Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)
aufhören zu grinsen.
Obwohl ich weiß, dass wir ganz viel Zeit haben, wünschte ich, Dad würde schneller fahren. Ich habe solche Angst, dass wir das Flugzeug verpassen könnten oder dass wir mein Ticket vergessen haben oder dass ich mich übergeben muss and wir zurück nach Hause fahren müssen.
Im Parkhaus am Flughafen finden wir problemlos eine Reihe leerer Behindertenparkplätze. Wir laden mich, meinen Rollstuhl, unser Gepäck und Penny und Karli aus. Mrs V. macht noch mehr Fotos.
Es scheint Stunden zu dauern, dabei sind wir in nur wenigen Minuten am Schalter zum Einchecken.
Mrs V. schiebt mich. Mom trägt Penny. Dad schiebt den mit Koffern und Karli beladenen Gepäckwagen. Es ist Punkt 10:00 Uhr.
»Hi!«, sagt Mom fröhlich zu der uniformierten Dame am Schalter. »Wir sind hier, um für den Mittagsflug nach Washington D. C. einzuchecken.« Sie reicht der Dame unsere Tickets.
»Den Mittagsflug?«, antwortet die Dame mit einem Stirnrunzeln. Sie tippt und klickt, presst die Lippen aufeinander und tippt dann noch mal. Endlich schaut sie auf. »Es tut mir leid, Ma’am, aber dieser Flug wurde gestrichen. Wir hatten heute eine Menge Stornierungen – ein spätwinterlicher Schneesturm im Nordosten hat überall für Rückstau gesorgt.«
Gestrichen?
Mein Magen beginnt zu gluckern.
»Schnee?«, Moms Stimme klingt belegt. »Aber das Wetter hier ist sonnig und klar.«
»In Boston liegen bereits zwölf Zentimeter und für heute Nachmittag ist weiter im Süden noch mehr vorhergesagt. Die Bundesluftfahrtbehörde lässt bei diesem Wetter keine Flugzeuge starten, deswegen gerät unser gesamtes System durcheinander. Flugzeuge, die hier ankommen und dann wieder nach Osten zurückkehren sollen, werden gestrichen, was heißt, dass unsere Mittagsflüge nicht starten können. Es ist kompliziert. Es tut mir leid.«
Die Frau am Schalter tippt wieder schnell. Sie sagt zu Mom: »Ich kann Sie und Ihre Tochter aber auf den nächsten direkten Flug buchen. Er geht um 19:23 Uhr und kommt um 21:07 Uhr in Washington an. Der Wetterdienst hat vorhergesagt, dass der Sturm sich bis dahin verzogen haben wird, sodass wir anfangen können, die Leute dorthin zu bringen, wo sie hinwollen. Morgen wird es übrigens regnerisch.«
Mein Herz hämmert jetzt.
»Möchten Sie, dass ich Sie jetzt umbuche?« Sie lächelt fröhlich. Sie kapiert es nicht.
»Aber der Wettbewerb
beginnt
um sieben«, murmelt Mom schwach.
»Wie bitte? Ich habe Sie nicht verstanden«, sagt die Frau am Schalter.
Ich kriege keine Luft.
Mom spricht etwas lauter. »Was ist mit dem Rest unserer Gruppe? Wir reisen zusammen – eine Gruppe Schulkinder –, ein Quizteam, um genauer zu sein. Sie waren ebenfalls auf diesen Flug gebucht. Wir haben heute Abend einen Wettbewerb.«
»Oh, ich erinnere mich an diese Kinder. Sie waren heute früh morgens hier. Tolle Gruppe. So höflich und wohlerzogen. Sie haben mir alles über den Wettbewerb erzählt und die riesige Trophäe, die sie vielleicht mit nach Hause bringen werden.«
»Sie waren
früh
hier?«, krächzt Mom.
»Sie hatten anscheinend alle gemeinsam gefrühstückt und sind dann direkt hierhergefahren. Wie gut, dass sie das gemacht haben, sonst wären sie nicht von hier weggekommen.«
»Wo sind sie?«, fragt Mom.
»Oh, sie wurden auf den Neun-Uhr-Flug umgebucht – auf den letzten Flieger, der noch gen Osten geflogen ist, bevor die ersten Flüge gestrichen wurden. Sie mussten zum Gate rennen, aber sie haben es noch rechtzeitig geschafft. Dafür habe ich gesorgt.« Sie sieht auf ihren Computer runter. »Ja, dieser Flug ist vor etwa einer Stunde abgeflogen.«
»Sie sind weg?«, flüstert Mom.
Ich habe das Gefühl zu ersticken.
»Reisen Sie und Ihre Familie nach D. C., um sie anzufeuern?«, fragt die Frau. Sie kapiert es immer noch nicht.
»Nein, meine Tochter ist im Team«, erklärt Mom. »Wir
müssen
nach Washington. Gibt es keinen anderen Flug – vielleicht mit einer anderen Fluggesellschaft?«
Die Frau sieht mich an und blinzelt. »Sie ist im …?«, will sie fragen, fängt sich aber gerade noch, wendet ihren Blick wieder dem Bildschirm zu und beginnt erneut, wie wild zu tippen. Ich kann hören, wie ihre Fingernägel auf der Tastatur klackern.
Dad legt beide Hände auf den Ticketschalter und beugt sich vor zu der Frau. Ich habe ihn noch nie so wütend gesehen.
»Wie konnte das passieren? Hätten wir nicht benachrichtigt werden müssen, dass der Flug gestrichen wurde?«
»Wir versuchen es, Sir, aber es ist
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