Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
äußern.
Baird hat Hardys Kehle mit den Zähnen herausgerissen. Hellrotes Blut spritzt in einer Fontäne hoch. Der Schrei des Doktors wird zu einem Gurgeln, ein Glast von Furcht und Erkenntnis legt sich über seine Pupillen.
»Mom«, krächzt er.
Innerhalb weniger Sekunden weicht der Glanz aus seinen Augen und sein Körper erschlafft.
Das Handy rutscht aus der Tasche seines Laborkittels auf den Boden und beginnt zu klingeln.
Petrova schnappt sich den Golfschläger und lässt ihn auf Bairds Kreuz niedergehen, der daraufhin zuckt und kläfft wie ein Hund, dem man zwischen die Rippen tritt. Sie schlägt noch einmal zu, diesmal auf Fuentes' gebrochenen Arm. Die Kranke wälzt sich heulend vor Schmerz am Boden.
»Raus hier!«, drängt Petrova, während sie unbändig erneut auf Baird eindrischt. »Lucas, Saunders: Verschwinden Sie!«
Trotz wiederholter Treffer erhebt sich Baird langsam wieder, blutend und grollend, während Fuentes auf Knien zu Petrova kriecht und ihre heile Hand wie eine gespreizte Klaue ausstreckt.
»Raus, schnell!«
Plötzlich bemerkt sie, dass sie allein ist, während Baird wieder aufrecht steht. Sie entweicht rückwärts durch die offene Tür und wirft sie ins Schloss.
Im nächsten Moment wuchtet sich Baird dagegen und beginnt, sie mit Fäusten und Fingernägeln zu bearbeiten, sodass blutige Abdrücke am Rundfenster zurückbleiben. Nur wenige Zentimeter davor, auf der sicheren Seite, kauert Petrova am Boden und umklammert ihre Knie, weint und spürt die Erschütterung durch das manische Hämmern gegen ihren Rücken. Saunders und Lucas sitzen an den Wänden links und rechts neben ihr, verstört und zitternd vor überschüssigem Adrenalin.
Baird hört unvermittelt auf. Die Stille kommt überraschend.
Hardys Mobiltelefon läutet wieder.
»Er ist tot«, bringt Lucas zwischen klappernden Zähnen hervor. »Stimmt doch, oder?«
»Sind sie alle«, erwidert Petrova und wischt sich Tränen aus dem Gesicht. »Gregory Baird und Marsha Fuentes starben in dem Augenblick, als sich das Virus häufig genug repliziert hat, um ihre Gehirne aufzuweichen und ihren Willen zu brechen – sobald es anfing, ihre Körper als Träger zu gebrauchen für den einzigen Zweck, sich selbst auf neue Wirte zu übertragen.« Leise fügt sie hinzu. »Diese Tollwut ist ein Parasit und hat sie jetzt im Griff.«
Petrova steht langsam auf, schaut durchs Sichtfenster und muss den Atem anhalten: Baird grinst sie röchelnd an. Speichel tropft auf seine blutbefleckte Krawatte und den Laborkittel.
Viren sind eine der ältesten Lebensformen auf der Erde. Dennoch handelt es sich bei dieser Mutation um etwas Neuartiges, wie der Wissenschaftlerin bewusst wird. Eine neue Naturmacht, die auf die Welt losgelassen wurde. Eine bisher unbekannte Lebensform, die ihren rechtmäßigen Platz innerhalb der Hackordnung einfordert.
Baird und Fuentes treffen nicht mehr länger selbst Entscheidungen. Sie sind tollwütig und handeln einzig auf der Grundlage des schlichten Programms des Virus: Angreifen, überwältigen und anstecken.
»Oh«, raunt Petrova und weicht zurück. »Oh mein …«
»Was ist?«
Sie fährt herum – ihre Augen funkeln hysterisch – und schreit: »LAUFEN SIE!«
Kurz darauf wird die Tür aus den Angeln gerissen und poltert zu Boden. Baird stürzt auf den Flur, brüllend vor Schmerzen und Zorn.
Kapitel 6
Keine Spur von freundlichen Truppen
Das Zweite Platoon, nunmehr ein Keil aus drei Schützengruppen in Diamantformation mit der Stabs- und der Waffenkompanie sowie den Verwundeten in ihrer Mitte, erreicht die Mittelschule Samuel J. Tilden International zehn Minuten später als geplant. Eine wachsende Schar von Zivilisten folgt dem Zug mit respektvollem Abstand in der Hoffnung auf Schutz.
Bei der Schule handelt es sich um einen weitläufigen, dreigeschossigen Bau – ein Hauptblock und zwei Flügel – der über die Vordertür oder mehrere Notausgänge zugänglich ist. Zu Beginn der Lyssa-Pandemie schloss die Stadtverwaltung alle Schulen, um die Ausbreitung unter den Kindern einzudämmen. Diese allerdings nahmen die Krankheit mit nach Hause zu ihren Eltern. Als die Zahl der Infizierten weiter wuchs und die Krankenhäuser zusehends überforderte, versuchte die Regierung, diesen Druck durch die Eröffnung von Lyssa-Kliniken in Schulen, größeren Tanzclubs und sogar U- beziehungsweise S-Bahnhöfen auszugleichen.
In dieser zur Krankenstation umgestalteten Schule haben Kompanie Charlie, das Erste Bataillon und
Weitere Kostenlose Bücher