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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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die Bedeutung des leichten Lächelns war, das seine Verkündigung meines Schicksals begleitete.
    Wie dem auch sei, ich habe nur noch wenig Zeit. Doch ich habe mich entschlossen, das Abenteuer niederzuschreiben, über das kein einziges Wort zu verraten Raffles und ich einst schworen. Es ist geschehen; es ist wirklich geschehen. Doch die Welt hätte es damals nicht geglaubt. Sie wäre überzeugt gewesen, ich sei ein Lügner oder verrückt.
    Ich schreibe dies nichtsdestotrotz nieder, weil in fünfzig Jahren, von nun an gerechnet, die Welt vielleicht soweit fortgeschritten ist, daß solche Dinge, wie ich sie erzähle, womöglich glaubwürdig sind. Der Mensch ist zu dieser Zeit vielleicht schon auf dem Mond gelandet, wenn er einen Propeller perfektioniert hat, der im Äther genau wie in der Luft funktioniert. Oder wenn er den gleichen Antrieb entdeckt hat, der… aber ich greife vor.
    Ich kann nur hoffen, daß die Welt von 1974 dieses Abenteuer glauben wird. Dann wird sie wissen, daß Raffles und ich, welche Verbrechen wir auch begangen haben mögen, in jener Woche im Mai 1895 tausendfach für sie bezahlt haben. Und in der Tat steht die Welt unermeßlich in unserer Schuld und wird immer in unserer Schuld bleiben. Ja, mein lieber Herr Doktor, mein verächtlicher Verwandter, der hofft, daß ich zur Strafe Schmerzen erleiden werde, ich habe schon vor langer Zeit für meine Schuld gesühnt. Ich wünschte nur, du würdest so lange leben, daß du diese Worte lesen kannst. Und wer weiß, vielleicht wirst du hundert Jahre alt und liest diesen Bericht dessen, was du mir schuldest. Ich hoffe es.
     
     
    II
     
    Ich hielt in meinem Stuhl in meinem Zimmer in der Mount Street ein Nickerchen, als mich das Klappern der Fahrstuhltüren im Treppenhaus aufschreckte. Einen Augenblick später erklang ein vertrautes Trommeln an meiner Tür. Ich öffnete und fand, wie ich es erwartet hatte, A. J. Raffles höchstpersönlich vor. Er schlüpfte hinein, die hellblauen Augen fröhlich strahlend, nahm seine Sullivan aus dem Mund und deutete damit auf meinen Whisky mit Soda.
    »Langweilig, Bunny?«
    »Ziemlich«, erwiderte ich. »Es ist schon fast ein Jahr her, daß wir die Beine unter den Arm genommen haben. Die Reise um die Welt nach der Levy-Affäre war anregend. Aber sie ist vor vier Monaten zu Ende gegangen. Und seit dieser Zeit…«
    »Langeweile und Verdrießlichkeit!« rief Raffles. »Nun, Bunny, das ist alles vorbei. Heute abend läuft uns das Blut heiß und kalt durch die Adern und verbrennt die ganze grüne schlechte Laune!«
    »Und die Beute?« fragte ich.
    »Juwelen, Bunny! Um genau zu sein, Sternsaphire, oder blaue Korunde, en cabochon geschnitten. Das heißt, rund mit einer flachen Unterseite. Und groß, Bunny, unanständig groß, fast die Größe eines Hühnereis, wenn mein Informant nicht übertrieben hat. Ein Geheimnis umgibt sie, Bunny, ein Geheimnis, das mir mein Hehler vor einiger Zeit mit seinem Cockney-Dialekt ins Ohr geflüstert hat. Ein Mr. James Phillimore aus Kensal Rise handelt mit ihnen. Aber niemand weiß, woher er sie bekommt, wie er sie sich beschafft. Mein Hehler hat angedeutet, daß sie vielleicht nicht aus herrschaftlichen Tresoren oder von den Hälsen der Damen kommen, sondern aus Südostasien, Südafrika oder Brasilien eingeschmuggelt werden, direkt aus der Mine. Auf jeden Fall werden wir heute einige Erkundungen anstellen, und wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte…«
    »Komm schon, A. J.«, sagte ich bitter. »Du hast schon alle nötigen Erkundungen eingezogen. Sei ehrlich! Heute nacht werden wir plötzlich herausfinden, daß der Augenblick günstig ist, und wir schlagen zu? Richtig?«
    Ich war schon immer ein wenig verstimmt darüber gewesen, daß Raffles die gesamten Vorarbeiten stets allein erledigte, das Austüfteln, wie die Unterwelt sagt. Aus irgendeinem Grund traute er mir nicht zu, den Plan zu entwerfen.
    Raffles blies mit seiner Sullivan einen großen und völlig runden Rauchring und schlug mir auf die Schulter. »Du durchschaust mich, Bunny! Ja, ich habe das Terrain erforscht und Mr. Phillimores Arbeitsplan erkundet.«
    Ich war nicht imstande, dem eigenwilligsten Menschen, den ich je kennengelernt hatte, irgendwelche Vorhaltungen zu machen. Ich legte demütig dunkle Kleidung an, trank den Whisky aus und brach mit Raffles auf. Wir gingen eine Weile zu Fuß und versicherten uns, daß uns kein Polizist beschattete, obwohl wir zu dieser Vermutung keinen Anlaß hatten. Dann nahmen wir um 23.21 Uhr den

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