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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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schien sich nicht gegen sie zu richten, und doch hatte White Haven mehr im Sinn als nur ein gemeinsames Abendessen.
    Kopfschüttelnd seufzte sie, erhob sich und streifte den Kimono ab. Was auch immer es war, es konnte warten. Im Augenblick hatte sie einen Mann in der Dusche, und die Gelegenheit war einfach zu gut, um sie zu verschwenden.
     

11
    Bootsmannspfeifen schrillten, und die zur Seite angetretenen Männer und Frauen nahmen Haltung an. Der junge Lieutenant an der Spitze salutierte, als Honor in den Beiboothangar von HMS Queen Caitrin trat. Es gelang ihr, nicht zu grinsen und die ruhige, kühle Kommandantinnenmiene aufrechtzuerhalten, während Nimitz sich auf ihrer Schulter in Positur brachte, als gälte der ganze Zirkus allein ihm. Trotzdem zuckte ihr ganz kurz Genugtuung über das Gesicht, als sie den Offizier erkannte, der neben der Seite wartete. Der gewaltige Superdreadnought, den dieser Offizier befehligte, ließ ihr eigenes Schiff nicht viel größer erscheinen als ein Beiboot, und doch war Earl White Havens Flaggkommandant herunter in den Hangar gekommen, um sie persönlich zu begrüßen.
    »Willkommen an Bord, Lady Harrington.« Frederick Goldstein war ein Captain des Formats, das man beim Flaggkommandanten von Admiral White Haven erwarten durfte, nicht nur einer der respektiertesten Kommandanten innerhalb der RMN, sondern auch einer der dienstältesten. Gerüchte besagten, er stehe auf der Liste derer, die demnächst zum Commodore befördert würden, ganz oben, und dieser Mann lächelte sie in ehrlich gemeintem Willkomm an.
    »Vielen Dank, Sir«, sagte sie, ergriff die Hand, die er ihr hinhielt, und er lächelte noch breiter.
    »Ich nehme an, Sie sind ganz froh, von Bord der Nike gehen zu können, ohne der Journaille über den Weg zu laufen«, meinte er, und Honor lächelte zur Antwort.
    »Nun, Sir, ich fürchte, sie sind vielleicht ein wenig zu lästig geworden.«
    »Ganz unter uns, Dame Honor, das waren sie immer. Und ebenfalls unter uns möchte ich Ihnen herzlich zu Ihren Taten bei Hancock gratulieren. Das war gut gemacht, Captain. Sehr gut gemacht.«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte Honor erneut, und sie meinte es ernst. Ein Offizier wie Goldstein mußte ganz genau wissen, wie es bei Hancock gewesen war, und das machte ein Kompliment aus seinem Munde erheblich wertvoller als jede Lobhudelei durch Zivilisten. »Ich wünschte, ich würde die Anerkennung verdienen, Sir, aber es war Admiral Sarnows Schlachtplan, und wir hatten gute Leute, die ihn ausgeführt haben. Und eine Menge Glück.«
    »Daran zweifle ich nicht.« Goldsteins Blick verriet, daß er sowohl mit ihrer Antwort als auch mit dem Ton, in dem sie gegeben wurde, zufrieden war. »Ich kenne Mark Sarnow, und ich kann mir denken, wie das Geschwader ist, das er sich zusammengeschmiedet hat. Trotzdem erforderte es Umsicht und Mumm, all das, was er Ihnen zur Verfügung stellte, richtig zu benutzen und in Gang zu halten, als es Ihnen erstmal in den Schoß gefallen war. Einige hätten das nicht geschafft – wie ein gewisser Offizier, dessen Namen wir nicht aussprechen.«
    Honor nickte in schweigender Zustimmung, und Goldstern bedeutete ihr, mit ihm die Hangargalerie zu verlassen. Er war kleiner als sie, was sie dazu zwang, auf dem Korridor etwas langsamere Schritte zu machen als gewohnt. Trotzdem bewegte er sich flink, rasch und energisch. Als sie am Lift ankamen, winkte er ihr, zuerst einzusteigen. Die Fahrt dauerte lange – was angesichts der Größe der Queen Caitrin kein Wunder war –, aber Honor kam die Dauer gar nicht zu Bewußtsein. Goldstein war White Havens Flaggkommandant, seitdem der Earl noch vor den Schlachten von Jelzin (der dritten), Chelsea und Mehdoza seine Flagge auf die Queen Caitrin verlegt hatte, und als Honor ihn danach fragte, berichtete er ihr kurz und prägnant von ihnen. Das Ausmaß der Dritten Schlacht von Jelzins Stern ließ Hancock wie ein Vorpostengeplänkel erscheinen, und trotzdem gelang es Goldstein, sie in wenige, aussagekräftige Sätze zu fassen. Nicht, daß er knapp antwortete, um ihr bewußt zu machen, daß ihre Frage anmaßend gewesen sei. Nein, vielmehr ließ er die Schlachten vor ihrem inneren Auge lebendig werden, wie kein Einsatzbericht es je vermocht hätte, und das, ohne einen dozierenden oder herablassenden Ton anzuschlagen. Es handelte sich trotz des Alters- und Dienstaltersunterschieds um ein gleichberechtigtes Gespräch zwischen Berufssoldaten, und als sie schließlich White Havens Kabine erreichten

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