Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1
erobern, interessiert ist. Da haben wir es ja:… wir können davon ausgehen, daß es Leben auf dem Mars gibt – widerstandsfähiges pflanzliches Leben. Die Farbveränderungen, die wir wahrnehmen können, werden am logischsten und einfachsten erklärt, indem wir von einer Vegetation ausgehen.« Er überschlug einige Zeilen und fuhr dann fort: »Von den irdischen Pflanzen könnten Flechten überleben, wenn man sie auf den Mars versetzt, und man könnte sich vorstellen, daß man eine Wüstenflora, wie sie zum Beispiel in Tibet existiert, erzeugen könnte. Auf jeden Fall sind die Umstände so, daß es das Leben, wie wir es kennen, schwer haben würde, aber nicht unmöglich wäre.«
Sir Alexander hielt inne und sah uns fragend an.
»Ich stelle anheim, Sir Alexander«, sagte ich, »daß das Vorkommen von Flechten auf dem Mars und das mögliche Vorhandensein intelligenten Lebens auf einem noch entfernteren Stern nicht bedeuten, daß außerirdische Lebensformen durch die Straßen Londons schlendern.«
Den anderen munterte das Gespräch sichtlich auf. Er beugte sich vor. »Ah, mein lieber Doktor, verstehen Sie denn nicht, worauf es ankommt? Wenn Sie das Vorkommen von Leben an einem anderen Ort als der Erde eingestehen, müssen Sie auch die möglichen Folgen akzeptieren.«
Ich bedachte ihn mit einem Stirnrunzeln. »Vielleicht habe ich etwas übersehen«, sagte ich.
»Verstehen Sie denn nicht?« entgegnete Sir Alexander schnell. »Wenn es woanders im Universum Leben gibt, dann müssen wir annehmen, daß es entweder nicht so weit, genausoweit oder weiter fortgeschritten ist als wir.«
Mein Freund, der ehemalige Detektiv, kicherte erneut. »Das deckt so ziemlich alles ab, was, Sir Alexander?«
»Natürlich. Doch nun gestehen Sie bitte ein, daß der Mensch hier auf der Erde bereits anfängt, nach den Sternen zu greifen. Dieser Willy Ley, den ich zitierte, ist ein Beispiel für Tausende von jungen Männern, die schon für morgen die Erforschung des Mondes voraussehen, und für die verhältnismäßig nahe Zukunft die des Sonnensystems. Und sie träumen von möglichen Reisen zu den Sternen.« Er beugte sich wieder vor, um die Ernsthaftigkeit seiner Worte zu betonen. »Wenn wir die Möglichkeit des intelligenten Lebens an einem anderen Ort akzeptieren, dann müssen wir auch die Möglichkeit eingestehen, daß man anderswo mit der Eroberung des Weltraums weiter vorangeschritten ist als hier. Unsere Rasse, meine Herren, ist noch jung. Vielleicht haben die anderen intelligenten Lebensformen bereits eine Millionen Jahre währende Entwicklung hinter sich.«
Beide hatten wir keine Antwort darauf. Was mich betraf, so konnte ich mir diese Möglichkeit einfach nicht vorstellen. Und mein Freund, so argwöhnte ich, hatte bereits den Gedankenfaden verloren.
Sir Alexander deutete nachdrücklich mit einem dünnen Finger auf uns. »Wenn der Mensch bereits Pläne für Forschungen über seinen eigenen Planeten hinaus entwickelt, warum sollten unsere Nachbarn im All solche Schritte dann nicht bereits durchgeführt haben?«
»Sie sind von der theoretischen Möglichkeit fremder Lebensformen ausgegangen, und deren Wunsch, über ihre eigenen Welten hinaus zu greifen«, sagte ich, meine Verärgerung kaum verhehlend. »Doch Sie haben bislang nichts Konkretes gesagt. Bislang liegt all dies im Reich der Hypothesen. Haben Sie irgendeinen konkreten Beweis, Sir Alexander?«
Unser Gastgeber warf die Zeitschrift auf einen überladenen Schreibtisch und spitzte die Lippen. »Ich habe noch keinem Außerirdischen die Hand geschüttelt, mein Freund«, sagte er.
»Häh, ziemlich gut, was?« kicherte mein Gefährte. Anscheinend war er dem Gespräch doch gefolgt.
Doch Sir Alexander blickte mich mit hochgezogenen Brauen an. »Vielleicht werde ich es eines Tages, Doktor. Wer weiß?« Er wandte sich wieder an meinen Gefährten. »Seit buchstäblich Jahrhunderten haben die Menschen seltsame fliegende Objekte gesichtet. Lange vor den Gebrüdern Wright haben respektable Zeugen die Sichtungen unidentifizierter Flugobjekte, untertassenförmig, zigarrenförmig, ballförmig, gemeldet. Buchstäblich Hunderte solcher Sichtungen wurden von dem Amerikaner Charles Fort zusammengetragen.«
»Amerikaner?« murmelte mein Freund. »Ein Ekel.«
»Aber, Sir Alexander«, protestierte ich, »dieser Mann wird allgemein als Narr, als Fanatiker, wenn nicht gar als Scharlatan angesehen.«
Die dünnen grauen Brauen hoben sich wieder. »Von wem, Doktor? Sicher, seine Kritiker
Weitere Kostenlose Bücher