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Mitch - Herz im Dunkeln

Mitch - Herz im Dunkeln

Titel: Mitch - Herz im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Trautmann Suzanne Brockmann
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nicht erst anfing.
    Jetzt aber versperrte er ihr den Weg. „Ich habe mir nur gedacht, dass, selbst wenn das Timing schlecht ist …“ Er hielt es nicht durch, ihr in die Augen zu sehen. „Ich weiß auch nicht“, gestand er. „Es kommt mir vor, als würde ich mit C4 spielen …“ Er hielt inne. „Ich meine, mit Sprengstoff spielen. Aber …“
    „Möchtest du einen Drink?“, erkundigte sie sich. „Oder findest du, wir sollten die Formalitäten überspringen und gleich ins Bett hüpfen?“
    Hoppla, da kam ihre Wut durch. Immerhin brachte sie ihn dazu, ihr in die Augen zu sehen. „Es tut mir leid“, sagte sie. „Das war ziemlich grob von mir und außerdem ungerechtfertigt …“
    „Es war keine gute Idee von mir“, sagte er leise. „Du bist immer noch wütend auf mich. Und du hast jedes Recht dazu. Verzeih mir.“ Er wandte sich zum Gehen. Doch diesmal versperrte sie ihm den Weg.
    Sie wusste, dass er nicht bleiben würde. Vielleicht lag es an einem ausgeprägten Selbstzerstörungsdrang oder einem inneren Abwehrmechanismus, vielleicht auch schlicht an gedämpften Erwartungen. Jedenfalls ließ sie sich nicht mit Männern ein, die für dauerhafte Beziehungen wie geschaffen waren; sie kannte sich schließlich. Und daher war es auch völlig in Ordnung für sie, dass Mitch nicht bleiben würde. Im Prinzip plante sie das von vornherein ein.
    Weil sie Realistin war. Weil sie sich der Wahrheit stellte und sich nichts vormachte.
    Nur gab es in jeder Beziehung einen sehr kurzen Zeitraum, und zwar gleich zu Beginn, der durchaus voller Zauber sein konnte. Es gab einen kleinen Moment, vielleicht eine Stunde oder einen Tag, manchmal auch eine ganze Woche, in dem Hoffnung keimte und die Möglichkeiten so grenzenlos schienen wie der Himmel über New Mexico.
    In dieser kurzen Zeitspanne kam einem ein gemeinsames glückliches Leben nicht bloß wie ein Mythos vor. Und wahre Liebe nicht wie ein cleverer Schwindel.
    Becca wusste ganz genau, dass zu Casey „Mission Man“ Parkers Vokabular nicht die Worte „für immer“ gehörten. Doch als sie ihm in die Augen sah, während seine Lippen sich ihren näherten, war die Hoffnung einfach größer gewesen als die Erfahrung.
    Sie konnte einen ganzen Monat lang Hoffnung aus einem einzigen dieser Küsse schöpfen.
    „Wie kannst du das einfach ignorieren?“, fragte sie, wobei sie auf sich und auf ihn zeigte. Sie riskierte schon wieder eine Abfuhr, aber sie musste es einfach wissen. „Wie kannst du etwas so Verheißungsvolles links liegen lassen?“
    Ein wundervolles reumütiges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Tja, das ist wohl der springende Punkt. Erst lasse ich es links liegen, und dann komme ich doch wieder zurück.“
    „Wo hast du so schwimmen gelernt?“
    Mitch schaute auf sein Glas Bier. Er trank importiertes kanadisches Bier. Das wusste er aus irgendeinem Grund, ohne darüber nachdenken zu müssen. Die Lichter rings um den Pool ließen die bernsteinfarbene Flüssigkeit auf eine sehr vertraute Art und Weise leuchten. Ja, er hatte im Schatten gesessen und in so manches Glas Importbier geschaut. Und er hatte gelernt, zurückzuschwimmen, wenn er … Obwohl er bewusst keinen Versuch unternahm, die Erinnerung herbeizuzwingen, kam nichts mehr.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete er lächelnd. „Ich kann schon länger schwimmen, als ich denken kann.“
    Er musste Becca wieder zum Thema machen, aber behutsam. Denn er bewegte sich auf dünnem Eis. Wenn er ihr die naheliegenden Fragen stellte – wo kommst du her, wie lange arbeitest du schon hier –, würde sie ihm natürlich die gleichen Fragen stellen.
    Er wollte sie nicht anlügen oder sich irgendeine Vergangenheit ausdenken. Andererseits wusste er instinktiv, dass er wirklich niemandem von seinem Gedächtnisverlust erzählen durfte. Nicht einmal Becca mit den wunderschönen Augen.
    „Ich wette, du kannst dich nicht mehr an das erste Mal erinnern, als du ein Pferd geritten hast“, sagte er.
    Sie lächelte. In diesem Moment war er froh, dass sie ihn bei seinem Einbruch ins Büro erwischt hatte. Wäre sie nur zwei Minuten später aufgetaucht, hätte er das Büro schon wieder unbemerkt verlassen. Dann hätte er allein herumgesessen, frustriert wegen der mageren Informationen in seiner Personalakte.
    Diese Akte enthielt eine frühere Adresse und eine Telefonnummer in Albuquerque. Eine Faxnummer mit der Vorwahl von Wyatt City war an den Rand gekritzelt. Abgesehen davon war seine sogenannte Personalakte absurd dünn.

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