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Mit verdeckten Karten

Mit verdeckten Karten

Titel: Mit verdeckten Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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wahr, Genosse Oberst. Ich hatte mit Artex nie etwas zu tun. Ich habe kein Geld bekommen und nie etwas für diese Firma getan. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.«
    »Das ist lächerlich, Dmitrij Nikolajewitsch«, sagte Mukijenko seufzend. »Sie geben mir Ihr Ehrenwort. Was habe ich von Ihrem Ehrenwort? Die objektiven Tatsachen sprechen gegen Sie. Ich müßte jetzt sofort einen Wachposten rufen und Sie in Handschellen aus diesem Büro abführen lassen. Begreifen Sie wenigstens das? Sie müssen mir Beweise für Ihre Unschuld erbringen, aber Sie geben mir Ihr Ehrenwort. Was soll ich damit anfangen?«
    »Ich bin bereit, auf jede Ihrer Fragen zu antworten, Genosse Oberst. Wie soll ich Ihnen beweisen, daß ich keinerlei Geld von der Firma Artex angenommen habe? Wie soll ich das machen?«
    »Ganz einfach. Bringen Sie mir alle Unterlagen über die Ermittlungsarbeit, die Sie in acht Monaten geleistet haben. Ich möchte die konkreten Ergebnisse Ihrer Arbeit oder Ihrer bezahlten Untätigkeit sehen. Und vergessen Sie nicht, mir auch die Unterlagen zu zeigen, die Agajew Ihnen aus Uralsk mitgebracht hat.«
    Ich werde dir was pfeifen, dachte Dmitrij erbost. Slawa Agajew hatte aus Uralsk zwei Aktenmappen mitgebracht. In der einen befanden sich die Unterlagen über die ausgemusterten Geräte, in der anderen die Unterlagen über den goldhaltigen Metallverschnitt des Betriebes. Die Mappe mit den Unterlagen über den Metallverschnitt war in Platonows Besitz, und nicht mal unter vorgehaltener Pistole hätte er sie jemandem gezeigt. Die andere Mappe hatte Agajew wieder mitgenommen. Er befand sich in diesem Moment wahrscheinlich bereits wieder in Uralsk. Er war heute am frühen Morgen abgeflogen, und da das Wetter gut war, hatte es beim Start wahrscheinlich keine Verzögerungen gegeben. Woher weiß Mukijenko von meinem Treffen mit Agajew, fragte sich Platonow. Sicher, wir haben über den Fernschreiber korrespondiert, wir haben nie ein Geheimnis aus unserer Zusammenarbeit gemacht, aber der Oberst hat auch nie sichtbares Interesse an meinen Ermittlungen bezüglich Uralsk gezeigt.
    »Ich habe von Agajew keine Unterlagen bekommen. Ich habe sie nur durchgesehen und ihm zurückgegeben.«
    »Sie rechnen natürlich damit, daß Ihre Behauptung von niemandem widerlegt werden kann«, sagte Mukijenko mit trauriger Stimme.
    »Agajew kann meine Behauptung bestätigen. Warum sollte sie denn widerlegt werden?«
    »Hören Sie auf, Platonow!« Mukijenko begann plötzlich zu schreien. »Sie wissen genau, daß Agajew überhaupt nichts bestätigen wird.«
    »Warum sollte er das nicht tun?« Dmitrij empfand nach wie vor nichts anderes als Gereiztheit und Müdigkeit. Der schwere, gleichsam bleierne Nebel in seinem Kopf ließ nicht zu, daß die Vorahnung eines Unglücks in ihn eindrang. Noch nie hatte der Verlust eines Menschen ihn so schwer getroffen wie der Tod von Tarassow, obwohl er schon viele andere zu Grabe getragen hatte, Verwandte und Freunde.
    »Weil Agajew ermordet aufgefunden wurde, eine Stunde nachdem man ihn zusammen mit Ihnen gesehen hat. Und erzählen Sie mir nicht, daß Sie davon nichts wissen. Dmitrij Nikolajewitsch, ich neige nicht dazu, vorschnelle Schlüsse zu ziehen, aber ich möchte die Dinge auch nicht verzögern. Ich gebe Ihnen zehn Minuten. Entweder Sie beweisen mir in dieser Zeit, daß Sie Agajew nicht umgebracht und dafür kein Geld von Artex bekommen haben, oder man wird Sie in Handschellen aus diesem Gebäude hinausführen. Hören Sie mich, Platonow? Platonow! . . .«
    Dmitrij lehnte sich gegen die Wand und preßte die Hand auf die linke Brustseite.
    »Das kann nicht sein«, flüsterte er heiser. »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Sie sollten mir aber glauben, Dmitrij Nikolajewitsch, und mir keinen Herzanfall Vorspielen. Sie haben zehn Minuten Zeit.«
    »Ja, natürlich, natürlich«, murmelte Platonow, mit dem Schmerz kämpfend, der sich in seiner linken Körperhälfte ausbreitete. »Gleich bringe ich Ihnen alle Unterlagen, sie liegen in meinem Safe, gleich, gleich . . .«
    Er machte eine unsichere Bewegung und taumelte aus dem Büro. Zehn Minuten. Das war nicht viel in Anbetracht der räumlichen Dimensionen des Ministeriums für Innere Angelegenheiten.
    Platonow betrat sein Büro und dankte innerlich dem Schicksal, daß sein Kollege in diesem Moment nicht im Zimmer war. Nach anderthalb Minuten, nachdem er sich eine Validol-Tablette unter die Zunge geschoben und die Bürotür von außen abgeschlossen hatte, befand er sich bereits wieder auf

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