV gespielt wurde. MTV und Schlaflosigkeit gingen in der Regel Hand in Hand, vielleicht deshalb, weil so viele dieser Lieder von der Art von Schlaflosigkeit inspiriert wurden, die durch Pillen und Pulverchen ausgelöst wird. Also fühlte es sich ganz natürlich an, bis zum Morgengrauen auf die Mattscheibe zu glotzen und darauf zu hoffen, dass man doch noch einen Blick auf dieses oder jenes Gesicht erhaschte. Heutzutage sind die New-Wave-Kleinode unbeschränkt auf YouTube abrufbar wie auch alles andere aus den Krypten der Musikvideo-Industrie. Es gibt keinen besonderen Anlass mehr, keine Zeremonie, aber ich klicke trotzdem auf Replay. Es läuft immer weiter.
HALL & OATES
»Maneater«
1982
Gibt es ein schöneres Wort in der englischen Sprache als »Oates«? Wenn man es laut vor sich hin sagt, klingt es wie Musik. Wenn man es leise murmelnd ausspricht, hört es sich an wie ein Gebet.
Oates. John Oates. Jetzt könnte man einwenden, dass die Achtzigerjahre offiziell mit dem Tag endeten, als Oates sich 1991 seinen Schnauzer abrasierte. Aber bei vielen ist der »Moustache« heute noch der »Oatestache«, und er war für eine lange und ehrenhafte Zeit nun mal Amerikas Schnauzbart Nummer eins. In manchen Kreisen wurde zwar behauptet, Hall würde Oates bremsen, aber ich würde nicht sagen, dass das stimmt. Ich würde sagen »Oates«.
Einer der vielen faszinierenden Aspekte an Hall & Oates, dem erfolgreichsten Boy-Duo in der Geschichte des Showgeschäfts, ist, dass sie, soweit ich weiß, der einzige auch vorher schon erfolgreiche Act waren, dem die Wand lung zum New Wave gelang. Es gab jede Menge Classic-Rock-Typen, die versuchten, New-Wave-Platten zu machen, und damit scheiterten. Viele andere Künstler nahmen ein, zwei tolle Scheiben auf, aber schafften es nicht, sich damit im Genre des New Wave zu etablieren. Nur zwei Männer packten das, und sie packten es gemeinsam, obwohl sie sich (wenn man ihren Behauptungen Glauben schenkt)
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