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Mitch - Herz im Dunkeln

Mitch - Herz im Dunkeln

Titel: Mitch - Herz im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Trautmann Suzanne Brockmann
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führte es hinaus in die Nacht. Die Taschenlampe hatte er sich unter den Arm geklemmt.
    Es regnete inzwischen stärker, und Stormchaser wollte in den Stall zurückweichen.
    „Nein, das kommt nicht infrage“, sagte Mitch zu dem Pferd und bugsierte es in die Richtung, in die er reiten wollte. „Was bist du eigentlich für ein knallhartes Ranchpferd?“ Er schob den linken Fuß in den Steigbügel und hielt sich am Sattelknauf fest. „Wahrscheinlich mache ich alles falsch, deshalb weiß ich deine Geduld zu schätzen“, erklärte er, während er die Bewegung zu imitieren versuchte, die Becca gemacht hatte. Es gelang ihm tatsächlich, sich in den Sattel zu schwingen. Nur wäre er auf der anderen Seite fast wieder heruntergefallen. „Brr!“
    Hm, was war das Gegenteil von „Brr“?
    „Hü!“, rief er.
    Ein Blitz zuckte am Himmel, Donner krachte, und Stormchaser preschte los.
    Becca traute ihren Augen nicht. Ein weiterer Blitz zuckte, und erneut sah sie Stormchaser. Das Pferd galoppierte, als sei der Teufel hinter ihm her. Casey Parker saß tief zum Hals des Tieres heruntergebeugt im Sattel und ritt wie ein erfahrener Rodeo-Cowboy. Sie wurde wütend. Offenbar hatte der Kerl sie zum Narren gehalten, als er behauptete, er verstünde nicht das Geringste von Pferden.
    Sie wollte ihnen in den Weg treten, doch Casey brachte Stormchaser bereits zum Stehen.
    „Ich weiß, wo Chip ist“, rief er, ohne sich um den Regen zu scheren, der ihm ins Gesicht prasselte.
    Er stieß die Hacken in Stormchasers Flanken, und das Pferd preschte davon. Becca folgte ihnen auf Silver, den sie ziemlich antreiben musste, damit er aufholte.
    Sie hatte ihre Taschenlampe eingeschaltet, und in dem hellen Strahl erkannte sie, dass Casey doch nicht wie ein echter Cowboy ritt. Eher im Gegenteil – er klammerte sich verzweifelt am Hals des Pferdes fest.
    „Ich habe heute Nachmittag mit ihm gesprochen“, rief Parker ihr zu. „Er sagte, er wolle zu dieser Felsformation.“
    Finger Rocks. Um Himmels willen! Das war direkt am Ufer des ausgetrockneten Flussbetts. Nur dass es bei dem vielen Regen nicht mehr lange trocken bleiben würde – wenn es nicht längst vom Regenwasser aus den Bergen überflutet war.
    Becca ließ Silvers Zügel schießen. Das Pferd galoppierte wie der Wind. Sie betete, dass es noch nicht zu spät war. Bitte, lieber Gott, lass uns diesen kleinen Jungen lebend finden …
    Sie hörte es, bevor sie es sah.
    Das Rauschen des Flusses.
    Finger Rocks tauchte im Schein der Taschenlampen auf und ragte aberwitzig vor ihnen auf. Das Wasser des Flusses war dunkel und schäumte. Außerdem trieben zahlreiche Baumstämme und anderes Treibgut flussabwärts.
    Von Chip keine Spur.
    Becca glitt von dem Pferd herunter und suchte mit ihrer Taschenlampe die Uferböschung ab.
    Casey saß noch im Sattel und zeigte auf das rauschende Wasser. „Da!“
    Jetzt sah sie es auch – einen kleinen Kopf neben einem Ast, der sich an einem Felsvorsprung verhakt hatte.
    „Chip!“, schrie sie, um das Tosen des Wassers und den Donner zu übertönen. „Chip!“
    Der Kopf bewegte sich, und ein kleines blasses Gesicht wandte sich ihnen im Licht der Taschenlampe zu.
    Es war Chip, der sich an den alten morschen Ast klammerte.
    Casey sprang von Stormchaser, und Becca sah, dass er die Situation mit einem Blick erfasste. Der Ast, an dem Chip sich festklammerte, war zwischen zwei Felsen an der Biegung des Flusses eingeklemmt. Dort änderte der Strom seine Richtung und gewann noch einmal an Kraft. Das weiß schäumende Wasser weiter hinten war ein sicheres Indiz für Stromschnellen. Das bedeutete Felsen, die einen kleinen zehnjährigen Jungen töten konnten, wenn er von der rasenden Gewalt des Wassers auf sie geschleudert wurde.
    Es war nur eine Frage der Zeit, ehe Chip von vorbeirauschendem Treibgut flussabwärts mitgerissen wurde.
    Die losen Felsbrocken am Flussufer machten das Gehen gefährlich. Casey schlitterte auf ihnen hinunter und wollte Becca herunterhelfen.
    „Ich komme schon zurecht“, schrie sie. „Gehen Sie nur weiter!“
    Schließlich erreichten sie beide die Stelle.
    „Nicht aufgeben, Junge!“, rief Casey. „Wir holen dich da raus.“
    „Ich will zu meiner Mom!“ Der kleine Junge weinte. „Bitte, ich will zu meiner Mom!“
    „Wir holen dich jetzt erst mal da raus. Danach bringen wir dich zu deiner Mom“, versprach Casey ihm. Sein Ton vermittelte dem Jungen, dass sie ihn auf jeden Fall retten würden. Falls Casey selbst Zweifel hatte, ließ er sich

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