Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
alten Damen, die eher irritiert als erfreut über meine Anwesenheit waren. Ich hatte immer Spickzettel in der Hosentasche, damit ich auch ja keine meiner Sünden vergaß, obwohl ich nie irgendwelche schmutzigen Geschichten zu berichten hatte. Ich fuhr nie mit dem Fahrrad hin, aus Angst, jemand, den ich kenne, könnte an St. Mary’s vorbeikommen und mein Rad dort stehen sehen. Die Pfarrer der Gemeinde, die alle ausgesprochen nette und freundliche Männer waren, versuchten immer, mich aufzumuntern. Sie schienen verwundert, aber erfreut, mich zu sehen, und wir unterhielten uns oft über die Red Sox, die unseren Glauben ziemlich oft auf die Probe stellten.
Eine gute Sache daran, katholisch aufzuwachsen, ist es, dass man den religiösen Gefühlen anderer gegenüber aufgeschlossener ist, denn die eigenen sind sowieso noch viel verrückter als der bescheuerte Mist, an den die anderen so glauben. Ich freute mich auch jedes Jahr wieder auf die Messe, in der wir unser Taufgelübde erneuerten. (»Widersagst du den Verlockungen des Bööösen?« Wer hat bloß den Text zu diesem Film geschrieben? Ozzy?) Ein Popfan zu sein ist so ähnlich, wie ein Katholik zu sein. Es geht um Rituale, Zeremonien und persönliche Opfer, wenn wir unsere Kniebeugen vor den Heiligtümern machen. Wir berühren die Ikonen, wenn wir den geweihten Ort betreten, und knien nieder vor Reliquien und prächtigen Altären, die unsere geheimsten Sehnsüchte und Qualen zu etwas Großartigem erhöhen.
Ich war immer davon überzeugt, dass Rockstars alles besser wissen als ich, also brachte ich ihnen eine Art religiöse Verehrung entgegen. Ich dachte über die Existenz Gottes nach, weil Billy Idol es mir vormachte. Ich fragte mich nach dem Zusammenhang zwischen sexueller Freiheit und spiritueller Versenkung, weil Prince davon sang.
Im Grunde grenzte mein Glaube an Götzenverehrung. Ich war wie die Israeliten im zweiten Buch Mose, die sich immer wieder von falschen Idolen blenden ließen, denn sobald Gott seinem Volk den Rücken zukehrt, hintergehen sie ihn mit irgendeinem babylonischen Fischgott oder einem goldenen Kalb. Man kann die ganze Bibel im Grunde als eine lange Folge der Sitcom Herzbube mit zwei Damen lesen. Darin geht es um die Verwicklungen in der WG des Junggesellen Jack, der mit zwei Freundinnen zusammenlebt. Das Volk Gottes wird dargestellt von Jack Tripper, der immer wieder auffliegt, wenn er zwei Dates an einem Abend hat, und Gott ist der gehörnte Ehemann, der ihm einen Drink über den Kopf schüttet.
Meine Sünde bestand darin, ein Einsiedler zu sein. Es war nicht gerade eine Todsünde, und sie schützte mich vor anderen, viel interessanteren Sünden, die ich sonst vielleicht begangen hätte und die viel schändlicher gewesen wären. Ich denke, streng genommen war es gar keine richtige Sünde – eher das, was Katholiken aus der Generation meiner Eltern wohl einen »notorischen Charakter« nennen würden, also die Tendenz, Schwierigkeiten damit zu haben, bestimmten Gelegenheiten zur Sünde aus dem Weg zu gehen. Nur war ich eben auf raffiniertere Sünden aus, auf solche, die mich tatsächlich etwas lehrten.
Lourdes war ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Auf der Basis meiner Bücher hatte ich es mir als einen friedlichen, ehrwürdigen Ort im Wald ausgemalt, eine stille, kleine Grotte, in der ich einen unmittelbaren, ursprünglichen Moment mit dem wahren Gott erleben würde. Stattdessen war es wie Las Vegas. Überall Neonlichter, überall Werbetafeln für Motels, Souvenirläden und Stände, an denen die Kerzen aus Lourdes verkauft wurden. Überall Touristen. Ich war begeistert. Begeistert, weil es mich so sehr an Las Vegas erinnerte, und mein Hauptgefühl dabei war Erleichterung. Ich war begeistert von den grellen elektrischen Lichtern und all dem Lärm, und begeistert vernahm ich auch all den Trubel und die verschiedenen Sprachen und Akzente. Es unterschied sich gar nicht so sehr von einem generationenübergreifenden Hardcorekonzert in einem Punkclub, wo man an die Körper der anderen Leute im Publikum gedrückt wird und die eigenen Grenzen preisgeben muss, damit einen das ganze Gedränge und Geschiebe nicht völlig kirre macht.
Ich traute mich nicht, meiner Familie zu sagen, was für ein intensives Erlebnis das Ganze für mich war. Ich hielt mich einfach an meiner Kerze fest und hörte den anderen Pilgern beim Singen zu. Es gab keine Wunder, um die ich hätte beten können, schließlich war ich dort nicht auf der Suche nach
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