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Mit verdeckten Karten

Mit verdeckten Karten

Titel: Mit verdeckten Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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bis zur nächsten Straßenecke gefahren und verschwunden ist. Stimmt’s?«
    »Stimmt.« Stas sah Igor verwundert an. »Ihnen kann man kein X für ein U vormachen.«
    »Es ist durchaus möglich, daß der Mann das Auto hinter der nächsten Ecke abgestellt hat und zurückgekommen ist, zu Lowinjukows Haus. Deshalb frage ich dich, ob die beiden dieselbe Person gewesen sein könnten.«
    »Ich müßte lügen, ich weiß es wirklich nicht«, sagte Schurygin unsicher. »Ich habe weder den einen noch den anderen genauer angeschaut.«
    »Okay, Stas«, seufzte Lesnikow, während er sich erhob, »es ist schon spät, lassen wir es für heute gut sein. Hier ist meine Telefonnummer, ruf mich unbedingt an, wenn dir noch etwas einfällt. Abgemacht? Du bist unsere ganze Hoffnung.«
    Sie traten aus dem Bad, und sofort schoß ein hübsches junges Mädchen auf sie zu, es stieß Stas zur Seite, und gleich darauf hörte man den Türriegel im Inneren des Badezimmers ratschen.
    »Hurra! Alka hat es geschafft!« Aus dem Zimmer drang betrunkenes Gelächter auf den Flur.
    »Wer hat sich denn so lange im Bad eingeschlossen?«
    »Stas und noch irgend so ein Typ.«
    »Nur keine Unterstellungen«, vermeldete eine Frauenstimme fachmännisch. »Stas ist normal, das ist hundertfach bewiesen.«
    »Du mußt es ja wissen«, konterte ein Mann mit spöttischer Stimme. »Dich braucht man nur am Öhrchen zu kitzeln, und schon bist du soweit. . .«
    Schurygin zuckte mißvergnügt mit den Schultern und warf einen schrägen Blick zu dem Zimmer, in dem man seine männlichen Vorzüge diskutierte.
    »Habe ich dich jetzt um deinen Ruf als Mann gebracht?« fragte Igor schmunzelnd. »Dann entschuldige . . .«
    »Macht nichts. Ich werd’s überleben. Moment mal . . .« Er stockte.
    »Ja?«
    »Sie haben gesagt, daß Sie seit dem Morgen auf den Beinen sind und Hunger haben . . .«
    »Danke, Stas, ich schätze deine Gastfreundschaft, aber ich muß nach Hause. Es ist schon zwölf, und ich muß morgen früh um sieben zur Arbeit.«
    »Nehmen Sie doch wenigstens ein belegtes Brot, ich packe es Ihnen ein, dann können Sie es unterwegs essen. Es dauert nur eine Minute.«
    Stas verschwand in der Küche.
    Igor wurde die Situation peinlich, und er beschloß, sich heimlich aus dem Staub zu machen. Aber Stas holte ihn auf der Treppe ein.
    »Wo laufen Sie denn hin?« fragte er vorwurfsvoll und streckte Igor ein in Silberfolie eingewickeltes Päckchen hin. »Ich habe doch gesagt, es dauert nur eine Minute. Oder nimmt die Miliz nichts vom Tisch eines Chauffeurs?«
    Lesnikow erinnerte sich nur zu gut an die Weisheiten, die man den angehenden Kripobeamten einst eingebleut hatte. Eine davon besagte, daß man es sich niemals mit einem Zeugen verderben durfte, der Zeuge mußte den Ermittlungsbeamten mögen und ihm helfen wollen, nur dann führte die Arbeit mit ihm zum Erfolg.
    »Danke, Stas«, sagte er so liebenswürdig wie möglich, während er das Päckchen entgegennahm, es öffnete und sofort mit großem Appetit in das saftige Fleisch zwischen den Brotscheiben biß. »Mein Gott, bin ich hungrig. Entschuldige, daß ich gegangen bin, ich wollte dir keine Umstände machen. Es schmeckt phantastisch.«
    Schurygin wurde sofort freundlicher.
    »Ich rufe an, wenn was ist.«
    »Ja, ruf unbedingt an. Mach’s gut!«
    Igor Lesnikow verließ Schurygins gastfreundliches Haus, stieg in seinen funkelnden Wagen und machte sich auf die Suche nach einem öffentlichen Telefon, um Nastja anzurufen. Sie war wahrscheinlich auch noch wach und wartete ungeduldig auf seinen Anruf.
    5
    Wieder war ein Tag vergangen, und wieder war nichts leichter geworden. Platonow ging genau nach Plan vor, er wußte, daß vorläufig noch nicht mit den erhofften Resultaten zu rechnen war, aber das Warten wurde immer schwerer.
    Am Morgen war Kira erneut ins Stadtzentrum gefahren und hatte Sergej Russanow angerufen, um ihm zu sagen, daß er an dreimal dreißig plus zehn denken sollte. Aus Sergejs Reaktion war zu schließen, daß er auf Anhieb verstanden hatte, er hatte jedenfalls nicht viel gesagt und keine überflüssigen Fragen gestellt. Anschließend kam Kira nach Hause, sie aßen zusammen zu Mittag und erstellten eine Liste der Materialien, die sie für die Wohnungsrenovierung besorgen mußte. Abends fuhr sie wieder ins Zentrum. Zuerst rief sie Russanow an, um zu erfahren, ob er die Unterlagen erhalten hatte, dann die Kamenskaja. Es war nichts Unvorhergesehenes vorgefallen, Sergej ließ ausrichten, daß die Unterlagen in seinem

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