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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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vergrößern.
    Ich hob geringschätzig die Achseln. »Sir Alexander scheint durchaus ein bewundernswerter Mann zu sein, doch ich fürchte, er ist…« Ich zögerte.
    »Ein alter Spinner? Sehr gut, was? Sein eigener Ausdruck. Sehr gut, was? Wir sagten früher immer ›weich in der Birne‹. Etwas matschig. Ein alter Spinner. Sehr gut, häh, häh.«
    »Leider«, sagte ich kühl, angesichts seiner senilen Wankelmütigkeit, »tut mir der junge Norwood, sein Sohn, ein wenig leid. Ehrlich gesagt, wenn Sie nicht imstande sind, seinem Vater dieses phantastische Steckenpferd auszureden, wird es wohl sein einziger Ausweg sein, sich an die Gerichte zu wenden.«
    Er beäugte mich verstohlen, auf eine Weise, die man manchmal bei älteren Menschen findet und die ich nur als hinterlistig bezeichnen kann. »Doktor, ich fürchte, der junge Norwood ist Ihnen zuvorgekommen.« Er kicherte, als dächte er über irgendeine geheime Kenntnis nach. »Glaubt, ich würde für ihn die Kastanien aus dem Feuer holen.«
    »Was?« sagte ich, sein Geschwätz unterbrechend. Mein Gesicht muß mein Unverständnis gespiegelt haben – wenn es an seinem kindischen Geplapper überhaupt etwas zu verstehen gab.
    Er drohte mir in kindlicher Überlegenheit mit dem Zeigefinger. »Wenn dieser junge Bursche versucht, seinen Vater mit der Begründung entmündigen zu lassen, daß er Bücher und Zeitungsausschnitte über ein ziemlich phantastisches Thema sammelt, würde er wohl von den Gerichten zurückgewiesen werden, was? Doch wenn er beweisen könnte, daß sein Vater… äh… Geld zum Fenster hinauswirft, indem er einen überalterten Detektiv anheuert, dann würden sich wahrscheinlich nur wenige Gerichtshöfe nicht dazu entschließen, unserem jungen Freund das Vermögen zuzuweisen.« Er kicherte verdrossen. »Stellen Sie sich vor, einen alten Knaben wie mich anzuheuern, um glotzäugige Monster aufzuspüren.«
    »Glotzäugige Monster?« sagte ich.
    Kein Kichern, und ich argwöhnte schon, daß der Augenblick der geistigen Klarheit verstrichen war. Doch dann meinte er rätselhaft: »Sie haben in letzter Zeit etwas das Lesen vernachlässigt, Doktor.«
    Ich kehrte wieder zum Thema zurück. »Dann glauben Sie also, daß Peter Norwood seinen Vater absichtlich in diese Richtung beeinflußt, um eher zu seinem Erbe zu kommen?«
    Sein Mund zuckte unzufrieden. »Offenbar befindet sich Sir Alexander in Anbetracht seines Alters in ausgezeichneter Verfassung. Er könnte noch fünf Jahre leben…«
    »Wenigstens«, murmelte ich.
    »…wodurch verständlich wird, daß der junge Peter ungeduldig auf den Titel und das Erbe wartet.«
    Ich wollte es nicht, doch ich wurde wütend auf den alten Kauz. »Dann erklären Sie mir endlich, warum Sie diesen lächerlichen Fall angenommen haben?«
    Mein Gefährte hob mit einer verdrossenen Bewegung, die seine Altersschwäche nur betonte, die knochigen Schultern. »Sie verstehen es nicht, was? Hätte ich mich geweigert, wäre der undankbare Hund anderswohin gegangen. Es gibt genug Privatdetektive in London, die ihn liebend gern unterstützen würden. Wenigstens kann ich mich nun für Sir Alexanders Interessen einsetzen.«
    Ich nahm an, daß er sich wieder Täuschungen über seine Fähigkeit hingab, wie in alten Tagen zu agieren. Doch ich grunzte lediglich und sagte: »Ich bin mir nicht so sicher, daß der Junge unrecht hat. Vielleicht ist sein Vater tatsächlich geistig schon so verwirrt, daß er sich nicht mehr um seine Angelegenheiten kümmern kann. Schließlich – Außerirdische aus dem Weltraum. Ich bitte Sie!« Doch mein alter Freund hatte die Augen geschlossen; entweder schlief er, oder er dachte nach, und so wandte ich mich wieder meinem Buch zu.
     
    Etwa zehn Minuten später, und ohne die Lider zu heben, sagte er pfeifend: »Doktor, wenn es Außerirdische aus dem Weltraum in dieser Stadt gibt, warum haben sie sich ausgerechnet London ausgesucht, eh? Warum London? Warum nicht Moskau, Paris, Rom, New York, Tokio, eh? Warum nicht Tokio?«
    Es war schon Jahre her, daß ich zum letzten Mal erlebt hatte, wie er sich so lange auf ein Thema konzentrieren konnte. Ich seufzte, legte einen Finger zwischen die Seiten und klappte das Buch zu. Normalerweise war er zu dieser späten Abendstunde schon längst eingenickt, manchmal im Schlaf etwas über Moriarty oder irgendeinen anderen Gegner aus der Vergangenheit von vor einem halben Jahrhundert murmelnd. »Vielleicht sind sie auch in diesen Städten«, sagte ich, bemüht, nicht ungeduldig zu

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