Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
gerahmter Brief des Kongressabgeordneten Ed Markey, der früher auch einen Eiswagen der Universal Ice Cream Company gefahren hatte, um sich das Jurastudium zu finanzieren. In dem Brief schlug er jovial vor, den Namen »Bomb Pop« doch in irgendetwas weniger Makabres zu ändern wie zum Beispiel »Nuclear Freeze«. Doch Randy ließ sich nicht erweichen.
»Na schön, vielleicht verkauf ich ja eins an Verteidigungsminister Weinberger.«
»Kopf hoch, Junge. Hey, wie nennt man einen griechischen Tampon? … Alexis Absorbas!«
Ich hatte auch Eis namens Push-up, was mich mehr fasziniert hätte, wenn ich damals gewusst hätte, dass es so etwas wie Push-up-BHs gibt, aber leider war mein Wissen über Frauenunterwäsche damals noch etwas rudimentär. Ich hatte Schokoeclairs, Snickersriegel und Limodosen, die mich nur zehn Cent das Stück kosteten. Also waren sie praktisch umsonst. Und dann waren da ja noch die guten alten Eiscremeschnitten, für die ich bloß fünf Cent zahlte. Es gab kaum etwas davon, was ich in diesem Sommer nicht in allen nur erdenklichen Kombinationen verschlungen hätte. Ich arbeitete auf eigene Rechnung, also konnte ich jederzeit rechts ranfahren und mir den Bauch mit all den frostigen Schweinereien vollschlagen. Zum Mittagessen fuhr ich oft nach Hause und überhäufte meine Schwestern mit Leckereien. Alles, was sie dafür tun mussten, war, »Du bist weise und großzügig, oh Eismann« zu sagen.
Mein Walkman lag immer auf dem Armaturenbrett, angeschlossen an Billigboxen vom Discounter Bradlees, der inzwischen längst pleitegegangen ist. Ich hörte Radio, denn dort wurde in jenem Sommer richtig geiler Scheiß gespielt. Es war ein historischer Sommer für die Radio-Top-40, was jeder, der es erlebt hat, bestätigen wird. Das Land war in einer schrecklichen Verfassung, der Atomkrieg stand quasi vor der Tür, die Filme, die im Kino liefen, waren Müll, das Fernsehprogramm war Müll, und die Red Sox hatten Dennis Eckersley gerade durch Bill Buckner ersetzt – nur die Popmusik war auf einem wahren Höhenflug, und die fortschrittlichste Mucke der ganzen Welt knisterte direkt aus meinen Schrottboxen.
Ich war achtzehn, und ich mochte beide Arten von Musik: Echo und The Bunnyman. Aber die Top 40 hatten sowieso ein so reichhaltiges Angebot, dass jeder verdammte Sender lauter unglaubliches Zeug spielte. Im Callahan Tunnel drehte ich die Lautstärke gerne voll auf, sodass die Musik von den Wänden zurückgeworfen wurde. Wenn Prince im Radio läuft und man so viel Eis im Kühlschrank hat, wie man nur verdrücken kann, und nichts anderes zu tun, als einen Lieferwagen durch den Bostoner Verkehr zu steuern, ohne je gelernt zu haben, wie das geht, dann ist achtzehn sein beinahe erträglich.
Den ganzen Sommer über ernährte ich mich von Eiscremeschnitten und Top-40-Hits, umfuhr den Stau auf dem Southeast Expressway und trällerte zu einer Endlosschleife aus »Purple Rain«, »99 Luftballons«, »Roxanne Roxanne«, »Ghostbusters«, »Girls Just Wanna Have Fun« und »Missing You«. Bruce Springsteens »Dancing in the Dark« hörte ich an einem Tag so oft, dass ich anfing, es ins Spanische zu übersetzen, aus einem reinen psychischen Selbsterhaltungstrieb heraus. ( ¡No haces fuego! ¡No haces in fuego en la soledad! ¡Estoy bailando, bailando por la oscuridad! ) Und jedes Mal, wenn Prince diesen kathedralenfüllenden Gitarrenakkord zum Auftakt von »Purple Rain« anschlug, fühlte es sich so an, als sei mein Eiswagen ein Raumschiff, das abhob, um Eis am Stiel in entfernte Galaxien zu liefern – selbst wenn ich gerade im Stau auf dem Storrow Drive feststeckte.
Meine Lieblingskinder erwarteten mich an der Ecke Highland und Herman in Dorchester, wo ich immer am Ende meiner Tagestour haltmachte. Stacey, Manny und Pepito führten für ein Gratiseis einen Breakdance auf oder sangen mir Lieder wie »Centipede« oder »Cool It Now« vor. An ihrer Straßenecke stand ich immer etwas länger, futterte mein Abendessen, bestehend aus La Dips und Orange Crush, blickte auf einen Tag ehrlicher Arbeit zurück und schenkte diesen Kindern alles, was ich gerade loswerden wollte. Unser kleines gemeinsames Ritual bestand darin, dass ich mich hinter der Eiswagentür verstecken und Schmerzensgebrüll von mir geben musste, wenn sie mit Steinen auf das Maul des Drachen warfen.
»Hey, Eismann, dem Drachen tut was weh!«
»Er ist verletzt!«
»Stirb, Drache!«
»Hey, Eismann, hast du ’ne Freundin?«
Die Kinder von High Point Village in
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