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Mit verdeckten Karten

Mit verdeckten Karten

Titel: Mit verdeckten Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Fahrgastes verantwortlich. Wenn Grigorij beim Einsteigen ins Auto etwas passiert wäre, wäre ich dran gewesen.«
    Stas zog eine Packung Zigaretten hervor, schnippte mit dem Feuerzeug und sog den Rauch der Zigarette tief ein.
    »Sie können auch rauchen, wenn Sie wollen«, sagte er und schwenkte die Hand, um den Rauch zu vertreiben.
    »Nein danke, ich rauche nicht.«
    Jemand riß an der Tür und begann zu klopfen.
    »Besetzt«, rief Schurygin.
    »Stas, beeil dich, Alka macht sich gleich in die Hose«, kreischte eine weibliche Stimme hinter der Tür.
    »Versuche bitte, dich genau an alles zu erinnern, was du in dieser Viertelstunde gesehen hast. Auch wenn dir etwas ganz nebensächlich und belanglos erscheint.«
    »Eigentlich erinnere ich mich an überhaupt nichts«, sagte Stas unsicher. »Ich habe nur auf verdächtige Personen geachtet, ansonsten . . .«
    »Gut, beginnen wir mit den verdächtigen Personen«, stimmte Igor zu. »Wen hast du gesehen?«
    »Einmal hielt ein Auto vor dem Haus, ein weißer Shiguli. Ich wurde etwas unruhig, weil zwei Männer im Auto saßen. Aber einer stieg aus und ging ins Haus, der andere wendete das Auto und fuhr wieder weg.«
    »Hast du dir das Kennzeichen gemerkt?«
    »Nein. Wenn das Auto stehengeblieben wäre, hätte ich auf die Nummer geschaut. Aber da es wieder wegfuhr, ging es mich nichts an.«
    »Gut. Was hast du noch gesehen?«
    »Es gingen noch ein paar hübsche Mädchen vorbei«, grinste Schurygin. »So etwas sehe ich immer, sogar im Schlaf.«
    »Stas, ich schätze deinen Humor«, sagte Igor kalt, »aber heute ist Sonntag, ich bin seit dem Morgen auf den Beinen, ich habe Hunger, und zu Hause warten meine Frau und ein zweijähriges Kind auf mich. Laß uns bei der Sache bleiben, ja?«
    Schurygin war ein wenig gekränkt, aber er zeigte es nicht.
    »Da war noch ein Mann mit einem weinroten Diplomatenkoffer. Er hatte nichts Verdächtiges an sich, er ist mir nur aufgefallen, weil er vor dem Auto stehenblieb.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Nur daß der Diplomatenkoffer weinrot war, eine Weibertasche.«
    »Du hast gesagt, daß er vor dem Auto stehengeblieben ist. Was hat er gemacht?«
    »Er hat etwas in dem Diplomatenkoffer gesucht. Wissen Sie, gewöhnlich heben die Männer dabei ein Bein an, legen das Ding auf den Schenkel und wühlen darin, aber dieser blieb aufrecht stehen, öffnete die Schlösser, hielt mit einer Hand den Griff fest, mit der anderen den Kofferboden und sah nur ins Innere der Tasche. Offenbar wollte er sich nur davon überzeugen, daß alles, was er brauchte, noch da war.«
    »Kannst du dich an das Gesicht erinnern?« fragte Igor hoffnungsvoll.
    »Nein, das Gesicht habe ich nicht gesehen. Es war ja gegen acht Uhr, schon fast dunkel, und ich hatte die Scheinwerfer an. Sie beleuchteten die Hände des Mannes und den Koffer, der Kopf blieb im Dunkeln.«
    »Erinnerst du dich wenigstens an seine Gestalt? War er groß oder klein, dick oder dünn?«
    »Ganz normal«. Stas zuckte mit den Schultern. »Mittelgroß, wie alle.«
    »Hast du noch etwas gesehen?«
    »Grigorij kam mit dem jungen Mann aus dem Haus, der vorher aus dem weißen Shiguli gestiegen war. Die beiden umarmten sich zum Abschied, Grigorij stieg ein, der junge Mann winkte ihm, und wir fuhren ab. Das ist alles, sonst habe ich nichts gesehen.«
    »Hat Lowinjukow dir gesagt, wer dieser junge Mann war?«
    »Ja, ein Verwandter aus Uralsk. Seine Tochter hat irgendeine schwere Krankheit, und Grigorij versorgt sie mit Medikamenten. Würden Sie mir vielleicht endlich sagen, was passiert ist? Ich mache mich hier zum Affen, indem ich Ihre Fragen beantworte, und womöglich unterschreibe ich damit mein Todesurteil.«
    »Der junge Mann, der Grigorij Iwanowitsch besucht hat, wurde eine Viertelstunde später ermordet aufgefunden. Direkt dort, auf der Wolodarskij-Straße.«
    »Ermordet?« Stas ließ sich erschrocken auf den Badewannenrand fallen. »Wie ist das möglich? Wer hat ihn denn umgebracht?«
    »Das versuche ich herauszufinden. Du könntest etwas Wichtiges gesehen haben. Denk bitte noch einmal gründlich nach! Mich interessieren zwei Personen: der Fahrer des Shiguli und der Mann mit dem weinroten Diplomatenkoffer. Kann das nicht ein und dieselbe Person gewesen sein?«
    »Wie denn?« fragte Stas mit ehrlichem Erstaunen. »Der Mann ist doch weggefahren.«
    »Woher weißt du das?« fragte Igor schnell.
    »Aber ich habe doch gesehen, daß er weggefahren ist.«
    »Du hast nichts dergleichen gesehen. Du hast nur gesehen, daß er

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