Mit Schimpf und Schande
sorgfältig ab. Schließlich seufzte er. »Sie sind meine Gutsherrin, Mylady«, sagte er; »wenn Sie in ein Restaurant gehen wollen, dann gehen wir, und ich hoffe, daß ich mir ohne Grund Sorgen mache. Aber wenn etwas vorfallen sollte, erwarte ich, daß Sie meine Befehle befolgen.«
Er sah sie mit manifester Sturheit an. Honor nagte an ihrer Oberlippe, während sie seinen Blick erwiderte. Endlich nickte sie. »Also gut, Andrew. Sobald etwas passiert, haben Sie das Kommando. Ich werde sogar zuhören, wenn Sie mir vorwerfen: ›Habe ich’s nicht gleich gesagt?‹«
»Vielen Dank, Mylady. Ich hoffe, daß es dazu nicht kommen wird.«
Honor klopfte ihm wieder auf die Schulter, dann sah sie Neufsteiler an. »Da fällt mir ein, Willard, wie weit sind wir mit den Überweisungen nach Grayson?«
»Äh – nun, es geht voran, Mylady.« Bei dem plötzlichen Themenwechsel mußte Neufsteiler sich innerlich umstellen. »Ich fürchte nur, die Transaktion wird etwas schwieriger, als Sie sich das anscheinend vorgestellt haben. Da Sie manticoranische Untertanin sind und Ihr Finanzbesitz sich zum größten Teil hier befindet, unterliegen Sie technisch auch bei Investitionen außerhalb des Systems den manticoranischen Körperschaftssteuern. Es gibt allerdings Wege, das zu umgehen. Ich habe Regent Clinkscales bereits vier Millionen überwiesen. Die Gründungspapiere habe ich nach graysonitischem Gesetz abgefaßt – damit können wir vom Status des meistbegünstigten Staates und den Steuernachlaßanreizen profitieren, die die Krone auf Grayson ausgedehnt hat. Zusammengenommen kommen wir dabei ganz ohne Steuerlast davon, aber damit sind wir an der Grenze dessen, was für ein Projekt mit nur einem Investor machbar ist – es sei denn, wir erhalten vom Schatzamt eine Sonderbefreiung, und ich glaube, das liegt im Rahmen des Möglichen. Bedenkt man jedoch Ihren Status als Gutsherrin, wäre es vielleicht keine schlechte Idee, Ihren Gesamtbesitz nach Grayson zu überweisen. Ich beschäftige mich im Moment noch mit der Finanzstruktur Ihres Gutes, aber es gibt zwei oder drei graysonitische Steuerverordnungen, die für uns sehr interessant sein …«
Honor nickte, hob den Arm und streichelte Nimitz. Mit halbem Ohr hörte sie zu, während der Lift den fünfhundertstöckigen Turm hinuntersauste, und genoß den Ausblick auf die florierende Hauptstadt des Sternenkönigreichs. Sie wußte, daß ihre Erinnerung ihr alle Fakten Wort für Wort abspielen würde, sobald sie die Informationen benötigte. Im Moment hatte sie andere Dinge im Kopf, und so lange Willard mit seinen Finanzschachzügen zufrieden war, konnte sie sich auf das konzentrieren, was wirklich eine Rolle spielte.
Regiano’s war ein luftiges Restaurant mit hoher Decke, das sich über ein Atrium mit fünf Stockwerken erstreckte. Im Prestige lag es irgendwo in der Mitte zwischen Cosmo’s und Dempsey’s, aber es besaß eine eigene lebhafte und doch entspannte Atmosphäre. Falls das Personal den Anblick sphinxianischer Baumkatzen nicht gewöhnt war, so paßte es sich jedenfalls sehr rasch an. Niemand machte eine Bemerkung, Haustiere müßten draußen bleiben, und eilends schaffte man für Nimitz einen hohen Stuhl herbei. Davon abgesehen war auch das Essen gut. Zwar handelte es sich nicht um ›original alterden-italienische‹ Küche, wie die Besitzer von Regiano’s behaupteten – Honor war schon einmal auf echtes italienisches Essen gestoßen und kannte daher den Unterschied –, aber es schmeckte so gut, daß sie ihnen die kleine Wahrheitsbeugung verzieh. Außerdem war der Weinkeller ausgezeichnet.
Sie lehnte sich zurück, damit der Kellner ihren Teller abräumen konnte, und nippte an einem Glas Weißherbst. Der angenehme leichte Biß deutete auf ein sphinxianisches Anbaugebiet hin, und sie ließ ihn über die Zunge rollen, während sie wartete, daß die Kellner ihre Aufgaben verrichteten und wieder verschwanden.
Sie saß mit ihren Gefährten auf einer Plattform aus polierter Goldeiche, die acht Meter über dem Boden schwebte. Sie wußte nicht genau, ob der Architekt mit Gravplatten im Boden oder Traktorstrahlern in der Decke arbeitete. Beides wäre möglich gewesen, denn weder direkt über noch unter ihnen befanden sich weitere Plattformen, aber welche Rolle spielte das schon? Der Schwebeeffekt wirkte sehr angenehm, und die Position der Plattform verschaffte ihnen allen Abgeschiedenheit und Andrew LaFollet einen sehr guten Überblick.
Sie sah über die Schulter auf den Major und
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