Mit Schimpf und Schande
aber besorgt oder auch nur verärgert.
»Ich verstehe, Euer Gnaden. Nun, wenn Sie sich weigern, dann weigern Sie sich eben.« Der Baron zuckte mit den Schultern und lächelte unfreundlich. »Nachdem wir dies nun hinter uns gebracht haben, nehme ich an, sollte ich zum zweiten Thema kommen, über das ich mit Ihnen sprechen wollte.«
»Und das wäre?« fragte Cromarty kurz angebunden, als der Baron erneut abwartete.
»Der Bund der Konservativen«, begann High Ridge, und seine Augen funkelten triumphierend, was ebenso seltsam anmutete wie zuvor sein Lächeln, »hat selbstverständlich den Antrag der Regierung, der Volksrepublik Haven den Krieg zu erklären, aufs sorgfältigste geprüft.«
Alexander versteifte sich erneut und riß in erschrockenem Unglauben die Augen auf. High Ridge sah kurz auf ihn, dann fuhr er mit gewissem prahlerischem Jubel fort:
»Unbestritten müssen die havenitischen Übergriffe auf unser Territorium mit größter Sorge betrachtet werden. In Anbetracht der neuesten politischen Entwicklung innerhalb der Volksrepublik glaube ich jedoch, daß eine – besonnenere Reaktion vonnöten ist. Ich begreife durchaus das Begehren der Admiralität, den havenitischen Übergriffen rasch und mit aller Härte zu begegnen, aber die Admiralität leidet eben doch unter der Kurzsichtigkeit, die militärischen Institutionen zu eigen ist, und erkennt nicht die Notwendigkeit der Zurückhaltung. Interstellare politische Konflikte neigen schließlich und endlich dazu, sich mit der Zeit von selbst zu lösen, ganz besonders aber in einer Situation wie dieser. Und vom Standpunkt des Bundes betrachtet, ist die ungerechtfertigte Feindseligkeit der Admiralität gegenüber Lord Young nur ein weiterer Hinweis darauf, daß ihr Urteil – nun, sagen wir, nicht unfehlbar ist.«
»Kommen Sie zur Sache, Mylord«, fuhr Cromarty, alle Vorspiegelungen von Freundlichkeit über Bord werfend, ihn an, und High Ridge zuckte die Achseln.
»Aber natürlich, Euer Gnaden – zur Sache. Und die besteht darin, daß ich Sie zu meinem Bedauern über Folgendes in Kenntnis setzen muß: Sollte die Regierung in nächster Zeit auf eine Kriegserklärung und uneingeschränktes militärisches Vorgehen gegen die Volksrepublik Haven drängen, so wird der Bund der Konservativen aus prinzipiellen Erwägungen keine andere Wahl haben, als in die Opposition zu gehen.«
2
Die kalte Anspannung im einzigen funktionstüchtigen Beiboothangar von HMS Nike war geradezu greifbar und dennoch nur ein schwacher Widerhall des inneren Aufruhrs, der in Honor Harrington tobte. Ohne Nimitz’ warmes Gewicht fühlte ihre Schulter sich leicht und verwundbar an, aber ihn hierher mitzubringen wäre einfach ein Fehler gewesen. Die Persönlichkeit der empathischen Baumkatze war zu unkompliziert, als daß er seine Gefühle so hätte verbergen können wie die Förmlichkeit des Anlasses erforderte. Um genau zu sein, besaß auch sie selbst keine Veranlassung, hier zu sein, und doch stand sie bewegungslos und mit hinter dem Rücken verschränkten Armen da und fragte sich, weshalb sie wirklich erschienen sei.
Als Captain Lord Pavel Young den Hangar betrat, wandte sie den Kopf, die mandelförmigen Augen dunkel und gelassen. Wie gewohnt betonte eine teure Uniform sein makelloses Äußeres, doch war sein Gesicht jeden Ausdrucks beraubt. Er blickte starr nach vorn und ignorierte den schweigenden, bewaffneten Lieutenant des Marinecorps, der ihm auf Schritt und Tritt folgte.
Als sein Blick auf Honor fiel, entglitt ihm für einen Moment lang die ausdruckslose Maske. Seine Nasenflügel bebten, und er preßte die Lippen zusammen. Dann atmete er tief durch und überwand sich, quer über die Hangargalerie auf sie zuzugehen. Er blieb vor ihr stehen, und Honor straffte die Schultern und salutierte.
Überrascht flackerten seine Augen, dann hob er die Hand und erwiderte den Gruß. Wie Young ihn ausführte, bedeutete er keine Respektbekundung. Herausforderung und Haß sprachen aus seiner ›Ehrenbezeugung‹, aber auch eine winzige Spur von etwas wie Dankbarkeit. Honor wußte, daß er nicht damit gerechnet hatte, von ihr empfangen zu werden. Daß er nicht wollte, daß sie hier stand und seine Erniedrigung beobachtete. Dennoch verspürte sie zu ihrem Erstaunen keinen Triumph. Dreißig T-Jahre lang war Pavel Young ihr schlimmster lebender Feind gewesen, doch als sie ihn nun vor sich sah, bemerkte sie von ihm nichts außer seiner Erbärmlichkeit, sah nur den verwöhnten, kleingeistigen Egotisten,
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