Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
beobachten nur.
In einem nächsten Schritt können Sie nun Ihre Hände hinzunehmen und überprüfen, ob Ihre Beobachtungen richtig waren. Legen Sie Ihre Hände auf den Bauchraum oder in die Nierengegend und beobachten Sie: Wie stark werden Sie von der Atmung bewegt? Lassen Sie möglichst keinen Bereich Ihres Rumpfes unerforscht. Es ist immer von Vorteil, sich selbst gut zu kennen.
Stellen Sie zum Abschluss der Übung einmal fest, ob diese Übung etwas bewirkt hat: Fühlen Sie sich etwas anders als vor dieser Übung? Ihre Aufgabe war es, nur zu beobachten, und nicht, etwas zu tun oder das Atemverhalten zu verändern. Und genau dies hat vermutlich etwas bewirkt, denn in der Regel ist es so, dass der Vorgang der Beobachtung das Beobachtete verändert.
----
In Yogakreisen heißt es: »Jeder bewusste Atemprozess ist ein Reinigungsvorgang.« Nun trägt die Atmung grundsätzlich zur Erneuerung, Erfrischung und damit Reinigung bei. Sauerstoff wird aufgenommen und CO₂ ausgeschieden. Wenn wir diesen Vorgang mit innerer Anteilnahme begleiten, uns vorstellen, wie sich frische Luft und neue Energie in allen Zellen unseres Körpers ausbreiten, dann unterstützen und verstärken wir diesen Vorgang. Die Hirnforschung hat herausgefunden, dass Imaginationen und Vorstellungsbilder ähnliche Prozesse im Körper auslösen wie tatsächliche Erlebnisse. So ist auch bekannt, dass Sportler, die nach einer Verletzung nicht trainieren können, dies aber in der Vorstellung tun, ähnlich gut vorbereitet den nächsten Wettkampf antreten können, wie wenn sie tatsächlich geübt hätten. 27
Bewusstseinsübungen
Yoga unterscheidet sich von Gymnastik dadurch, dass die Bewegungen von einer Haltung der Achtsamkeit begleitet werden. Weiter oben wurde davon gesprochen, dass die Bewegungen im Atemrhythmus durchgeführt werden. In Michael Endes Buch Momo taucht Beppo, der Straßenkehrer, auf und erklärt: »Wenn man die ganze Straße im Blick hat, dann denkt man: Das ist so viel, das schaffe ich nicht. Wenn man aber nur auf das schaut, was man gerade tut und mit dem Gedanken fegt: Ein Atemzug – ein Besenstrich, ein Atemzug – ein Besenstrich, dann geht die Arbeit viel leichter und schneller von der Hand.« 28 Mit dieser Weisheit macht Beppo deutlich, dass er ganz im Hier und Jetzt und mit der Aufmerksamkeit bei sich ist. Er spürt weder Erfolgsdruck noch einen möglichen Auftraggeber im Nacken, sondern nutzt seinen Job für eine Yoga- Übung: Es ist die Haltung der Achtsamkeit, die wohlwollend und wertfrei in der Gegenwart ruht, die in Beppos Tun deutlich wird. Sein Bewusstsein begleitet und verbindet die Bewegungen des Körpers mit dem Atem.
Im Yoga werden drei Energiequellen bewusst gepflegt und genährt: die Bewegung, der Atem und das Bewusstsein. Jeder einzelne Energieträger wirkt auch für sich alleine schon gesundheitsfördernd. In ihrem Zusammenwirken verstärken sie sich gegenseitig. In den meisten Prospekten einer Krankenkasse steht, dass Bewegung gesund ist. Auch hat sich herumgesprochen, dass ein tiefer und gleichmäßiger Atem fluss die Gesundheit fördert. Bewusstsein in die gegenwärtigen Bewegungen und Handlungen zu bringen, wird Achtsamkeit genannt, deren gesundende Wirkung Jon Kabat-Zinn nachgewiesen hat. Nun kann bei einer Übung der Fokus zunächst auf dem Atem liegen, durch achtsame Wahrnehmung des Atems stellt man jedoch bald fest, dass jeder Atemzug auch eine kleine Bewegung des Rumpfes auslöst. Der Ausgangspunkt kann auch die Bewegung sein, und durch achtsame Ausführung der Bewegung stellt sich nach einiger Zeit fast von alleine ein (Atem-)Rhythmus ein, der die Bewegung unterstützt und erleichtert. Die Verbindung von Bewegung und Bewusstsein wird Achtsamkeit genannt. So findet von einem anderen Ausgangspunkt aus stets die gleiche Zusammenführung der drei Energieträger statt. Es gibt Übungen, bei denen das Bewusstsein die eigenen Denkprozesse begleitet, was zur Meditation führt. So kann der Schwerpunkt zunächst auf einem der drei Energiequellen liegen, in der weiteren Ausübung von Yoga wird dann die gegenseitige Beeinflussung und Verstärkung deutlich.
Die achtsame Ausführung einer Bewegung verlangsamt diese in der Regel. Die Bewegung wird dadurch ökonomischer und geschmeidiger und bekommt eine Aura von Würde. Sie signalisiert der Umgebung: »Ich nehme meine Seele mit, wenn ich mich bewege. Ich bin in Übereinstimmung mit meinem Inneren. Ich zeige dir, wie ich wünsche, dass mit mir umgegangen wird. Bitte geh
Weitere Kostenlose Bücher