Mit Sicherheit Liebe
eindeutig geäußert, und ich bin nicht dumm. Ich weiß, dass wir nicht zusammenpassen. Ich weiß, dass wir einander nichts bedeuten und keine gemeinsame Zukunft haben …“
Das Herz tat ihr bei diesen Worten weh, aber lieber wollte sie sie aussprechen, als sie aus seinem Mund zu hören.
„Ich habe nicht gesagt, dass du mir nichts bedeutest, Alex“, stellte er fest und drehte sie zu sich herum.
Himmel, dabei wollte sie ihm doch nicht in die Augen sehen. Wollte nicht in ihnen versinken, wollte ihre Gefühle im Zaum halten. Vor allem wollte sie nicht an den Schmerz denken, den sie erleiden würde, wenn sie zurück in ihrer Heimat war, zurück im Palast.
Sie konnte das alles nur durchstehen, wenn sie sich einredete, dass das alles keine Bedeutung hatte.
Wieder zwang sie sich zu einem Lächeln und konnte nur hoffen, dass er nicht bemerkte, wie falsch es war. „Ach ja, richtig“, erwiderte sie mit spöttischem Unterton. „Natürlich bedeute ich dir ein bisschen was. Nämlich einen dicken fetten Scheck von meinem Vater.“
„Das habe ich überhaupt nicht gesagt.“
„Du hast sowieso nicht viel gesagt, Garrett“, stellte sie fest. „Was soll ich denn denken?“
„Dass du eine kluge, witzige, enorm verführerische Prinzessin bist.“
„Wobei die Betonung auf Prinzessin liegt“, kommentierte sie verbittert und blickte wieder aufs Meer hinaus. „Wenn ich gewusst hätte, dass das für dich so wichtig ist, hätte ich im Bett meine Krone aufgesetzt.“
„Deine Krone ist mir schnurzegal“, gab er gereizt zurück. „Im Gegenteil, das Ganze wäre viel einfacher, wenn du keine Prinzessin wärst. Dein Vater wäre bestimmt nicht begeistert, wenn er wüsste, was wir gemacht haben.“
„Was hat denn mein Vater damit zu tun?“
„Vielleicht ist er zufällig König?“, giftete er. „Als Security-Experte habe ich schon oft für Königshäuser gearbeitet. Und weißt du, was sie alle gemeinsam haben? Mit Bürgerlichen, mit dem gemeinen Volk, verbrüdern sie sich nicht. Um ehrlich zu sein, wahrscheinlich bin ich reicher als so mancher von denen, aber das hat damit nichts zu tun. Ich habe eben kein blaues Blut. Oder meinst du, dass dein Vater das anders sieht?“
„Wahrscheinlich nicht.“
„Siehst du. Das ist der Unterschied. Und der ist unüberbrückbar.“
„Hört sich wie meine Lebensgeschichte an“, murmelte sie.
„Was soll das heißen?“
„Mensch, Garrett.“ Sie seufzte schwer. „Glaubst du wirklich, du wärst der Erste, der sich aus diesem Grund verdünnisiert? Nein, bist du nicht.“ Traurig blickte sie zu Boden. „Andererseits gibt es für jeden, der sich davonmacht, Dutzende, die sich von der Krone angezogen fühlen. Aber keiner von denen sieht mich, die echte Alex. Sie sehen nur die Prinzessin. So ist das nun mal. Manche fühlen sich von der Krone eingeschüchtert, andere angezogen. Und die meisten Menschen haben Märchenbuchvorstellungen vom Leben in einem Königshaus. ‚Ist das nicht toll? So viel Luxus, so viele Bedienstete. Und wenn man shoppen geht, braucht man nicht aufs Preisschild zu schauen.‘“
Schweigend hörte Garrett ihr zu.
„Aber in Wirklichkeit hat alles seinen Preis, Garrett“, sinnierte sie. „Den sehen die Leute bloß nicht. Der Preis, den wir zahlen müssen, ist der Verlust des Privatlebens, der Privatsphäre. Der Verlust von Freiheit und Fantasie. Man ist in jahrhundertealte Traditionen eingebunden, ob man will oder nicht, und man hat seine Pflicht zu erfüllen.“
Als sie ihn wieder anblickte, sah sie Mitgefühl in seinen Augen. Schnell redete sie weiter.
„Du glaubst wahrscheinlich, ich verstehe nicht, dass es deine ‚Pflicht‘ ist, mich zu beschützen? Doch, genau das verstehe ich. Denn ich habe die Pflicht schon mit der Muttermilch aufgesogen. Pflicht gegenüber meinem Land, dem Volk, dem König. Meine Familie regiert Cadria seit Jahrhunderten. Sicher, es ist ein kleines, aber auch ein stolzes Land – und es ist unsere Pflicht, es zu beschützen. Für seine Sicherheit zu sorgen. Wenn du glaubst, deine Pflicht tun zu müssen, kann ich das also sehr gut nachvollziehen, aber es gefällt mir ebenso wenig wie die Verantwortung, die ich tragen muss.“
Schweigend sah er sie an. Schließlich murmelte er: „Das war ja ein ganzer Vortrag.“
„Musste vielleicht mal raus“, erwiderte sie. Tatsächlich fühlte sie sich erleichtert und konnte sogar wieder ein wenig lächeln.
Einem plötzlichen Impuls folgend nahm er sie in die Arme, und sie ließ es zu.
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