Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
Wissenschaftliche Unterstützung erfährt Yoga durch die neueren Erkenntnisse aus der Neurobiologie und der Hirnforschung, die ebenfalls von Netzwerken und Wechselwirkungen sprechen. Da Yoga seit seinem Beginn stets ein offenes System war, hat die Berührung mit dem westlich geprägten Denken im vergangenen Jahrhundert auch Spuren in den östlichen Yoga-Zentren hinterlassen. So gibt es mittlerweile auch in Indien Forschungseinrichtungen, die Vorher-/Nachher-Vergleiche anstellen.
Von den vier Hauptrichtungen des Yoga hat sich bei uns im Westen vor allem das Hatha -Yoga verbreitet. Für das Thema des vorliegenden Buchs können jedoch auch die anderen Linien wichtige Denkanstöße liefern, deshalb möchte ich diese Teildisziplinen kurz erwähnen: Das Jnana -Yoga ist das Yoga des Denkens; viele seiner philosophischen Werke liefern auch heute noch sehr aktuelle Erkenntnisse über verschiedene Bewusstseinszustände, über die Entstehung von Leid, über Entspannung usw. Das Karma -Yoga ist das Yoga des Handelns und stellt den Dienst an der Welt in einen größeren Zusammenhang. Der Yogi verbindet sich durch sein selbstloses Tun mit den Notwendigkeiten dieser Welt. Im Bhakti -Yoga, dem Yoga der Liebe und Hingabe, geht es darum, liebend eins zu werden mit dem Göttlichen und es in allen Dingen zu erfahren. Durch Mantren, meditative Loblieder und rituelle Handlungen wird die Hinwendung vertieft und gepflegt. Das Raja -Yoga ist das Yoga der Disziplin und des Übens. Hatha-Yoga gehört zum Yoga der Disziplin. Jnana-, Karma-, Bhakti- und Raja-Yoga hängen zusammen und beeinflussen sich gegenseitig.
Asana – die richtige Sitzhaltung
Bei uns im Westen ist Yoga zwischen Sport und Gesundheitspflege bzw. Prävention angesiedelt. In Indien hat es sich jedoch mit dem Ziel entwickelt, Klarheit des Bewusstseins zu erlangen. So erklärt sich die häufig anzutreffende Definition: Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Denksubstanz. Die frühen Yogis zogen sich von der Welt zurück, um ohne Ablenkung durch äußere Sinneseindrücke das eigene Bewusstsein zu erforschen. Stundenlanges Sitzen und Meditieren war jedoch nicht möglich, ohne dem Körper, seinem Bewegungsbedürfnis und der Sitzhaltung Beachtung zu schenken. So entwickelten sich die bei uns bekannten Asanas. Das Wort Asana wird heute zur Bezeichnung verschiedenster Körperpositionen benutzt, seine ursprüngliche Bedeutung aus dem Sanskrit ist jedoch lediglich »Sitzhaltung«. Damit fing die Entwicklung des Yoga an und deshalb soll auch in einem Kapitel über Yoga der aufrechte Sitz an erster Stelle stehen.
Vorbereitung für einen guten Sitz = Asana
Obwohl oft davon gesprochen wird, dass wir in einer »Sitz-Kultur« leben und ergonomisch gestaltete Stühle kennen, ist das Wissen über eine gesunde Sitzhaltung wenig verbreitet, deshalb ein paar Vorbemerkungen. Der Sitz hat gleichermaßen kraftvoll und entspannt zu sein. Alle Spannung, Kraft und Power sollte in der aufgerichteten Wirbelsäule spürbar und sichtbar werden. Im Begriff »der aufrechte Gang des Menschen« finden sich die Würde und Selbst-Bewusstheit des spezifisch Menschlichen widergespiegelt. Die Entspannung darf sich in den verschiedenen Muskeln und Muskelgruppen des Oberkörpers zeigen: von den Halsmuskeln über die Muskeln an den Schultergelenken bis hin zu den Bauch- und Beckenmuskeln.
Die aufgerichtete, entspannte Sitzhaltung lässt die Bewegung des Atems gleichermaßen im vorderen wie im hinteren Bereich des Rückens zu und gibt dem Atem die Möglichkeit, alle Winkel und Ecken des Körpers mit genügend Sauerstoff zu versorgen. Einatmend kann jeder Körperteil durch die Weitung im Brust- und Bauchraum gedehnt werden und sanft mit der Bewegung des Atems mitschwingen; ausatmend können die eben gedehnten Bereiche entspannt werden. Die Beine sind entweder im Schneidersitz vor dem Rumpf gekreuzt, oder ein Fuß wird, mit der Fußsohle nach oben, auf den Unterschenkel des gegenüberliegenden Beines gelegt (halber Lotossitz), oder beide Füße werden überkreuzt auf den Oberschenkel des jeweils gegenüberliegenden Beines gelegt (voller Lotussitz). Bei längerem Sitzen empfiehlt es sich, die Beinposition zwischenzeitlich zu verändern. Im Kniesitz auf einem Meditationskissen, kleinem Hocker oder einer zusammengerollten Decke werden rechter Fuß und Unterschenkel rechts und linker Fuß und Unterschenkel links neben dem Sitz abgelegt. Wenn die Knie oder der Fußspann sich unangenehm anfühlen, sollten kleine Kissen unter die
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