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Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)

Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)

Titel: Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig DiLouie
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der Kaplan einige Soldaten beim Gebet in einem anderen Saal betreue.
    Mooney sitzt mit der Waffe zwischen den Knien an einer Wand. Er hat sich den Mund genüsslich mit Gebäck vollgestopft und lauscht den Geschichten, die sich die Jungs erzählen. Er nimmt diesen Moment sehr intensiv wahr. Wie allen anderen auch ist ihm unterbewusst klar, dass die Konfrontation mit den Tollwütigen bei Tageslicht mit jeder verstrichenen Minute näher rückt. Bereits in einer halben Stunde könnte er tot sein, zerhackt von einer brutalen Masse. Todgeweihten bedeutet das Leben besonders viel. Er erlebt jeden dahinschwindenden Augenblick wie einen Schnappschuss und empfindet innige Bruderliebe für seine Kameraden, weil auch sie sterben könnten.
    Wenn es sie erwischt, sind sie wenigstens nicht allein. Letztlich ist dies ohnehin das Einzige, was ein Soldat im Gefecht besitzt: Die tröstliche Gewissheit, im Todesfall unter Freunden zu sein. Aus diesem Grund sehen Militärs ihre Kollegen auch wie Verwandte; im Vorhof zur Hölle sehen sie dem Feind gemeinsam ins Auge.
    »Dieser Hadschi, der mit der Panzerfaust vom Dach ballerte – ihr erinnert euch?« Carrillo brüllt diese Worte fast, während er daran zurückdenkt. »Jedes Mal, wenn Gruppe 2 auf ihn feuerte, duckte er sich kurz, um gleich darauf wieder aufzutauchen und anzulegen. Dabei hatte er es gar nicht auf uns abgesehen.«
    »Oh ja, er schoss die ganze Zeit auf den gelben Kombi, der in der Nähe der Fabrik parkte«, erinnert sich auch Finnegan. »Wir dachten nur: Worauf zielt der Typ? Braucht er 'ne Brille, oder ist er einfach nur dämlich?«
    »Sie hatten Gruppe 2 mitten in seine Einzugsschneise gesetzt, also hätte der Kerl ihnen ernsthafte Kopfschmerzen bereiten können, bloß feuerte er weiter auf das Auto«, schildert Ratliff lachend.
    »Jemand hatte die Karre mit einer selbstgebastelten Bombe bestückt!«, ruft Carrillo mit leuchtenden, aber auch irgendwie leeren Augen. Er erlebt den Moment von damals noch einmal. »Das Ding war verdrahtet wie ein fetter C4-Ziegel, explodierte aber nicht, also versuchte er, es hochgehen zu lassen, indem er mit Granaten darauf schoss.«
    »Zu dumm, dass er es ums Verrecken nicht draufhatte«, grölt Wyatt.
    »Einige von ihnen konnten es«, wirft Mooney ein und bedauert es sofort. Ihr Lachen verstummt. Jedem von ihnen fällt der Rest jenes entsetzlichen Tages wieder ein. Der Kampf auf Straßen und in Gassen, auf Vorplätzen und in Häusern. Gegen Ende lieferten sie sich Feuergefechte mit den Rebellen auf kürzeste Distanz in deren Wohnzimmern. Sie wissen nicht mehr, ob es Sunniten oder Schiiten waren, Dschihadisten oder Nationalisten. Dafür erinnern sie sich daran, wie Torres im Häuserkampf draufging und Simmons beide Beine verlor.
    »Genau«, sagt Carrillo leise, in dem Bestreben, an dem Moment festzuhalten.
    »Hey, und wie war das in der Nacht, als die Panzereinheit anrollte und der irre Hadschi einen M1 Abrams mit einer AK47 knacken wollte?«, fragt Finnegan.
    Die Jungs grölen vor Lachen, fachen ihre Heiterkeit mit neuen Erinnerungen an. Mooney strahlt. Die Schüsse aus der AK47 prallten von der Metalllegierung des Panzers ab, ohne Schaden anzurichten, obwohl er schon durch zahlreiche Treffer von Panzerwerfern und MGs versengt und zerkratzt worden war. Zunächst konnten die Insassen kaum fassen, was sie da sahen, doch dann sagte man sich, wenn es der Typ auf ein Duell anlegte, sollte er es haben. Der Panzer kam in einer Sandwolke zum Stehen, sein Geschütz drehte sich, und das Rohr ging nieder. Kurz darauf feuerte er einen Schuss ab, der die Straße einen Moment lang taghell erleuchtete und den Angreifer zu Asche verwandelte.
    »Wie mit 'ner Fliegenklatsche«, ruft Finnegan.
    »Wagemutig oder selten dämlich, sucht es euch aus«, meint Corporal Eckhardt.
    Wieder hält ihr Vergnügen nicht lange an. Das Bild des einsamen Irakers beflügelt ihren schwarzen Humor nur in beschränktem Maße: Ein Mann, der sinnloserweise auf ein sich näherndes, gepanzertes 60-Tonnen-Monster mit quietschenden Stahlketten schießt, obwohl das dicke Kanonenrohr auf ihn gerichtet ist, um ihm mit Karacho einen schnellen Tod zu bescheren.
    Die Aussicht darauf, an diesem Morgen erneut gegen die Tollwütigen aufzulaufen, bedingt vielmehr, dass sie sich auf einmal mit jenem verwegenen und anscheinend selbstmörderischen Rebellen identifizieren.
    Wagemutig oder selten dämlich, sucht es euch aus.
    Und dennoch würden auch sie nichts unversucht lassen.
     

Ist nicht

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