Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1
bezeichnen ihn als solchen. Und jene, die unsere noch nicht ausgereifte Wissenschaft aufs Podest gehoben haben und gegen all jene wettern, die sie nicht verehren. Doch es gibt Zehntausende von Menschen, die Fort als einen Mann mit scharfem Verstand ansehen, der in der Lage ist, den Beweis zu erbringen, daß viele unserer sogenannten wissenschaftlichen Ansichten auf kurzen Beinen stehen.«
»Ich habe ihn niemals gelesen«, sagte ich, vielleicht ein wenig schnippisch.
Der Mund meines im Ruhestand lebenden Freundes zuckte unglücklich. »Sie haben andere, eh, Beweise?«
Der Baronet deutete auf sein mit tausenden Manuskripten, Zeitungsausschnitten, Büchern und Pamphleten überladenes Zimmer. »Seit Jahren trage ich Daten zusammen, die in vieler Hinsicht mit denen Charles Forts übereinstimmen. Berichte von seltsamen Sichtungen, sowohl an Land wie auf See. Berichte von seltsamen Menschen, die man gesehen hat, seltsamen Tieren, unerklärlichen Phänomenen.«
Ich wurde allmählich ungeduldig. »Und Sie glauben, daß sie von einem fremden Planeten stammen?«
Er bedachte mich mit einem Stirnrunzeln. »Mißverstehen Sie mich nicht, Doktor. Ich vertrete noch keine endgültige Position. Doch ich möchte es gern wissen. Ehrlich gesagt, ich bin bereit, den größeren Teil meines Vermögens der Weltverteidigungsgesellschaft zur Verfügung zu stellen, wenn man mir den Beweis erbringen kann, daß die Gefahr einer Invasion unseres Planeten durch Außerirdische besteht.« Er wandte sich meinem Freund zu. »Deshalb möchte ich mich Ihrer Dienste versichern. Ich habe großes Vertrauen in Sie. Wenn es Außerirdische in London gibt, wie meine Kollegen annehmen, möchte ich es wissen. Wenn sie unsere Lebensweise bedrohen, möchte ich der erste sein, der sie verteidigt.«
Er sah an seinem gealterten Körper hinab. »Leider verhindern meine Jahre, daß ich mich anders als auf finanzielle Weise engagieren kann.«
Ich konnte nur an ihm vorbeisehen. Bat er den Blinden, den Blinden zu führen? Mein Freund, von dem ich vermutete, daß er am Rande des Schwachsinns einherging, und ich selbst waren überdies gut ein Jahrzehnt älter als er. Aber dort saß er und schlug vor, sich unserer Dienste zu versichern, weil seine Jahre es ihm unmöglich machten, selbst aktiv zu werden.
Doch mein Gefährte erwachte mit einem Aufschlag seines Stockes plötzlich wieder zu neuem Leben und richtete sich mit einer Aggressivität auf, die ihm vor zwanzig Jahren zur Ehre gereicht hätte. »Ich werde den Auftrag annehmen, Sir Alexander.« Bei mir erzeugte seine Haltung den Eindruck, als wolle er augenblicklich ins Moor hinausstürzen und mit der Suche nach kleinen grünen Männchen anfangen.
Jetzt war es zu spät. Des jungen Norwoods willen versuchte ich, etwas aus den Trümmern zu retten. »Unter einer Bedingung, Sir Alexander.«
Die Augen des Baronets durchbohrten mich. »Und die wäre?«
»Wir werden garantieren, die Nachforschungen nach unseren besten Fähigkeiten zu betreiben. Wenn sich jedoch zu unserer Zufriedenheit herausstellen sollte, daß es keinen Beweis für das Vorhandensein solcher Außerirdischen gibt, werden Sie Ihr Interesse an der Weltverteidigungsgesellschaft und außerirdischen Lebensformen aufgeben.«
Sir Alexander sank in seinen Sessel zurück und schwieg eine geraume Weile.
»Nun gut, Doktor«, sagte er schließlich leise. »Ich werde Ihnen beiden vertrauen.«
Weder auf dem Hin- noch auf dem Rückweg von Closton Manor hatte mein Gefährte sich an einem Gespräch interessiert gezeigt. Er hatte beide Strecken über geschlafen. Und auf dem Rückweg hatte er, erschöpft von den Anstrengungen, wie ich annahm, in der Tat so laut geschnarcht, daß wir beide das Abteil für uns hatten. Erst als wir am Abend vor dem Kaminfeuer saßen, sprach er mit mir über den Fall – wenn man eine solche Farce überhaupt Fall nennen konnte.
Über seine aneinandergeschobenen Fingerspitzen – eine Geste, auf die er stets zurückgriff, wenn er vorgab, noch über seine früheren Fähigkeiten zu verfügen – sah er mich fragend an. »Was ist Ihre Meinung über diese Angelegenheit, mein guter Doktor?« fragte er. »Ich nehme an, Sie haben sich eine gebildet, eh?«
Um die Wahrheit zu sagen, war ich ein wenig überrascht, daß er sich noch an die Ereignisse des Vormittags erinnerte. Alles, was außerhalb der gewöhnlichen Routine lag, hatte meiner beruflichen Meinung zufolge die Eigenschaft, die zunehmenden Anzeichen seiner senilen Dementia zu
Weitere Kostenlose Bücher