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Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Titel: Mit Worten kann ich fliegen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Draper
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bleibt in der Nähe, für den Fall, dass jemand ein Stück Speck fallen lässt. Mom hat am Wochenende frei und erholt sich dann. Manchmal liest sie mir einen Artikel vor oder erzählt mir etwas über den neuesten Hurrikan oder Aufstand oder die letzte Explosion auf der Welt.
    »Noch mehr Kämpfe im Nahen Osten«, sagt sie.
    Ich habe es im Fernsehen gesehen. Bomben und Tränen und angstverzerrte Gesichter.
    »Es läuft bald ein neuer
Superman-
Film an«, liest sie und schüttelt mit einer Handbewegung die Zeitung zurecht. »Vielleicht können wir uns eine Vormittagsvorstellung ansehen.«
    Ich liebe Superhelden. Ich glaube, Superman mag ich am liebsten, weil er fliegen kann. Wie genial wäre
das
denn?
    Mom liest mir auch die Comicseite vor. Ich mag Garfield. »Garfield schummelt schon wieder bei seiner Diät«, sagt Mom. »Er hat Jons Lasagne und Odies Fleischbällchen gefuttert.«
    Ich lache und deute auf Moms Hüften.
    »Willst du mir etwa schon wieder sagen, dass ich fett bin, Fräulein Didi? Nur weil ich gestern Abend deine Spaghettireste aufgegessen habe?«
    Ich grinse.
    »Es wird dir noch leidtun, wenn ich zum Mittagessen für alle nur noch Salat mache!«
    Wir lachen beide. Mom ist weit davon entfernt, fett zu sein, aber ich ziehe sie gerne auf.
    Zu meinem zehnten Geburstag habe ich ein ganzes Buch mit Garfield-Comics bekommen – total genial! Ich habe Dad dazu gebracht, es mir immer wieder vorzulesen. Garfield ist eine Katze, die viel zu sagen hat, seine Worte stehen allerdings alle in kleinen Kreisen über seinem Kopf. Er kann natürlich nicht wirklich reden – er ist eine Katze!
    Aber manchmal fühle ich mich genau so – wäre es nicht cool, wenn jemand Worte über meinen Kopf schreiben könnte, damit die Leute wissen, was ich denke? Damit könnte ich leben – riesige schwebende Blasen über mir, die für mich sprechen.
    Wäre es nicht toll, wenn jemand eine Sprechblasenmaschine erfinden könnte, bevor in zwei Wochen die fünfte Klasse beginnt? Hach!
    Wenn ich versuche zu reden, explodieren die Wörter in meinem Kopf, aber alles, was rauskommt, sind bedeutungslose Laute und Quietscher. Penny kann viele Wörter und Wortversatzstücke sagen. Aber selbst für diese einfachen Versatzstücke wollen sich meine Lippen nicht hergeben. Also sind die meisten der Geräusche, die ich von mir gebe, Vokale.
    Ich kann ziemlich deutlich »U« und »A« sagen, und wenn ich mich konzentriere, kann ich manchmal ein »Bh« oder ein »Hh« herausquetschen. Aber das ist alles.
    Meine Eltern kommen normalerweise darauf, was ich brauche, wenn sie genau hinhören. Für Außenstehende klinge ich wahrscheinlich wie eines dieser Kinder, das von Wölfen großgezogen wurde. Meine Kommunikationstafel ist selbst mit allem, was Mrs V. hinzugefügt hat, na ja, irgendwie scheiße.
    Zum Beispiel hatte ich eines Nachmittags in diesem Sommer Appetit auf einen Big Mac und einen Milchshake. Vanille. Ich liebe Fastfood. Mom war nicht zu Hause und manchmal ist es ein hartes Stück Arbeit, meinem Vater verständlich zu machen, was ich will. Ich zeigte auf das Bild von meinem Dad, das Wort gehen , das Wort essen und einen Smiley. Das war alles, was mir zur Verfügung stand. Ich muss ihm zugutehalten, dass er es wirklich versucht hat. Er hat mir eine Million Fragen gestellt, sodass ich auf Ja oder Nein deuten konnte.
    »Hast du Hunger?«
    Ja.
    »Okay, ich mach dir einen Thunfischsalat.«
    Nein. Ich schlug auf die Tafel.
    »Ich dachte, du hast gesagt, du seist hungrig. Willst du Spaghetti?«
    Nein. Sanfter dieses Mal.
    »Was willst du dann?«
    Keine Antwort. Nichts auf meiner Tafel konnte es beschreiben. Ich zeigte wieder auf gehen .
    »Soll ich in die Küche gehen und dir etwas kochen?«
    Nein.
    »Soll ich zum Supermarkt fahren?«
    Nein. Ich begann wütend zu werden und schlug mit meinem rechten Daumen noch mal auf die Tafel.
    »Ich kapiere es nicht. Du hast gesagt, ich soll dir etwas zu essen besorgen.«
    Ja . Ich zeigte noch einmal auf Dads Bild, dann auf gehen , dann auf essen , dann auf den Smiley.
    Ich fühlte, wie eine meiner Tornado-Explosionen im Anmarsch war. Ich begann, um mich zu kicken und meine Arme verkrampften sich. Es machte mich
wahnsinnig,
dass ich nichts über einen blöden Big Mac sagen konnte.
    »Beruhige dich, Schatz«, sagte Dad sanft.
    Meine Kiefer fühlten sich an wie Stahlbalken. Ich wusste, dass ich schwer atmete, und meine Zunge wollte nicht in meinem Mund bleiben. Ich schlug noch einmal auf meine Tafel, ohne dabei

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