Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)
auf ein spezifisches Wort zu zielen.
»Argh!«, kreischte ich.
»Es tut mir leid, Melody, aber ich kriege nicht heraus, was du meinst. Ich werde dir ein paar Nudeln mit Käse machen. Ist das okay?«
Ich seufzte, gab auf und zeigte auf Ja . Ich beruhigte mich, während er kochte. Die Nudeln waren ziemlich gut.
Zwei Wochen später saßen mein Dad und ich im Auto und wir fuhren an McDonald’s vorbei. Ich kreischte und kickte und zeigte, als würde Godzilla die Straße herunterkommen. Dad muss gedacht haben, ich sei durchgeknallt. Endlich sagte er: »Möchtest du gerne anhalten und einen Big Mac und einen Milchshake für heute Abend zum Essen mitnehmen?«
Ich schrie »Ah!«, so laut ich konnte, und strampelte vor lauter Entzücken weiter, als er in den Drive-in abbog. Er hat die Verbindung zwischen dem Fastfood-Stopp und meiner Bitte von vor zwei Wochen nie gezogen. Aber das ist okay. Obwohl es fast eine Stunde dauerte, bis ich ihn aufgegessen hatte, war es einer der besten Burger, den ich je hatte.
Kapitel 11
Vor ein paar Wochen hat die fünfte Klasse begonnen und zwei coole Sachen sind passiert. Na ja, ich habe kein Gerät bekommen, das Garfield-ähnliche Sprechblasen über meinem Kopf macht, aber ich habe einen elektrischen Rollstuhl gekriegt und in unserer Schule gibt es jetzt sogenannte »Integrationsklassen«. Ich fand das witzig. Ich bin noch nie in etwas integriert gewesen. Aber diese Klassen sollen Kindern wie mir die Gelegenheit geben, mit Kindern, die als »normal« gelten, in Kontakt zu treten. Was ist normal? Na eben!
Meinen neuen Rollstuhl mit meinem alten zu vergleichen wäre so, als würde man einen Mercedes mit einem Skateboard vergleichen. Die Räder sind beinah wie Autoreifen, weswegen er leichtgängig läuft, als würde man auf Kissen fahren. Ich bin nicht sehr schnell, aber mit einem kleinen Joystick an der Armlehne kann ich mich nun selbst den Gang entlangbewegen. Sollte es allerdings notwendig sein, kann ich einen Schalter auf manuell umlegen und immer noch geschoben werden.
Als Freddy ihn das erste Mal sah, rief er: »Hurra!«, als hätte ich soeben das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis gewonnen. »Melly macht jetzt wrumm, wrumm. Sollen wir ein Rennen machen?« Er wirbelte seinen eigenen Rollstuhl in aufgeregten Kreisen um mich herum.
Ich bin mir sicher, dass er mich schlagen könnte, selbst bei den subatomaren Geschwindigkeiten, auf die unsere Rollstühle eingestellt sind.
Mein elektrischer Rollstuhl ist um einiges schwerer als mein manueller Rollstuhl, und Mom und Dad können ihn kaum heben.
»Solltest du dich entschließen, auf eine Rakete als Transportmittel umzusteigen«, hat Dad anfangs gewitzelt und sich seinen Rücken gerieben, »wirst du Superman anheuern müssen, damit er sie ins Auto hebt!«
Ich grinste. Aber ich wusste, dass er die Dankbarkeit in meinen Augen lesen konnte.
Also kaufte er ein Set tragbarer Rollstuhlrampen, die sich zusammenfalten lassen und hinten in unseren SUV passen. Über sie kann er den neuen Rollstuhl hinten in unser Auto schieben und hat immer noch Rückenmuskeln übrig.
Für mich geht es einzig und allein um die Freiheit. Jetzt muss ich auf niemanden mehr warten, der mich durch den Raum schiebt. Ich kann einfach rüberfahren. Wahnsinn. Als sie also beschlossen, uns in die regulären Klassen zu integrieren, war der elektrische Rollstuhl sehr hilfreich.
Unsere Lehrerin für die fünfte Klasse in Raum H-5 erinnert mich an eine Fernseh-Oma. Mrs Shannon ist untersetzt, riecht ausnahmslos jeden Tag nach Lavendel-Bodylotion, und ich glaube, sie stammt aus den Südstaaten, weil sie mit einem echt stark gedehnten Akzent spricht. Irgendwie kommt einem dadurch alles, was sie sagt, interessanter vor.
Am ersten Tag sagte sie zu uns: »Ich werde mir den Allerwertesten aufreißen, damit wir alle das Bestmögliche aus diesem Schuljahr rausholen, okey-dokey? Wir werden lesen und lernen und über uns hinauswachsen. Ich bin fest davon überzeugt, dass in jedem Einzelnen von euch eine Riesenportion Potenzial steckt, und zusammen werden wir ein Stückchen von diesem Zeug hervorholen und es polieren, bis es glänzt.«
Ich mochte sie. Sie brachte stapelweise neue Bücher zum Vorlesen mit und Spiele und Musik und Videos. Im Gegensatz zu Mrs Billups muss Mrs Shannon alle unsere Unterlagen gelesen haben, denn sie entstaubte die Kopfhörer und brachte sogar noch mehr Hörbücher für mich mit.
»Seid ihr bereit für den Musikunterricht?«, fragte sie uns eines
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