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Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Titel: Mit Worten kann ich fliegen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Draper
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geworfen hatte, bestrafte sie mich nicht, sondern begriff, dass ich was Besseres brauchte.
    Ich hörte alle
Babysitter-Club-
Bücher und diese doofen Bücher aus der
Gänsehaut
-Reihe. Nach jedem Buch stellte sie mir Fragen und ich beantwortete jede einzelne richtig. Fragen wie: »Was von diesen Dingen half dabei, das Geheimnis zu lösen?« Und dann zeigte sie mir einen Kieselstein, einen Seestern und einen Füller. Der Kieselstein natürlich. Nachdem wir alle Fragen durchgegangen waren, jubelte sie und legte dann ein anderes Buch für mich ein. In dem Jahr hörte ich alle Bücher von Beverly Cleary und alle Bücher von den
Fünf Freunden
. Es war genial.
    Im darauffolgenden Jahr brach alles zusammen. Eigentlich müssen Lehrer einen Bericht für ihren Nachfolger schreiben, damit der weiß, was ihn erwartet. Aber entweder hatte Mrs Tracy das nicht gemacht oder Mrs Billups, unsere Lehrerin in der dritten Klasse, hatte ihn nicht gelesen.
    Mrs Billups machte als Erstes jeden Morgen ihre Lieblings-CD an. Ich hasste es.
Old MacDonald had a Farm, Twinkle, twinkle, Little Star, The Itsy Bitsy Spider
 – alles von Kindern gesungen, die nicht singen können. Die Art von Musik, die Erwachsene besonders niedlich finden, dabei ist sie einfach nur schrecklich!
    Mrs Billups legte sie ausnahmslos jeden Morgen – in voller Lautstärke – ein. Immer und immer und immer wieder. Kein Wunder, dass wir immer schlecht gelaunt waren.
    Hatte sie die Küchenmusikband einmal eingeschaltet, ging Mrs Billups das Alphabet mit uns durch. Ausnahmslos jeden Tag. Mit
Dritt
klässlern.
    »Also, Kinder, das ist ein ›A‹. Wie viele von euch können ›A‹ sagen? Gut!«
    Sie lächelte und sagte »gut«, selbst wenn niemand in der Klasse geantwortet hatte.
    Ich fragte mich, ob sie Drittklässler ohne Körperbehinderung genauso unterrichten würde. Wahrscheinlich nicht. Je mehr ich darüber nachdachte, umso wütender wurde ich.
    »Jetzt das ›B‹. Das ist der Buchstabe ›B‹. Sagt alle ›B‹. Gut!«
    Wieder in die Stille hinein. Es schien ihr egal zu sein. Sehnsüchtig starrte ich auf die Hörbücher und die Kopfhörer, die in eine Ecke beiseitegeschoben worden waren.
    Eines Tages reichte es mir wohl einfach. Mrs Billups war dazu übergegangen, die Buchstaben nicht nur zu sagen, sondern den Laut eines jeden nachzuahmen. »Bh!«, sagte sie laut und spuckte dabei ein bisschen. »›Bh‹ ist der Laut, den der Buchstabe ›B‹ macht. Lasst uns alle zusammen ›Bh‹ sagen, Kinder.«
    Da begann die immer gut gelaunte Maria, mit Stiften um sich zu werfen. Willy fing an zu brabbeln. Und ich brüllte.
    Ich bin zwar nicht in der Lage, klare Laute von mir zu geben, aber ich kann einen
Heiden
lärm veranstalten.
    Ich schrie, weil ich Dinge, die einfach nur dumm sind, hasste.
    Ich kreischte, weil ich nicht reden und ihr nicht sagen konnte, dass sie die Klappe halten sollte!
    Und das brachte mich zum Weinen, weil ich
nie
in der Lage sein würde,
irgendjemandem
zu sagen, was ich wirklich dachte.
    Also schrie und brüllte und kreischte ich. Ich weinte wie eine Zweijährige. Ich hörte nicht auf.
    Dann übermannte mich meine Tornado-Explosion. Ich ruderte mit den Armen und zuckte und flippte einfach total aus. Ich strampelte so wild, dass meine Schuhe sich aus den Fußriemen meines Rollstuhls lösten. Dadurch kippte ich seitlich weg und schrie noch lauter.
    Mrs Billups wusste sich nicht zu helfen. Sie versuchte, mich zu beruhigen, aber ich
wollte
nicht beruhigt werden. Selbst die Hilfskräfte konnten micht nicht stoppen. Jill und Maria begannen zu weinen. Sogar Ashley, die an diesem Tag ganz in Gelb gekleidet war, sah verstört aus. Freddy wirbelte seinen Rollstuhl im Kreis herum und warf mir aus den Augenwinkeln ängstliche Blicke zu. Carl brüllte nach dem Mittagessen. Dann kackte er wieder in seine Hose. Die ganze Klasse war außer Kontrolle. Und ich kreischte weiter.
    Die Lehrerin rief unsere Direktorin Mrs Anthony, die große Augen machte, als sie unsere Tür öffnete. Mit einem Blick auf die Situation sagte sie kurz und bündig: »Rufen Sie ihre Mutter an.« Dann machte sie sich so schnell wie möglich aus dem Staub.
    Kurz darauf hatte die Lehrerin meine Mutter am Telefon. »Mrs Brooks, hier spricht Melodys Lehrerin Anastasia Billups. Können Sie sofort zur Schule kommen?«
    Ich wusste, dass meine Mutter sich Sorgen machen musste. War ich krank? Verletzt? Tot?
    »Nein, sie ist nicht krank. Wir denken, dass es ihr gut geht«, sagte Mrs Billups

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