Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
ist, dass sie Mitleid mit mir gehabt hätte.
THE REPLACEMENTS
»Left of the Dial«
1986
Der Bus in die Innenstadt kam jeden Nachmittag pünktlich. Alle vierzig Minuten ratterte er die Whalley Avenue hinunter, und ich konnte ihn von meinem Zimmerfenster aus sehen. Die Werbung, die an seiner Flanke prangte, zeigte das Gesicht des Fernsehrichters Judge Wapner mit dem Schriftzug: »Heute ist das Jüngste Gericht!« Ich bin nie mit dem Bus gefahren. Ich wartete bloß darauf, die Werbung zu sehen, wenn er durch meine Straße rollte. Sie war ein weiterer Beweis dafür, dass der Welt die trivialen Omen niemals ausgehen, zumindest für einen dem Unheil holden Heranwachsenden wie mich (noch etwas übrigens, was der Welt niemals ausgehen wird). Omen wie diese waren Dutzendware, und ich war der Trottel, der sie kaufte.
Ich lebte in einem Haus voller Hippies in New Haven und schlief auf einem Futon in einer Ecke des Zimmers meines Freundes Bob. Es war das erste Mal, dass ich auf mich gestellt war und Miete zahlte. Für mich fühlte es sich an wie ein mutiger Schritt hin zum Mannsein. An Samstagnachmittagen machten Bob und ich oft Jell-O-Pudding in der Küche, und unsere Mitbewohner standen um uns herum und starrten wie gebannt in die Schüssel. Es war auch das erste Mal, dass ich ein vages Gefühl dafür bekam, was Drogen sind.
Wir wohnten in einem heruntergekommenen Viertel mit vielen Pennern, die um den Schnapsladen an der Ecke herumlungerten und überall ihre leeren Fuselflaschen stehen ließen. Ein Auto in unserer Straße trug einen Aufkleber auf der Stoßstange, auf dem ein schwarzer Jesus zu sehen war, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit Prince hatte. Darauf stand »MEIN PRINZ MACHT REGENBOGEN … KEINEN PURPLE RAIN!« Meine Mitbewohner hingen die meiste Zeit über auf der Couch rum oder spielten Bongos und Gitarre, während ich für alle Erdnussbuttersandwichs schmierte und schmachtende Liebesbriefe an ein rothaariges Mädchen in Nova Scotia in Kanada schrieb.
Ich jobbte in einer Bibliothek und lebte von meiner täglichen Ration Hotdogs mit extra Käse und einem Liter Cola, die es für einen Dollar neunundsechzig im Wawa Food Market gab. Jeden Tag gegen Mittag wachte ich auf, wälzte mich herum und drückte den Play-Knopf an dem Gettoblaster, der neben meinem Futon stand. Dann machte ich, noch schläfrig, Pläne für den bevorstehenden Tag, während die Replacements aus den Boxen dröhnten. Bevor ich zur Arbeit musste, vertrödelte ich den Nachmittag unter einem Baum und las in den Bekenntnissen des Heiligen Augustinus. In jenem Frühjahr hatte ich zum ersten Mal Ulysses und Ein Porträt des Künstlers als junger Mann gelesen, und diese Lektüre hatte mein irisch-katholisches Weltbild ziemlich aufgemischt. Ich war voller Fragen über Gott und das Universum. Und natürlich kamen die Antworten darauf alle aus meinem Gettoblaster.
Die Replacements nahmen mir ein wenig meine Ängste, weil sie gute Fantasiefreunde abgaben. Sie sahen aus wie eine Band, in der man gerne Mitglied wäre. Manche Bands wie Lynyrd Skynyrd oder Earth, Wind & Fire eigneten sich einfach besonders für diese Fantasie, denn sie wirkten, als könnte man einfach bei ihnen vorbeikommen, und sie würden es gar nicht bemerken, wenn man für ein paar Alben mit ihnen rumhängt. Jonathan Richman sagte einmal, dass er nur deshalb eine Band gegründet habe, weil er sich einsam fühlte. Die Replacements waren Fantasiefreunde, an denen ich üben konnte, bis ich so weit war, echte Freunde zu haben.
Abends versammelten sich alle auf der Couch, um durch den dichten Qualm der Bong hindurch in den stumm ge schalteten Fernseher zu starren, durch die Kanäle zu zappen und dabei aus dem Gettoblaster Laurie Anderson zu hören. Unser Ziel war es, zufällige kosmische Synchronizitäten in den Ätherwellen des kollektiven Unbewussten zu entdecken. Einmal zappten wir zufällig auf einen Superman-Zeichentrickfilm, während »O Superman« lief. Wir flippten alle total aus und rannten aus dem Zimmer.
In unserer Straße gab es noch ein weiteres Hippieh aus, in dem ein paar Typen wohnten, die eine Band namens Acidemix hatten. Der einzige Song, den sie spielen konnten, war »Bela Lugosi’s Dead« von Bauhaus, aber den spielten sie dafür stundenlang.
Oft drückten sich die Kinder aus der Nachbarschaft in unserem Garten herum, hauptsächlich wegen Nick, der eine Boa Constrictor in seinem Zimmer hatte. Seit Nick den Kindern Bo einmal gezeigt hatte, waren wir das
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