Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
ganz nebenbei unsere Brigade vernichtet.«
Bowman sieht ihn streng an und sagt: »Verflucht, Steve. Vergessen Sie Abteilung Quarantäne. Falls jemand weiter oben Bescheid wusste und es verheimlichte, hat er wahrscheinlich die US Army vernichtet.«
In der Befehlskette fehlen Glieder
Sherman versucht, Warlord und Quarantäne – das sind die Erkennungszeichen des Bataillons beziehungsweise der Brigade – zu erreichen, jedoch ohne Ergebnis.
»Warlord, Warlord, hier War Dogs. Hören Sie mich, over?«
Keine Antwort vom Bataillon. Ihre Frequenz wird von zusammenhanglosen Nachrichten belegt, die als langes Kreischen ineinander überblenden. Soweit der Funker sie entschlüsseln kann, verlangt War Hammer händeringend nach Verstärkung und Munition, während Warmonger die erfolgreiche Besetzung des alten Hauptsitzes vom 7. Regiment der New York Militia in der Park Avenue meldet und War Pigs auf seine drei verletzten Männer hinweist, und anfragt, wo denn der verkackte Rettungshubschrauber bleibt.
»Warlord, Warlord«, ruft Sherman und gibt letztlich auf. Es ist zwecklos.
Stattdessen wechselt er auf den Kanal der Brigade und bemüht sich um Kontakt zu Quarantäne. Niemand antwortet ihm. Der Einzige mit Rang und Namen, den er erwischt, ist ›General Confusion‹, wie sie intern zu sagen pflegen. Die Unterhaltungen auf dem Brigadefunk fallen weniger kopflos aus als jene von Charlies Schwesterkompanien, aber genauso konfus: Einheiten werden vermisst, man bemüht sich, wieder feste Strukturen herzustellen, erbittet Befehle, verlangt Nachschub, ist in Bewegung und erleidet Verluste. In der Befehlskette fehlen Glieder. Einheiten verschwinden oder ziehen um, ohne dass ihre Kommandanten davon wissen.
Als sich der leitende Offizier endlich einklinkt, geschieht dies offensichtlich ohne seine Kenntnis oder Zustimmung, da er jemand anderen im Raum wegen eines Berichts in der Times anpflaumt, aus dem hervorgehen soll, die Armee habe beschlossen, New York sowie jede andere größere Stadt im Land in Schutt und Asche zu legen.
Eine zweite Person – Sherman kann die Stimme nicht zuordnen – gibt zu bedenken, die Times erscheine ohnehin nicht am nächsten Morgen. Dann bricht die Verbindung ab.
Die Amateurfunknetze lassen noch weniger Gutes erahnen.
Truppen der Nationalgarde haben die Verteidigung des Rathauses aufgegeben, um Richtung Norden zu ziehen. Demonstranten haben das Gebäude annektiert und sind nun emsig damit beschäftigt, es in eine Festung zu verwandeln. Der Befehlshaber der Gardisten wurde tot aufgefunden, der Bürgermeister wird vermisst. Im Augenblick regiert niemand diese Stadt.
Unterdessen fragen Sanitäter weitere Helfer an, die sich jedoch nicht zurückmelden. Ein Kanal nach dem anderen verstummt, und übrig bleiben panische Funker, die sich immer wieder erkundigen, ob sie irgendjemand höre.
Ein Polizeibeamter beschreibt, wie eine Gruppe der Bürgerwehr fünf Lyssa-Opfer an Laternenmasten aufknöpfe, und wünscht sich Hilfe, die gleichwohl niemand geben kann. Frustriert bricht der Cop mit dem Protokoll, indem er in sein Funkgerät schreit, ob jemand eine verfickte Ahnung von irgendwas habe.
Sherman glaubt, dass Regierung und Militär etwas vor den Menschen zurückhalten, während diese bereits ahnen, was gespielt wird, und begonnen haben, eigenmächtig zu handeln.
So interessant er das findet, so wenig ist ihm letzten Endes daran gelegen. Er stellt sich auf den Kanal von Kompanie Charlie ein, um seine Suche nach dem Vierten Platoon voranzutreiben, das dem Dritten während des Marschs zur Schule dicht folgte, sich aber wie aus heiterem Himmel in Luft auflöste und jetzt als vermisst gilt.
All dies macht die Arbeit eines Funkers zu einer entmutigenden Angelegenheit, aber ein guter Vertreter dieser Zunft muss die Geduld eines Heiligen an den Tag legen, und Sherman ist ein guter Vertreter. Er klagt nicht. Obwohl er nirgendwo durchkommt, ist ihm der Funkverkehr niemals unterhaltsamer vorgekommen.
Die Dinge stehen schlecht, doch das geht vorbei wie alle Krisen, denkt er. Regierung und Army, so sagt er sich, werden es geradebiegen, sobald diejenigen, die etwas zu sagen haben, den Kopf aus ihrem kollektiven Arsch ziehen und tun, was getan werden muss. Die Vereinigten Staaten haben beide Weltkriege überdauert, den Kalten Krieg, die Spanische Grippe sowie alle Präsidenten von Nixon bis Obama und die Depressionszeit, nicht zu vergessen die Anschläge von Nine-Eleven. Deshalb werden sie auch diese lausige
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