Mitch - Herz im Dunkeln
Augen sich weiteten.
Er zwang sich, innezuhalten, nur noch einen Atemzug entfernt von ihren weichen Lippen. Erleichterung breitete sich in ihm aus. Noch eine Sekunde, und er hätte sie geküsst. Nur noch wenige Millimeter, und …
Sie bewegte sich noch immer nicht, trotzdem streifte sie mit ihren Lippen seine. Er hörte ihr Seufzen und sah, wie sie die Augen schloss, als er sie erneut küsste.
Als er sie küsste. Was tat er da? Hatte er vollkommen den Verstand verloren?
Das war falsch. Es war verrückt. Es war …
Unglaublich.
Becca zu küssen war genauso aufregend, wie er es sich vorgestellt hatte. Ihre Lippen machten ihn mit einer ganz neuen Definition von „sanft“ bekannt.
Drei Küsse waren genug. Das musste einfach reichen. Es waren ohnehin schon drei Küsse zu viel. Na ja, er hätte nach drei vielleicht Schluss gemacht, wenn sie ihn nicht berührt hätte.
Aber ihre Hände auf seinen nackten Armen lösten sinnliche Empfindungen aus, die er unmöglich ignorieren konnte. Und als sie die Hände zu seinen Schultern hinaufgleiten ließ und von dort weiter zu seinem Nacken …
Aus drei Küssen wurden vier, dann fünf, und dann zählte er nicht mehr mit. Er vergaß, wo oben und unten war, verlor sich in der süßen Benommenheit.
Er drückte sie an sich und sehnte sich danach, ihre vollen Brüste zu streicheln, begnügte sich jedoch vorerst damit, sie an seiner Brust zu spüren. Inzwischen küsste er Becca leidenschaftlicher und besitzergreifender, aber immer noch ohne jede Hast.
Sie befreite sein Haar von dem Gummiband, mit dem er es zusammengebunden hatte. Und als sie ihm mit den Fingern hindurchfuhr, begriff er: Nicht einmal dreihundert Küsse wären genug.
Er musste aufhören. Und wenn es sich noch so wundervoll anfühlte, es blieb falsch.
Sie ließ ihre Hände an seinem Rücken hinuntergleiten, kühl an seiner erhitzten Haut. Mitch stöhnte.
Im nächsten Moment wich Becca erschrocken zurück. „Oh!“ Sie hob die Hand an den Mund und sah ihn erschrocken an. „Es tut mir leid … Habe ich dir wehgetan?“
Er stutzte. Wehgetan? Da erst wurde ihm klar, dass sie sich nicht von ihm gelöst hätte, wenn sie nicht geglaubt hätte, irgendwie gegen seine geprellten Rippen gestoßen zu sein. Hätte er diesen erstickten Laut nicht von sich gegeben, würde sie ihn immer noch küssen. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
„Neben dem Swimmingpool gibt es einen Whirlpool“, erklärte sie. „Vielleicht hilft es, wenn du dich dort eine Weile entspannst.“
„Mir geht’s gut.“ Mitch musste sich räuspern. „So schlimm ist es nicht, ehrlich.“
Wie war es möglich, dass sie sich noch vor wenigen Sekunden leidenschaftlich geküsst hatten und nun miteinander sprachen, als seien sie Fremde?
Sie waren ja auch Fremde.
Außerdem hätte er sie nicht küssen dürfen. „Becca, ich muss jetzt wirklich …“
Quietschend ging die Bürotür auf. Mitch drehte sich schnell zum Tresen um, denn ihm wurde bewusst, dass er hier nicht nur ohne T-Shirt herumstand, sondern auch mit einer gewaltigen Erektion.
„Oh, wow!“, bemerkte Hazel. „Das muss richtig wehtun.“
Er konnte nur hoffen, dass sich das auf seine Prellung bezog.
Sie wandte sich an Becca. „Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Für das Betreten deines Kleiderschranks sollte ich eine Gefahrenzulage verlangen.“
„Sehr witzig!“ Becca nahm das Hemd von ihrer Sekretärin entgegen. „Ich habe Mitch die Nummer zwölf gegeben, mindestens bis Ende nächster Woche. Zusätzlich erhält er einige Krankheitstage.“
Sie trat hinter Mitch, um ihm beim Anziehen des Hemdes zu helfen. Der weiche Baumwollstoff duftete nach Becca. Es war, als würde er von ihrem Haar eingehüllt.
Langsam drehte sie ihn um, sodass er sie wieder ansah. „Brauchst du auch Hilfe bei dem Verband?“
Mitch sah zu Hazel, die bereits wieder an ihrem Computer saß.
„Ich möchte …“ Was? Becca die Kleidung vom Leib reißen? Unbestreitbar. Er senkte die Stimme. „Ich möchte mit dir reden. Komm bitte einen Moment mit nach draußen.“
Dort wären sie ungestört, aber nicht so, als würden sie im Hinterzimmer verschwinden, wo sie die Tür verriegeln konnten und …
Becca sah ebenfalls zu Hazel. Dann nahm sie den Schlüssel zu seiner Blockhütte, sein Päckchen und den Verband vom Tresen. „Ich bringe dich rüber.“
„Danke, Hazel“, rief Mitch und ließ sich von Becca die Tür öffnen. Ohne die Bandage fühlte sich jeder Schritt wie ein Stoß in die
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