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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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hatte sie die Tatsache niemals jemandem gemeldet. Paul hatte es trotzdem bemerkt, und ebenso, fürchtete Honor, Mike Henke, James Mac-Guiness und ihre Eltern. Sonst allerdings niemand, und bei jenen fünf Menschen vertraute sie darauf, daß sie das Geheimnis bewahrten. Honor wußte nicht genau zu sagen, weshalb ihr das so wichtig war, aber so war es.
    Nun saß Nimitz vor ihr und schaute ihr geduldig in die Augen, während sie versuchte, seinen Gedanken eine Nachricht zu entnehmen. Das war nicht leicht, denn sie konnten nichts anderes austauschen als Emotionen und einige extrem vage Bildvorstellungen, aber sie hatten geübt, und plötzlich mußte Honor laut lachen.
    »Was ist?« wollte Paul wissen.
    »Ich glaube, wir ziehen uns lieber an«, erklärte Honor.
    »Warum?« Paul stützte sich auf die Ellbogen und erhob sich ein wenig. Fragend wölbte er die Augenbrauen. Honor stand grinsend auf und griff nach dem Seidenkimono, den ihre Mutter ihr einmal geschenkt hatte.
    »Mac ringt sich gerade dazu durch, uns zu stören, und ich möchte ihn nicht gern schockieren.«
    »Mac«, entgegnete Tankersley trocken, »weiß alles über uns, Liebste. Wenn einer uns häufig genug den Rücken gedeckt hat, dann er.«
    Honors Grinsen milderte sich zu einem zustimmenden Lächeln. Der Steward war doppelt so alt wie sie und schien sie häufig als rücksichtslose Heranwachsende zu betrachten, der selbst noch die Vernunft abging, den Schleusendruck zu überprüfen, bevor sie in die Kammer trat. Aber obwohl er stets großen Rummel um sie veranstaltete und auch nicht darüber stand, sie zu manipulieren (selbstverständlich stets zu ihrem Besten), war er doch eine Seele von Diskretion. Honor wußte genau, daß er jeden von Pauls Besuchen registrierte und sich bemühte, jede Störung abzufangen – wofür sie ihm außerordentlich dankbar war. Außerdem freute er sich für sie, und das war ihr sogar noch wichtiger.
    »Ich bin mir selbstverständlich bewußt, daß er über uns Bescheid weiß«, sagte sie schließlich. »Das ist auch genau das Problem. Er befürchtet, wir könnten … äh, beschäftigt sein, und wenn er anruft und ich keine Bildverbindung annehme, dann glaubt er sicher, er hätte uns unterbrochen. Also zieh dir was an, du Exhibitionist!«
    »Befehle, Befehle, nichts als Befehle«, grummelte Paul. Er griff nach seinem Bademantel und stand auf, dann strich er sein Haar hinter den Kopf zurück. Honor beobachtete ihn dabei mit einigem Neid. Ihr eigenes Haar war mittlerweile wieder lang genug, um es zu einem Pferdeschwanz zu binden – das mußte sie nun sogar tun, wenn sie einen Helm aufsetzen wollte –, aber Pauls Haar hing als längerer, dickerer Zopf herunter, als sie ihn besaß; allerdings arbeitete sie daran, ihn einzuholen. Das Gesicht und die Finger in seinem tiefen, dichten Haar vergraben zu können bedeutete eine so sinnliche Erfahrung, daß sie ihm die gleiche Gelegenheit bieten wollte.
    Sie lachte leise und betrachtete sich im Spiegel, wie sie sich eine Bürste durch das seidige Kraushaar zog. Es war nun weniger lockig als früher; um genau zu sein, waren die Enden nach wie vor lockig, aber die Strähnen legten sich immer mehr in eine Art elegante Welle, je länger sie wurden. Auch darüber freute Honor sich. Eine Weile hatte sie befürchtet, ihr Haar so tragen zu müssen wie Mike, aber bei jemandem von Honors Körpergröße hätte der klassische Stil, den man aus in den Nebeln der Etymologie verlorengegangenen Gründen als ›Afro‹ bezeichnete, wohl ein wenig zu – überwältigend gewirkt.
    Bei dem Gedanken mußte sie erneut grinsen und legte die Bürste dahin, wo sie hingehörte. Sie hatte sie gerade verstaut und den Gürtel des Kimonos zugezogen, als das Terminal piepte.
    »Siehst du?« fragte sie triumphierend und drückte den Annahmeknopf. »Hallo, Mac. Was kann ich für Sie tun?«
    Bei ihrem fröhlichen Ton begann MacGuiness auf dem Terminaldisplay zu lächeln; seine Erleichterung, daß er tatsächlich nicht in einem delikaten Augenblick gestört hatte, war offensichtlich.
    »Bitte entschuldigen Sie die Störung, Ma’am, aber Commander Chandler übermittelte zwei Nachrichten für Sie.«
    »Aha?« Honor hob eine Augenbraue, und in ihrem Geist begannen Zahnräder ineinanderzugreifen, als sie die Persönlichkeit der Kommandantin in den Vordergrund schob. »Welche Arten von Nachrichten, Mac?«
    »Bei der ersten scheint es sich um den aktualisierten Reparaturplan des Hafenkapitäns zu handeln, Ma’am. Ich habe

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