Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)
Süddakota
D. Neu-Mexiko
E. Utah.«
Ich bin zwar nie dort gewesen, aber ich habe Reiseberichte im Fernsehen gesehen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er in Arizona liegt. Ich tippte den Buchstaben
B
ein, drückte auf die Druckertaste, und Catherine brachte mein Blatt zum Lehrertisch.
»Melody hat mitgemacht?«, fragte Mr Duming, als er den Ausdruck entgegennahm. Er warf einen Blick auf das Blatt in seiner Hand. »Wie schön.«
Sein Tonfall gefiel mir nicht.
Er korrigierte die Blätter, während wir einen Film über die Pyramiden in Ägypten ansahen. Immer wieder warf ich verstohlene Blicke zu ihm rüber. Endlich sah er über das Drahtgestell seiner Brille hinweg. »Ich habe die Punkte zusammengezählt. Das heute war kein offizieller Test, aber die Schüler mit sehr hohen Testergebnissen sind Paula, Claire, Rose und Connor.«
Connor sprang hinter seinem Tisch auf und jubelte. »Ich wusste es! Ich bin der Champ! Ich bin sexy! Her mit dem Schokoriegel!« Er lief durch den Gang Richtung Tisch, auf dem der Riegel lag.
»Setz dich, Connor!«, sagte der Lehrer genervt. »Du hast gut abgeschnitten, aber du kriegst den Riegel nicht.«
»Wer hat mich geschlagen?« Connor schien erstaunt zu sein. »Rose? Das ist okay. Ich werde bei den echten Auswahltests das Rennen machen.«
Ich sah hinüber zu Rose. Sie lächelte mir zu – auf ihrem Gesicht spiegelte sich Vorfreude wider.
Für einen Moment schwieg Mr Duming. Er kratzte sich am Kopf. Schließlich räusperte er sich und sagte: »Der Gewinner des heutigen Wettbewerbs und der Gewinner des Schokoriegels, mit einem
perfekten
Ergebnis, ist …« Er machte wieder eine Pause, schüttelte seinen Kopf und begann von Neuem. »Die einzige Person in der Klasse, die jede Frage richtig beantwortet hat, ist … Melody Brooks.«
Todesstille. Keine Jubelrufe. Nur ungläubige Blicke.
»Das ist nicht fair!«, platzte Molly ärgerlich heraus. »Melody hat eine Helferin, die ihr die Antworten zuflüstert!«
»Sie muss geschummelt haben!«, fügte Claire laut hinzu.
Catherine sprang von ihrem Stuhl auf und stürmte zu den Plätzen von Claire und Molly; ihre neuen schwarzen Lederstiefel klackerten laut auf dem gefliesten Boden des Klassenzimmers. »Ich habe ihr
nicht
geholfen! Ist euch je in den Sinn gekommen, dass sie vielleicht ganz von alleine intelligent ist?«
»Sie kann sich nicht mal alleine hinsetzen!«, antwortete Claire bockig.
»Das Aussehen deines Körpers hat nichts damit zu tun, wie gut dein Hirn funktioniert! Das solltest du nach einem Blick in den Spiegel wissen!«
»Oha! Eins zu null!«, sagte Connor.
Das brachte ein paar Lacher ein. Aber die meisten Kinder sahen unbehaglich umher. Niemand sah mich an.
Claire erwiderte nichts, und Molly schien sich ebenfalls entschlossen zu haben, die Klappe zu halten.
Catherine kam an meinen Platz zurück, aber das Ganze hatte dazu geführt, dass ich am liebsten unter den Tisch gekrochen und verschwunden wäre.
Mr Duming hob seine Hand, um die Klasse zum Schweigen zu bringen. »Melody, bitte komm nach vorne und hol dir deinen Schokoriegel ab«, sagte er. »Ich bin heute sehr stolz auf dich und deine Leistung. Und deine Klassenkameraden sind es auch. Eine Runde Applaus für Melody!«
Alle, außer vielleicht Molly und Claire, klatschten, als ich langsam nach vorne rollte. Das Geräusch meines Rollstuhlmotors lag leise surrend im Raum. Das Geräusch meines pochenden Herzens konnten sie nicht hören.
Es war mir klar, dass der Lehrer mir den Riegel angeboten hatte, um Claire und Molly zum Schweigen zu bringen und um mich dafür zu belohnen, dass ich zufällig alle Fragen richtig beantwortet hatte. Aber es war kein Zufall. Ich hatte alle Antworten gewusst. Jede einzelne.
Mr Duming legte den Riegel auf mein Tablett. Gut. Wenigstens musste ich mir keine Sorgen darüber machen, ihn vor allen fallen zu lassen. Mit gesenktem Kopf rollte ich zurück auf meinen Platz.
»Ich bin so stolz auf dich! Und das solltest du auch sein!«, flüsterte Catherine und hielt ihre Hand hoch, damit ich einschlagen konnte. Aber ich rührte mich nicht.
»Nein« , tippte ich.
»Warum nicht? Du hast sie alle geschlagen.«
Es dauerte sehr lange, aber ich tippte: »Sie halten mein Hirn für genauso nutzlos wie den Rest von mir.« Am liebsten hätte ich geweint.
»Dann müssen wir einfach büffeln und ihnen beweisen, dass sie falsch liegen!«, sagte Catherine mit einem trotzigen Unterton in der Stimme.
»Warum?« , fragte ich.
»Damit du ins
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