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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Mann«, sagte er, »erwarten Sie mich morgen Nachmittag in Ihrem Haus.«
    Peter Norwood erhob sich, bevor ich protestieren konnte. Er war offenkundig zufrieden. »Sie werden es nicht bedauern, Sir. Ich werde dafür sorgen, daß Sie Ihre Zeit nicht – äh, finanziell, meine ich – verschwenden.«
    Im gealterten Gesicht des anderen zuckte es, doch er enthielt sich einer Erwiderung. Es war offensichtlich, daß der junge Mann annahm, sein Interesse sei nicht ernst, und der ehemalige Spürhund habe durch eigene Entscheidung seine gesellschaftliche Stellung verloren.
    Ich begleitete Norwood schweigend zur Tür.
    Als ich zurückkehrte, baute ich mich vor meinem alten Freund auf und fing an: »Jetzt hören Sie mal…«
    Doch er blickte stur zu mir auf und sagte in einem Ton, den ich nur als großmäulig bezeichnen kann: »Kein Grund, daß ich nicht eine Reise aufs Land machen und etwas frische Luft schnappen könnte, Doktor. Ich verstehe nicht, warum Sie glauben, Sie seien noch besser in Schuß als ich. Wir haben doch praktisch das gleiche Alter.«
    »Vielleicht«, sagte ich in einem Versuch, beißend scharf zurückzuschlagen, »bin ich deswegen besser in Schuß als Sie, weil ich als junger Mann im Nahen Osten stationiert war und jeden Tag Joghurt zu mir nahm, während Sie zur gleichen Zeit unter dem Einfluß einer Injektionsspritze standen, die ein gewisses kristallines Alkaloid enthielt, dessen Name hier nicht erwähnt werden muß.«
    »Joghurt, häh, häh«, kicherte er auf eine Art und Weise, die mir seine Altersschwäche nur noch deutlicher machte. Er griff geistesabwesend nach seiner Geige; wahrscheinlich hatte er vergessen, daß zwei Saiten gerissen waren.
     
    Trotz meiner Proteste bestiegen wir um zehn Uhr morgens den Zug nach Durwood, dem Dorf, das dem Erbsitz der Familie Norwood, Closton Manor, am nächsten lag. Ich hatte den Titel in Burkes Adelskalender nachgeschlagen und herausgefunden, daß es sich dabei um den alten und ruhmvollen Titel eines Baronets handelte, der ursprünglich von Richard dem Ersten auf einem Schlachtfeld im Heiligen Land verliehen worden war. In letzter Zeit hatten sich die Träger des Titels in Indien und im Sudan ausgezeichnet.
    Wir trafen kurz nach zwölf in Durwood ein und machten uns in einem leichten zweirädrigen Einspänner auf den Weg nach Closton Manor. Ein von der Arbeit gebeugter Diener mittleren Alters hatte uns am Bahnhof erwartet. Nachdem er sich als Mullins vorgestellt und erklärt hatte, Master Peter habe ihn geschickt, verfiel er in Schweigen, das er aufrecht hielt, bis wir den Landsitz erreicht hatten.
    Wir betraten das große und weiträumige Haus durch einen Nebeneingang, wo uns der junge Norwood persönlich erwartete und uns über eine enge Treppe zu Sir Alexanders Gemächern führte. Ich muß eingestehen, daß sich mein im Ruhestand befindlicher Detektivfreund in außergewöhnlich guter Verfassung befand, nachdem er die ganze Strecke von London geschlafen hatte. Seine lichtesten Augenblicke hatte er, glaube ich, immer dann, wenn er gerade erwacht war. Sir Alexander saß in einem kleinen Arbeitszimmer, das mit Büchern, Pamphleten und alten Manuskripten gut ausgestattet war. In der Tat hätte die einzig zutreffende Bezeichnung »überfüllt« lauten müssen. Dicke Wälzer stapelten sich an den Wänden oder schwebten in gefährlich hohen Stapeln ohne Stützen. Doch trotz der Tatsache, daß in diesem Raum offenbar umfangreiche Studien betrieben wurden, war das Licht trübe, eine Folge der ziemlich schwer verhängten Fenster.
    Sir Alexander saß tief eingesunken in einem aufgepolsterten Sessel. Das Kinn ruhte auf der Brust, und die eingesunkenen Augen betrachteten uns über einen Kneifer hinweg. Ein dünner, grauer Schnurrbart, ein grauer Backenbart und ein Streifen grauen Haars, den man unter seinem Käppchen ausmachen konnte, schmückten sein schmales asketisches Gesicht, das in der Dunkelheit seiner unmittelbaren Umgebung weiß schimmerte.
    »Ah, mein Freund«, sagte er mit kultivierter, gut modulierter Stimme. »Wir begegnen uns erneut.« Seine Augen funkelten in einer Jugend, der sein Körper Hohn sprach. Er streckte uns die Hand entgegen.
    Der im Ruhestand lebende Spürhund benutzte seinen Stock, als handele es sich dabei nur um eine übertriebene Marotte, und zeigte sich der Lage gewachsen. »Es ist mir ein großes Vergnügen, unsere Bekanntschaft aufzufrischen, Sir Alexander. Darf ich Ihnen meinen Freund vorstellen?« Er machte uns mit einer Energie bekannt,

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