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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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die verbitterte Rekapitulation bemerkte, und mit einem letzten innerlichen Aufstöhnen schob Honor den Gedankengang beiseite. Entschuldigend liebkoste sie den Baumkater sanft und hob ihn sich auf den Schoß. Er antwortete mit einem verzeihenden Schnurren, und sie versank wieder in ihre Betrachtung, diesmal jedoch entschlossen, Abstand zu wahren.
    Die Opposition reißt sich ein Bein aus, um mich zu diskreditieren , dachte sie. Das kenne ich ja bereits, aber diesmal halten sich die regierungsnahen Newsdienste zurück. Kein Wort zu meinen Gunsten. Nicht, daß sie ihnen das vorwerfen wollte. Was auch immer geschehen würde, die politischen Nebenwirkungen würden brutal sein. Die Regierung hatte keine andere Wahl, als sich von dem Duell zu distanzieren, ganz besonders deswegen, weil die Opposition sich nichts sehnlicher wünschte, als daß die Regierung Stellung bezog. Honor hatte schon festgestellt, daß sie damit leben konnte, ja, daß es ihr tatsächlich so lieber war. Die Angelegenheit betraf nur Pavel Young und sie – sie wollte gar nicht, daß irgend jemand sich einmischte.
    »Und Sie sind sicher, daß er sich nicht hervorwagt?« vergewisserte sie sich schließlich.
    »Absolut.« Neufsteiler beugte sich vor und sagte noch leiser als zuvor: »Wir haben jemanden in seinem Personal, Mylady. Nur einen Chauffeur, aber in dieser Eigenschaft kennt er natürlich alle Fahrpläne.«
    »Ich muß ihn zu fassen bekommen«, murmelte Honor. »Es muß einfach einen Moment geben, in dem er mir nicht ausweichen kann – selbst wenn es nur ein paar Minuten dauert. Ich brauche nur so viel Zeit, daß ich die Forderung aussprechen kann, Willard.« Sie zögerte und schaute mit düsterer Miene in ihr Weinglas. »Wenn er ins Parlament geht, dann können wir ihn vielleicht dort stellen. Er muß irgendwie um das Gebäude herumkommen. Wenn wir seinen Zeitplan in die Hände bekommen …«
    »Mylady, ich gebe mir größte Mühe«, wandte Neufsteiler mit einem Seufzen ein, »aber die Chancen stehen einfach gegen uns. Schließlich weiß er doch, daß Sie ihn jagen, und er besitzt den Vorteil, ununterbrochen auf dem Planeten zu sein. Sie wollen seinen Zeitplan so weit im voraus erhalten, daß Sie herunterkommen und ihn ausnutzen können? …« Er schüttelte den Kopf und seufzte wieder. »Nun, wir geben bereits achtzigtausend am Tag dafür aus; noch ein paar Detektive erhöhen die Rechnung auch nicht wesentlich.«
    »Gut, Willard. Ich glaube, dann s …«
      »Deckung!«
    Wie eine Stahlklaue packte eine Hand Honor bei der Schulter. Sie riß die Augen weit auf, als Andrew LaFollet sie nach hinten zerrte. Ihr Stuhl torkelte über den Rand der Plattform und fiel in einer ballistischen Kurve in Richtung Atriumboden; LaFollet schleuderte Honor bereits unter den Tisch. Niemals hätte sie ihm solche Körperkraft zugetraut, und als er sich mit vollem Gewicht auf sie legte, grunzte sie.
    Einen Augenblick, bevor LaFollet sie packte, war Nimitz von ihrem Schoß gesprungen, offensichtlich durch die schlagartig aufwallenden Emotionen des Graysons gewarnt. Honor vernahm seinen Kriegsschrei, der klang wie Leinwand, die von Krallen zerrissen wird, als sie den Boden berührte. Es gelang ihr, nach ihm zu greifen und ihn im letzten Moment an sich zu ziehen, bevor er sich auf den oder das stürzte, was sie bedrohte.
    Und das war gut so, denn während sie noch versuchte, sich über die Lage klar zu werden, ertönte das fauchende Heulen eines Pulsers. Explosivbolzen zerrissen die Treppe, die von den Kellnern benutzt worden war – die Nimitz benutzt hätte –; sie zerfetzten den Rand der Eßplattform. Neufsteiler schrie auf – ein gezackter Splitter hatte sich ihm in den Rücken gebohrt. Dann stand Candless dort und zog den Finanzberater aus der Schußlinie; in seiner anderen Hand erschien ein Pulser. Honor versuchte aufzustehen, während sie gleichzeitig einen fauchenden, zischenden Baumkater unter Kontrolle hielt. LaFollet stieß sie fluchend mit dem Ellbogen nieder, als sie sich zu regen begann. Sterne durchschwirrten ihr Gesichtsfeld, dann verlagerte der Major auf ihr sein Gewicht, und direkt an ihrem Ohr jaulte ein Pulser auf. Jetzt fingen auch die anderen Gäste an zu schreien und zu brüllen.
    Honor wandte den Kopf; sie war sich schwach bewußt, daß sie heftig nach Luft schnappte, so hart hatte LaFollet sie zu Boden gedrückt. Sie sah, wie die Vollgeschosse aus dem Pulser ihres Leibwächters den Körper eines Menschen durchsiebten, daß das Blut gegen die

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