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Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen

Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen

Titel: Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Weiser
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die Nerven geht. Langeweile lässt uns gähnen, und vor Erleichterung atmen wir auf. Wenn wir Angst vor einem cholerischen Chef haben, atmen wir flach und leise, um seine Wut nicht hervorzulocken oder um uns so gut es geht unsichtbar zu machen. Bei einem aufregenden Krimi halten wir im spannenden Augenblick den Atem an, um erleichtert auszuatmen, wenn der Mörder endlich gefasst ist. Alle diese Prozesse passieren, ohne dass wir uns ihrer bewusst sind. Möglicherweise ist die Erholung durch den Schlaf darin begründet, dass wir nicht durch Gefühle und Emotionen unseren Atemrhythmus beeinflussen – es sei denn, unverarbeitete Gefühle suchen sich als Albträume in der Nacht ein Ventil.
    Auch in religiösen Schriften kommt dem Atem eine wichtige Bedeutung zu: Adam, der erste Mensch, war zunächst nur ein Lehmklotz. Erst als Gott ihm den Atem einhauchte, wurde aus toter Materie ein vollwertiger Mensch. Der umgekehrte Vorgang passiert beim Sterben: Nach dem letzten Atemzug wird der Körper wieder Materie. In der hinduistischen Tradition ist Gott Brahma der Schöpfer der Welt. Die Polarität – von Tag und Nacht, Einatem und Ausatem usw. – schafft Gott Shiva, indem er, durch Tanz und Musik, die Ruhe, Einheit und Harmonie zerstört. Auch hier finden wir wieder den Zusammenhang von Atem, Leben, Rhythmus und Polarität.
    Die Summe aller Lebensprozesse nennen die Yogis Prana-Maya-Kosha (siehe oben). Die An- oder Abwesenheit von Prana bildet den Unterschied zwischen einem Menschen eine Minute vor seinem Tod und eine Minute danach.
    Yoga-Übungen dehnen Körperstellen, die durch die täglichen Alltagsverrichtungen nicht bewegt werden. Dehnungen weiten und lassen dadurch mehr Atem auch an Stellen fließen, die sonst bewegungslos und unbelebt bleiben würden. Auch helfen die Übungen, diesen Teil bewusst zu machen, da es leichter fällt, ein Körperteil zu spüren, nachdem es bewegt oder berührt wurde. Eine Verlebendigung, d. h. eine bewusste Aneignung der im Körper ruhenden Möglichkeiten, kann jedoch auch durch Gedankenkraft vorgenommen werden.
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    Übung: Atembewusstheit
    Setzen Sie sich auf ein Meditationskissen oder eine zusammengerollte Decke. Sie können auch auf einem Stuhl sitzen, wichtig ist im Moment nur, dass Ihre Wirbelsäule aufgerichtet ist (siehe den Abschnitt »Asana – die richtige Sitzhaltung« in Kapitel 2). Das erreichen Sie am besten, wenn Sie auf die vordere Kante des Stuhls, des Kissens oder der Decke rutschen, so dass Ihr Sitzfleisch etwas hinter die Sitzbeinhöcker gezogen wird. Dann lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Wirbelsäule und stellen sich in der Mitte Ihres Rumpfes eine senkrechte Linie vor, die vom höchsten Punkt des Kopfes bis zur Mitte Ihrer Sitzfläche, also der Mitte zwischen den beiden Sitzbeinhöckern, verläuft. Diese aufrechte Linie ist wichtig, damit der Atem, den Sie in einem nächsten Schritt einladen werden, sich in Ihrem Körper ausbreiten kann und im vorderen Teil Ihres Körpers genauso viel Möglichkeit dazu hat, wie im rückwärtigen Teil. Dazu müssen Sie aufrecht sitzen. Eine Schrägneigung nach vorne würde die Beatmung des Rückens zwar ermöglichen, die des Brust- und Bauchraums, der dadurch gestaucht wird, dagegen erschweren, eine Schrägneigung nach hinten die Beatmung des vorderen Brust- und Bauchraums fördern, aber die des Rückens behindern. Von daher ist es wichtig, dem Vorne und dem Hinten gleich viel Raum zu geben.
    Nehmen Sie also in einem ersten Schritt wahr, an welchen Stellen Ihres Körpers der Atemvorgang eine Bewegung auslöst. Vielleicht spüren Sie, wie der Bauch sich bei der Atmung etwas bewegt, vielleicht nehmen Sie die Bewegung aber auch eher im Brustraum wahr. Es gibt Bauch-Atmer und Brust-Atmer. Wenn Sie wissen, welches Atemmuster Sie bevorzugen, schätzen Sie doch einmal: Wie viel Zentimenter beträgt der Unterschied zwischen dem gefüllten Brust- bzw. Bauchraum und dem geleerten? Wie weit ist der Bereich ausgedehnt, der bewegt wird, und wo ebbt die Bewegung ab?
    Erforschen Sie nun auch die übrigen Bereiche Ihres Rumpfes, die Ihnen zunächst nicht aufgefallen sind: Können Sie die Bewegung des Atems auch im Rücken in Höhe der Nieren, in Höhe der Schulterblätter spüren? Spüren Sie die Atembewegung im Bereich der Schlüsselbeine und Schultern? Wie ist es unter den Achselhöhlen und an den Flanken? Versuchen Sie, eine neugierig forschende Haltung einzunehmen. Im Moment gibt es nichts zu tun, der Atem macht die Arbeit, und Sie

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