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Mit sich selbst befreundet sein

Mit sich selbst befreundet sein

Titel: Mit sich selbst befreundet sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Schmid
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wahrnimmt, stellt sich die Frage nach »dem Sinn« kaum mehr. In der Erfahrung sinnlicher Schönheit kann sogar der Sinn des Lebens zu finden sein.
    2. Gefühlter Sinn der Seele: Tief innerlich berührt ist das Selbst nicht etwa nur momentan, sondern über eine ganze Zeitspanne hinweg und vielleicht das gesamte Leben hindurch vom Sinn im gesamten Leben , gebunden an das, was von herausgehobener Bedeutung für das jeweilige Selbst ist: Liebe, Freundschaft, Familie, Heimat, Geselligkeit und Zusammenarbeit, Beruf, Tätigkeit, Arbeit an einem Werk, Musik als Lebensform, falls das Leben ohne Musik ein »Irrtum« sein sollte, wie Nietzsche meinte ( Götzen-Dämmerung , »Sprüche und Pfeile«, 33). Zentral für den gefühlten Sinn ist die Gründung und Pflege sozialer Zusammenhänge , deren Selbstverständlichkeit in der Moderne geschwunden ist, sodass die bewusste Sorge um sie zur Aufgabe wird. Beziehungen »machen Sinn«, insofern sie Zusammenhänge begründen, beginnend zwischen zweien, erfahrbar in Begegnungen, die gesucht werden, in Gesprächen, die geführt werden, in Umgangsformen, die beachtet werden. Jedes Gespräch knüpft, unabhängig von seinem Gegenstand, einen Faden des Zusammenhangs und verkörpert Sinn durch sein bloßes Geschehen. ImZusammenleben mit dem geliebten Menschen, in der starken Beziehung zwischen Eltern und Kindern, im Leben mit Freunden entfaltet sich die Fülle des Sinns; sogar noch in der Negation von Beziehungen in Form von Streit und Auseinandersetzung, die negativen Halt vermitteln und einen starken Sinnzusammenhang stiften. Eine signifikante Rolle spielen, ein Problem für sich, Zusammenhänge der Macht , die für den, der über sie verfügt, ein solches Maß an Sinn repräsentieren, dass ein Leben ohne sie kaum mehr vorstellbar ist. Auxiliatorische Zusammenhänge einer Hilfestellung für andere, bis hin zum altruistischen Dasein für sie, stellen wiederum auf ihre Weise eine nie versiegende Quelle von Sinn dar, keineswegs gebunden an eine »Aufopferung«, denn es ist das Selbst, das dabei inneren Reichtum gewinnt: Die Sorge um andere relativiert eigene Sorgen, balanciert die Beziehung zu sich aus, führt den Reichtum der Möglichkeiten des Lebens vor Augen und erlaubt, in all den Regelmäßigkeiten und Unregelmäßigkeiten von Schicksalen sehr viel über das Leben zu lernen. Neben den sozialen aber sind es ökologische Zusammenhänge , die sinnstiftend wirken: Die gefühlte Verbindung mit der Natur, deren Sichtbarkeit und Erfahrbarkeit birgt seit jeher sehr viel Sinn in sich. Menschen suchen Trost in der Natur, um wieder »Kraft zu schöpfen«, und es ist in der Tat die sinnlich erfahrbare Natur, die die Erfahrung von Sinn vermitteln kann, da in ihr offenkundig alles mit allem zusammenhängt.
    3. Gedachter Sinn des Geistes: Gedanklich beschäftigt ist das Selbst jedoch mit dem Sinn im umfassenden Sinne, gebunden an den Intellekt, der Zusammenhänge des Lebens zu analysieren ermöglicht und wieder zu synthetisieren hat. Der Sinn des Lebens im Einzelnen und im Ganzen wird zum Gegenstand des Denkens und der Diskurse und ist eine Frage der Deutung und Interpretation ( hermeneutische Zusammenhänge). Das »Dazwischentreten« der Interpretation sorgt dafür, dass auseinander liegendeBruchstücke einer Sache, eines Geschehens oder des gesamten Lebens denjenigen Zusammenhang gewinnen, mit dem sich leben lässt; dass zudem eine Perspektive eröffnet wird, die sinnvoll erscheint: Aller Sinn scheint perspektivisch gebunden zu sein und aus einer bestimmten Sicht, nicht aus einer anderen, »Sinn zu machen«. Viele Zusammenhänge sind denkbar, die ein Geschehen oder das Ganze des Lebens plausibel erklären können, sodass das Selbst Sinn darin finden kann: Ob etwas beabsichtigt ist ( intentionale Zusammenhänge), wie etwas gedacht ist ( konzeptionelle Zusammenhänge), welche Sicht der Einzelne darauf hat ( subjektive Zusammenhänge), wie es sich aus allgemeiner Sicht ausnimmt ( objektive Zusammenhänge), wie es begründet wird ( argumentative Zusammenhänge), welcher Regel etwas folgt ( logische Zusammenhänge), wie es dann zufällig kommt ( kontingente Zusammenhänge), wie es dazu gekommen ist ( situative Zusammenhänge), warum das geschehen ist ( kausale Zusammenhänge), dass auch scheinbar Widersinniges zusammengeht ( paradoxe Zusammenhänge), dass dies dann geschieht, wenn jenes gegeben ist ( konditionale Zusammenhänge), dass jemand die Verantwortung trägt ( responsive Zusammenhänge); auch dass

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