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Mit verdeckten Karten

Mit verdeckten Karten

Titel: Mit verdeckten Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Ergebenheit gezweifelt. Ich habe keinen Grund, die Seite zu wechseln, das wissen Sie doch.«
    »Ich weiß überhaupt nichts!« schnaubte Kabanow. »Sicher ist nur eins: Ich habe in meinem Leben viele Dinger gedreht, aber ich habe mir dabei nie die Hände schmutzig gemacht. Auf mein Konto geht keine einzige Leiche. Und jetzt erfährt Trofim, daß ich Kontakt zu einem Scharfschützen habe und schickt mir einen seiner Leute. Innerhalb einer Sekunde bin ich zum Komplicen geworden. Und damit noch nicht genug. Jetzt verlangt Trofim, daß ich diesen Scharfschützen beseitige. Verstehst du, was das bedeutet? Entweder gehe ich ins Kittchen, oder ich bin für den Rest meines Lebens Trofims Leibeigener, weil er weiß, daß Blut an meinen Händen klebt, und diese Leibeigenschaft wird noch schlimmer sein als das staatliche Gefängnis. Und wenn ich nicht dafür sorge, daß der Scharfschütze Trofims Auftrag erfüllt und dann ins Jenseits befördert wird, wird Trofim mich innerhalb von drei Tagen packen. Vor ihm gibt es kein Entrinnen. Ich habe nicht genug Macht, um innerhalb von drei Tagen das Land zu verlassen, so schnell bekomme auch ich kein Visum. Und es wäre auch sinnlos, denn Trofim würde mich in jedem zivilisierten Land der Erde finden, seine Leute sind überall auf der Welt verstreut.«
    Er verstummte und hörte nicht auf, sich mit den Handflächen den Schweiß von Stirn und Nacken zu wischen. Gena schwieg nach wie vor in der Gewißheit, daß Kabanow ihm seine Verbindung zu Trofim nie würde nachweisen können. Natürlich verdächtigte er ihn, aber was machte das schon aus? Er hatte zuviel Angst vor Trofim, um ihn rauszuschmeißen, und umbringen konnte er ihn auch nicht, er würde es nicht wagen. Insofern würde alles so bleiben wie bisher.
    »Organisiere für morgen früh ein Treffen mit unserem Schützen für mich«, sagte Kabanow, der sich inzwischen etwas beruhigt hatte. »Wir haben noch den Sonntag, den Montag und den Dienstag. Am Mittwoch muß alles erledigt sein. Den Killer werden wir natürlich beseitigen, das ist nicht schwierig, aber wie er bis dahin seinen Auftrag erfüllen soll -das ist die andere Frage.«
    »Darüber sollten Sie nicht nachdenken, Vitalij Nikolajewitsch, für Sie zählt nur Trofim. Wenn der Killer es in drei Tagen nicht schafft, dieses Pärchen zu beseitigen, dann soll ihn der Teufel holen. Wir vollziehen an ihm Trofims Strafe und liquidieren ihn, alles andere ist nicht so wichtig.«
    »Das ist auch wieder wahr«, stimmte Kabanow zu. »Das Pärchen in der Einzimmerwohnung soll nicht meine Sorge sein, nicht ich werde das Honorar für diese Sache bekommen. Gieß mir ein Gläschen ein, Gena.«
    8
    Kira kam noch bei hellem Tageslicht zurück, Platonow war noch gar nicht dazu gekommen, sich Sorgen um sie zu machen. Als sie die neu tapezierte Küche sah, klatschte sie vor Begeisterung in die Hände.
    »Das ist ja toll. Es sieht wunderbar aus, wirklich, Dima.«
    Er setzte an, um sein am Morgen gegebenes Versprechen zu erfüllen, deshalb trat er von hinten an sie heran und umarmte sie, wie zufällig ihre Brust unter dem weiten, dicken Pullover berührend. Aus seinem Vorhaben wurde jedoch nichts, denn Kira lachte auf und entwand sich seinen Armen.
    »Platonow, warum kommen deine Anwandlungen von Zärtlichkeit immer dann, wenn ich es eilig habe? Heute morgen hätte ich deshalb fast den Zug verpaßt.«
    »Und warum hast du es jetzt eilig?« fragte er verstimmt und irritiert.
    »Ich muß unter die Dusche. Ich habe dir doch gesagt, daß ich immer schmutzig und verschwitzt bin, wenn ich von der Datscha zurückkomme. Schlepp du mal zwei zehn Kilo schwere Taschen eine so weite Strecke, dann wollen wir mal sehen, wie lange du ohne Dusche auskommst.«
    Sie schloß die Badezimmertür hinter sich und schob den Riegel vor. Wieder hörte Platonow die gewohnten Geräusche. Der Reißverschluß ihrer Jeans, die Haarspange, das Magnetschloß des Spiegelschranks, ein Rascheln, das Geräusch des Wassers, das auf den Wannenboden fiel. Heute allerdings hielt dieses Geräusch, das besagte, daß Kira noch nicht unter dem Wasserstrahl stand, länger an als sonst. Platonow stellte sich vor, wie sie, bereits ausgezogen, sich plötzlich kraftlos auf dem Wannenrand niedergelassen hatte. War ihr schlecht geworden?
    Er trat an die Tür heran und lauschte. Irgendein Stöhnen war nicht zu hören. Weinte sie vielleicht? Auch das schien nicht der Fall zu sein.
    »Kira! Ist alles in Ordnung?« fragte er laut.
    »Alles in Ordnung«,

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