Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
gefragteste Haus der Gegend. Sie standen jeden Abend Schlange, um zuzusehen, wie Bo sein Abendessen bekam. Nick kam mit einer Maus in einer Schachtel angeradelt. Auf einer Seite der Schachtel aus der Tierhandlung stand: » Ich habe ein Zuhause gefunden !« Auf der an deren: »JEMAND LIEBT MICH WIRKLICH!« Und dann war da noch ein Foto von einem Jungen und einem Mädchen, die fröhlich mit ihrem neuen Hamster spielten.
»Isst sie das Ding?«
»Meine Fresse.«
»Tötet sie sie zuerst?«
»Ist die Maus tot?«
»Ich kann sie sehen.«
»Jetzt ist sie bestimmt tot.«
Nachdem die Schlange die Maus dann verdrückt hatte und die Kinder aufgehört hatten zu schreien, warf Nick die leere Schachtel in den Flur, wo sich bereits eine kleine Gedenkpyramide stapelte. Jeden Abend, wenn ich nach Hause kam, stieg ich über den Haufen ICH-HABE-EIN-ZUHAUSE-GEFUNDEN!-Schachteln.
In diesem Sommer machte ich viele Dinge zum ersten Mal: einen Mietvertrag unterschreiben, Bier trinken, Kaffee trinken, mir selbst die Haare schneiden, Gras rauchen, Knete rauchen (wir brauchten den ganzen Abend, um festzustellen, dass es sich nicht um Hasch handelte). Ich lernte, wie man Geschirr abspült und Pasta kocht. Aber bei Sex und Hacky Sack zog ich die Grenze. Einer meiner Mitbewohner, Matt, verlor seine Jungfräulichkeit, doch ich verpennte die ganze Sache. Jorge Luis Borges starb in der Nacht, als ich zum ersten Mal Gras rauchte. Da saß ich also am Morgen danach im Garten, noch immer leicht matschig, gefangen in den Trümmern meiner katholischen Schuldgefühle, und las in der Zeitung, dass eines meiner großen literarischen Idole über Nacht dahingeschieden war, und ich war mir sicher, dass Gott damit die ganze Welt für mein dreistes Vergehen bestrafte.
Jeder im Haus machte Musik. Oft saßen wir die ganze Nacht auf der Veranda; Jeffrey und James an der Gitarre, Nick an den Bongos und David an der Flöte. Jeffrey und ich schrieben schwülstige Balladen von Leid und Elend (Titelbeispiel: »My Baby’s Sleeping in a Burning House«). Jeffrey versuchte, mir das Gitarrespielen beizubringen, weil ich unbedingt bei ihren Jamsessions mitmachen wollte, aber meine Finger mochten sich dem unnachgiebigen Drängen meiner Ambitionen einfach nicht fügen. Mein ehrgeiziger Wunsch, der nächste Bob Dylan zu werden, wurde nachhaltig dadurch behindert, dass ich noch nicht einmal die läppischen Akkorde von »Love Stinks« hinbekam.
Hin und wieder verschwanden meine Mitbewohner, zum Beispiel, um der Sommertournee von Grateful Dead hinterherzujagen, nachdem Jerry García wieder aus dem Koma erwacht war. Ich ging zum Dylan-Konzert im Ma dison Square Garden, eine große Pilgerreise für mich. Sei ne Begleitband war Tom Petty and the Heartbreakers, die keinen seiner Songs zu kennen schien, also klang jedes Lied genau wie Billy Idols »White Wedding«. Aber was soll’s – ich habe Bob Dylan live gesehen. Wir beschlossen außerdem, eine Pilgerfahrt zu jedem Ort in New York zu machen, der in einem Lou-Reed-Song erwähnt wird. Am Union Square fingen wir an, aber auf dem Weg zur berüchtigten U-Bahn-Station Lexington 1-2-5 bekamen wir kalte Füße.
Ich war auch auf dem Replacements-Konzert in Providence. Keine Frage, es sollte die bis zum damaligen Zeitpunkt beste Nacht meines Lebens werden. Es war ein generationenübergreifendes Konzert im Living Room. Als Vorgruppe spielte eine Hardcoreband namens That’ll Learn Ya. Der Sänger der Replacements, Paul Westerberg, und der Leadgitarrist Bob Stinson kamen raus in den Saal, um sich die Gruppe anzusehen. Das war das erste Mal, dass ich erlebte, wie die Mitglieder der Hauptband sich unters Publikum mischten. Aber sie gingen nicht in der Menge unter. Paul Westerberg trug diese weiten, gestreiften Siebziger-Jahre-Hosen, und Bob Stinson hatte eine Toga an.
Als Westerberg an der Bar saß, nervte mich mein Mitbewohner so lange, bis wir hingingen, um hallo zu sagen. Ich erstarrte und brachte kein Wort heraus, aber er lächelte, schüttelte uns die Hände und sagte: »Also, Leute, dann werd ich mal meine Kool zu Ende rauchen.« Als er dann Richtung Backstage verschwand, starrte ich auf den Zigarettenstummel im Aschenbecher. Ich zögerte nur eine Sekunde, bevor ich mich draufstürzte. Den restlichen Abend trug ich den Koolfilter in der Hosentasche herum wie einen Talisman.
Ich hatte ein paar Wattebäuschchen aus alten Aspirinflaschen aufbewahrt. Vorne an der Bühne stopfte ich mir ein paar davon in die Ohren und reichte den
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