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Mit Pflanzen verbunden

Mit Pflanzen verbunden

Titel: Mit Pflanzen verbunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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in einem willenlosen Zustand gehalten. Diese chemische Zwangsjacke ist Bestandteil des wenig verstandenen traditionellen afrikanischen Justizsystems. Mehr dazu siehe Wade Davis „ The Serpent and the Rainbow“ (1985).

Die augenähnlichen schwarzen Beeren der Tollkirsche

Das Venusbecken der Karde

Die seltene rosafarbene Form der Schafgarbe
    Die Lichtpflanze – das Johanniskraut

Schafgarbe
    Die erste Schafgarbe finde ich hier,
Im Namen Christi pflück ich sie mir,
Und wie Jesus Maria mit Liebe bedacht,
Mög’ im Traum mir erscheinen
Mein Liebster heut Nacht!
    Alter Orakelspurch

    Die Schafgarbe ist eine magische Pflanze. In ihr, sagt Rudolf Steiner, seien Schwefelprozesse am Werk, und Schwefel sei geradezu der Träger der Gestaltungskraft des Geistigen. Der kosmische Geist „benetzt seine Finger mit Schwefel“, wenn er gestaltend an der stofflichen Materie arbeitet (Steiner 1963: 126). Dieser „Schwefel“ oder Sulphur, von dem der Anthroposophenmeister spricht, ist nicht im rein chemischen, sondern im alchemistischen Sinn zu verstehen: Sulphur ist Lichtträger, „Sonnenausschwitzung“, Sohn der Sonne, das „nicht brennende Feuer“. Es wird wohl diese „Schwefelnatur“ sein, die überall die Schafgarbe zur geeigneten Orakelpflanze macht. Seit Jahrtausenden werden die zähen Schafgarbenstängel in China für das Orakel I-Ging 1 verwendet, um Licht auf die Schicksalsgestaltungskräfte zu werfen. Die Weissagestäbchen, die in der Hand gehalten werden, stellen angeblich eine natürliche Verbindung zwischen dem Ratsuchenden und den Kräften des Feng-Shui her, den Adern der Chi -Energie, die den gesamten Kosmos durchströmen und künftige Ereignisse herbeiführen. Und in Europa legten die Mädchen Schafgarbe unter das Kissen, um ihren künftigen Herzallerliebsten im Traum zu sehen. Dazu sagten sie den oben zitierten Spruch oder diesen aus England auf:
    Thou pretty herb of Venus tree
    Thy true name be yarrow
    now who my bosom friend may be
    pray tell me tomorrow.
    (Du hübsches Kraut des Venusbaums,/dein wahrer Name ist Garbe,/zeig mir heut Nacht in meinem Traum/den Liebsten, den ich habe.)
    Auch orakelten Frauen mit der Schafgarbe, um zu sehen, ob der Liebste, der in der Ferne weilte, treu geblieben war. Sie schoben ein Blättchen in die Nase, drehten es dreimal, und wenn die Nase blutete, war er treu, wenn nicht, war er untreu. Auch dazu gab es einen Spruch, etwa:
    Schafgarbe, Schargarbe, ist der Liebste mir gut,
    kommt weder Wasser noch Schaum, sondern rotes Blut.
    Der entsprechende englische Spruch lautet:
    Yarrowway, yarrowway, you bear a white blow
    If my love love me my nose will bleed now.
    (Schafgarbe, Schafgarbe, du trägst eine weiße Blüte. Liebt mein Liebster mich, dann wird meine Nase jetzt bluten.)
    Da die Enden der Fiederblättchen mit winzigen Stachelborsten versehen sind, kommt es meistens zum Nasenbluten. Schulkinder in Frankreich benutzten diese Methode, um Nasenbluten vorzutäuschen und den Unterricht verlassen zu dürfen.
    In Frankreich legte man den Kindern Schafgarbenblätter auf die Augenlider, damit sie gute Träume hätten. Man glaubte, dass die Lichtkraft der Schafgarbe Dämonen vertreibt.
    Beim altgermanischen Fest der Wiederkehr der Lichtgöttin Ostara im Frühling wurden Eier – Symbol des neu erwachenden Lebens – mit Schafgarbenblättern umwickelt und in Farbe getaucht, um ihnen schöne Muster zu geben. Zugleich gehörten junge Schafgarbenblättchen mit in die grüne Suppe – die „Grüne Neune“, später die Gründonnerstagsuppe –, die von den europäischen Waldvölkern als Kultspeise gegessen wurde. Die grüne Suppe sollte die Menschen mit der Kraft der neu erwachenden Vegetation verbinden. Das blühende, der holden Freya geweihte Kraut war auch immer Bestandteil des Heilkräuterbüschels, das in den heißen Hundstagen, im Augustvollmond, von den Hausfrauen geweiht wurde. In den Zeiten, ehe es Ärzte, Versicherungen und Pharmaindustrie gab, waren diese jährlich erneuerten Kräuterbüschel die Apotheke für Haus und Stall. In einigen Gegenden lassen die Bäuerinnen noch heute ihren „Augustmeien“, „Sang“, Würzbüschel, Kräuterwisch oder Marienkräuterstrauß zu Maria Himmelfahrt (15. August) in den Kirchen segnen. Die Pflanze war so heilig, dass man mancherorts den Kopf der Verstorbenen auf ein Kissen aus Schafgarbe bettete.
Im Reich der Venus
    Die Schafgarbe kannte ich zwar, hatte mich aber nie sonderlich für sie interessiert. Sie war es, die mich rief.

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