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Mit verdeckten Karten

Mit verdeckten Karten

Titel: Mit verdeckten Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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gerufen hatte, liebend gern zum Teufel geschickt. Oberst Mukijenko arbeitete erst seit drei Monaten in der Abteilung zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens, er kannte seine Untergebenen noch nicht sehr gut, und die Ermittlungsbeamten waren nicht gerade begeistert von ihrem neuen Vorgesetzten.
    Der Oberst kam, wie immer, sofort zur Sache, ohne vorher zu grüßen.
    »Dmitrij Nikolajewitsch, sagt Ihnen der Name Sypko etwas?«
    »Ja, der Name sagt mir etwas, Genosse Oberst. Vor etwa acht Monaten habe ich einen Brief erhalten, in dem mich Sypko auf dunkle Machenschaften im Rüstungsbetrieb von Uralsk hinwies«, sagte Platonow, ohne zu überlegen. Er sah in der Frage nichts Verfängliches.
    »Was haben Sie getan, um diesem Hinweis nachzugehen?«
    »Alles, was nötig war, Genosse Oberst.« Platonow vermied es beharrlich, Mukijenko mit Namen und Vatersnamen anzusprechen, er fürchtete, sich zu versprechen. Eine Zeitlang hatte er trainiert, aber jedes Mal, wenn er versuchte, »Artur Eldarowitsch« zu sagen, stolperte er über die vielen tückischen Rs, die in seinem Mund durcheinanderrollten und immer wieder die richtige Stelle verfehlten.
    »Darf ich Ihre Worte so verstehen, daß aufgrund der von Ihnen durchgeführten Ermittlungen bereits ein Strafverfahren eingeleitet wurde?«
    »Nein, ein Strafverfahren wurde noch nicht eingeleitet.«
    »Warum nicht? Was steht dem im Weg?«
    Platonow sah seinen Chef erstaunt an. Als erfahrener Kriminalist, der seit vielen Jahren für das Innenministerium arbeitete, hätte er wissen müssen, was der Einleitung eines Strafverfahrens in solchen Fällen im Wege stand. Es fehlten die Beweise. Wenn es um Unterschlagung und Veruntreuung ging, war es immer sehr schwer, etwas zu beweisen.
    »Genosse Oberst, wir sind dabei, Informationen zu sammeln, die kriminellen Aktivitäten und das Beziehungsgeflecht zu untersuchen. Sie wissen ja sehr gut, daß das alles andere als einfach ist.«
    »Das weiß ich, Platonow, das weiß ich. Aber ich weiß auch etwas anderes. Im Lauf von acht Monaten haben Sie nichts getan, um dem Hinweis, den Sie erhalten haben, nachzugehen. Mehr noch, Sie haben die kriminellen Vorgänge in Uralsk gekonnt vertuscht und sogar Schmiergeld dafür bekommen.«
    Platonow verschlug es den Atem. So also lief der Hase. Das Schicksal hatte es in letzter Zeit gut mit ihm gemeint, böse Überraschungen waren ausgeblieben, und er hatte geglaubt, sich entspannen und den Rest seiner Zeit bis zur Rente in Ruhe verbringen zu können. Aber offenbar hatte er sich getäuscht.
    »Ich habe Sie nicht verstanden, Genosse Oberst, wovon sprechen Sie?«
    »Davon, Dmitrij Nikolajewitsch, daß die Firma Artex eine ziemlich hohe Summe in Valuta auf ein bestimmtes Bankkonto überwiesen hat. Und gleich darauf hat sie sich aufgelöst. Wissen Sie, auf wessen Bankkonto dieses Geld ging?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Sind Sie ganz sicher, daß Sie keine Ahnung haben? Denken Sie nach, Dmitrij Nikolajewitsch, vielleicht ist es besser für Sie, sich zu erinnern, bevor ich Sie der Lüge überführe.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Genosse Oberst.«
    »Kennen Sie die Firma Artex?«
    »Natürlich. Über diese Firma hat der Rüstungsbetrieb von Uralsk ausgemusterte Geräte verkauft, die Edelmetall enthielten. Mir ist diese Firma im Zusammenhang mit meinen Ermittlungen bekannt.«
    »Das ist schon besser. Und von einer Firma namens Natalie haben Sie auch schon einmal gehört?«
    Platonow war, als würde ihm der Boden unter den Füßen wegrutschen. In der Firma Natalie arbeitete seine Frau Valentina.
    »Ja, auch diese Firma ist mir bekannt«, antwortete er und versuchte dabei nicht einmal, sein Erschrecken und seine Irritation zu verbergen. Er wußte in der Tat nicht, worum es ging.
    »Bei dieser Firma arbeitet, wenn ich mich nicht irre, Ihre Frau Valentina Igorjewna Platonowa. Ist das richtig?«
    »Ja, das ist richtig. Wollen Sie damit sagen, daß Artex das Geld auf das Bankkonto dieser Firma überwiesen hat, damit ich über meine Frau zu der Summe komme, die man mir als Bestechungsgeld versprochen hat?«
    »Ich will es nicht sagen, ich habe es bereits gesagt. Man hat Ihnen das Geld überwiesen, damit Sie aufhören, in Uralsk herumzuschnüffeln. Und Sie haben das Geld angenommen. Mehr noch. Man hat Sie nicht nur für Ihre Passivität bezahlt, sondern auch dafür, daß Sie verschiedene Aktivitäten unternehmen, um den Fall zu vertuschen, und Sie haben diese Aktivitäten ausgeführt.«
    »Das ist nicht

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