Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen

und der Angsthase hält sich in den hinteren Räumen versteckt. Ich spreche gerne von den verschiedenen inneren Mitarbeitern, die alle ihre Funktion im Dienste des Ichs ausüben und gute Absichten für das Gesamtsystem verfolgen. Für ein reibungsloses Funktionieren ist es wichtig, dass es einen Chef gibt, der Autorität gegenüber seinen Mitarbeitern besitzt, der entscheiden kann, welcher Mitarbeiter mit der Aufgabe, die gerade ansteht, betreut wird. Er wird üblicherweise das Selbst, der Beobachter oder Zeuge genannt. Ein Chef ist umso besser, je mehr es ihm gelingt, die Mitarbeiter in ihrem Dienst für die gemeinsame Sache wertzuschätzen und – falls Kritik notwendig ist – diese in einer konstruktiven Art zu üben.
    Das Modell der »inneren Familie« 18 kann helfen, sich von der Identifikation mit der Angst zu lösen, indem klar wird: »Aha, jetzt ist mein ängstlicher Teil im Wohnzimmer. Aber ich kenne mich ja auch in anderen Zusammenhängen ganz anders.« Viele Autorinnen und Autoren sprechen daher auch von »Ego-States«. Ein Ego-State ist ein Zustand, der jetzt gerade besteht, der im nächsten Augenblick schon anders sein kann. Manchmal kann bereits der Moment, in dem eine andere Person auftaucht, plötzlich einen anderen Teil aktivieren. Nehmen wir z. B. an, Sie stehen alleine etwas hilflos und ängstlich vor dem Chef und jemand, den Sie als sehr mutig und bestimmt kennen, kommt hinzu. Oder Sie sind gerade in einer wütenden, unschönen Auseinandersetzung mit einer Kollegin und eine Person des anderen Geschlechts, vor der Sie einen guten Eindruck machen wollen, betritt den Raum. Vermutlich wird ein anderer Teil Ihres inneren Systems in den Vordergrund treten. Es ist sinnvoll, diesen Wechsel wahrzunehmen, weil Sie dadurch den nicht wertenden Beobachter stärken.
    Nehmen wir an, jemand hat ein kleines Appartement in Italien als Geldanlage gekauft und wohnt hier in Deutschland in einer Mietwohnung. Er möchte natürlich für das italienische Appartement möglichst viel Mieteinkunft erzielen und hier in Deutschland wenig Miete bezahlen. Der innere Finanzberater setzt sich in dem einen Fall für höhere und in dem anderen Fall für niedrigere Mieten ein. Als Arbeiter in einer Autofabrik wünscht er sich, dass die Autos zu einem hohen Preis verkauft werden können, als Käufer eines Autos wünscht sich der gleiche Mensch einen Schnäppchenpreis. Ob es sich um Konflikte zwischen Staaten oder um die Interessen von Aktienbesitzern handelt, beide Seiten haben Berechtigung. Es verlangt nach einem Moderator, der beide Seiten würdigt und Bedingungen für einen gesunden Ausgleich schafft. Konflikte sind ein Zeichen von Differenziertheit, sie machen deutlich, dass die Welt von sehr verschiedenen Perspektiven aus gesehen werden kann. Die Globalisierung macht die Weltvielfältiger und spannender. Die menschliche Entwicklung verläuft in aller Regel vom Einfachen zum Komplizierten. Komplexe Systeme sind allerdings schwerer steuerbar als einfache Systeme und angewiesen auf eine ordnende Kraft, die sachlich den Überblick behält.
    In Partnerschaften lässt sich manchmal eine Dynamik beobachten, bei der ein Angsthase und ein Wüterich sich gegenseitig immer mehr in ihre Einseitigkeiten hineinsteigern: Je ängstlicher der Angsthase wird, desto wütender wird der Wüterich, und das steigert wiederum die Angst des ängstlicheren Partners. Diese Dynamik findet sich auch innerseelisch, wenn ein Mensch wütend auf seine Angst ist, da sie ihn an einigen Vorhaben hindert. Durch eine Würdigung der Angst können jedoch wichtige Informationen über den eigenen Körper und über die Umwelt deutlich werden, die nützlich sind zu wissen.
    Oftmals ist der ängstliche Teil ein abgelehnter Teil, der gesehen werden will und erst mal Anerkennung braucht. In einem inneren Zwiegespräch, bei dem ein starkes Ich die Moderation übernimmt, geht es zuerst darum, beiden Seiten zuzuhören. Nachdem der Kritiker seine Argumente vorgebracht hat, warum es gut ist, keine Angst zu haben, und der Angsthase zugehört hat, ist dieser jetzt dran zu berichten, was aus seiner Sicht so gefährlich und unangenehm ist. Ob ein einvernehmlicher Kompromiss gefunden wird, hängt von der Bereitschaft beider Seiten zum Zuhören ab.
    Wir haben in der Sprache die reflexiven Verben: Ich setze mich , ich berühre mich , ich traue mir etwas zu usw. Wenn wir auf die Weisheit der Sprache lauschen, können wir hier zwei Anteile entdecken: Einen aktiven Teil, der etwas tut und