Mitch - Herz im Dunkeln
leid“, sagte er. „Ich war … ich glaube, ich hatte ein Déjà-vu oder so was. Keine Ahnung. Es war sehr eigenartig.“ Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Ich fahre für ein paar Tage nach Santa Fe. Albuquerque, um genau zu sein. Ich habe da etwas zu erledigen. Ich dachte mir, ich nutze die Zeit sinnvoll, die du mir freigibst. Spätestens Montag werde ich wieder zurück sein.”
Ihre Miene verriet Besorgnis. „Ist es etwas, bei dem ich dir helfen kann?“
Becca war nicht neugierig. Ihr Angebot war absolut aufrichtig. Sie wollte ihm einfach nur helfen.
Aber was würde sie tun, wenn er ihr antwortete: Die Sache ist die: Ich leide an totaler Amnesie. Ich habe absolut keine Ahnung, wer ich bin. Oh, bis auf die kleinen Hinweise, auf die ich immer mal wieder stoße und die mich zu der Überzeugung bringen, dass ich ein Auftragskiller und Exsträfling bin. Klar kannst du mir helfen. Während ich mich bei der Adresse aus meiner Personalakte umschaue, um hoffentlich verschüttete Erinnerungen freizulegen, könntest du dir in der Postfiliale die Plakate der meistgesuchten Verbrecher anschauen. Vielleicht entdeckst du mich ja darauf.
Mitch schüttelte die finsteren Gedanken ab. „Nein, du musst mir nicht helfen. Danke.“
Sie kippte den Rest des Bieres in ihr Glas. „Gut. Übrigens fahre ich übermorgen nach Santa Fe, falls du so lange warten willst. Ich muss für die Whitlows bei einem Wohltätigkeitsdinner für das Opernhaus erscheinen.“
„Danke“, wiederholte Mitch. „Aber je eher ich dorthin komme, desto besser. Ich sollte lieber morgen schon fahren.“
Plötzlich schien ihr etwas einzufallen. „Du liebe Zeit, das ist wirklich verrückt!“ Sie lachte. „Ich habe eine zweite Eintrittskarte für dieses Dinner. Das Essen ist großartig und … Ach, ist das erbärmlich. Ich kann es nicht fassen, dass ich dich schon wieder bitte, mit mir auszugehen.“ Lachend beugte sie sich nach vorn und ließ den Kopf auf die Arme sinken.
Mitch wusste nicht, was er sagen sollte.
Sie richtete sich wieder auf und sah ihm in die Augen. „Ich mache so etwas nicht bei jedem. Ehrlich gesagt habe ich das noch nie gemacht. Aber ich mag dich wirklich.“
Ihre Worte löste ein warmes Gefühl in ihm aus. Sie mochte ihn. „Das verstehe ich nicht“, erwiderte er. „Du kennst mich doch gar nicht. Ich könnte ein schrecklicher Mensch sein.“
„Nein, könntest du nicht. Dafür bist du viel zu nett. Du besitzt einen guten Kern …“
Er gab ein wüstes Schimpfwort von sich, das er nur selten laut aussprach. „Das weißt du doch gar nicht! Na schön, ich habe einen Jungen aus dem Fluss gerettet. Deswegen bin ich noch kein Heiliger.“
„Vielleicht nicht. Aber es macht dich zu jemandem, den ich näher kennenlernen will. Begleite mich zu diesem Wohltätigkeitsdinner“, sagte sie mit Nachdruck. „Als Freund. Wir können sofort ein paar Regeln festlegen, wenn du willst. Kein Sex. Okay? Wir treffen uns bei dem Dinner und verlassen es nicht gemeinsam. Kein Druck, nicht einmal eine Versuchung.“
Das brachte Mitch zum Lachen. „Ich fürchte, das ist etwas völlig Neues für mich – dass mich jemand mit dem Versprechen, dass es hinterher keinen Sex gibt, zu einem Abendessen überreden will.“
Ihre Augen funkelten. „Wenn du möchtest, können wir auch andere Regeln festlegen …“
„Nein“, versicherte er ihr rasch.
„Ich schiebe dir deine Eintrittskarte unter der Tür durch“, sagte Becca und stand auf, Mitch ebenfalls. „Die Party findet im ‘Sidewinder Café’ statt, das ist ein Restaurant nahe der Innenstadt. Einlass ist ab sechs, ich werde wahrscheinlich um Viertel vor sieben da sein.“
Er besaß keine passende Garderobe für eine feierliche Veranstaltung. Und selbst wenn er welche besessen hätte, durfte er dieser Frau nicht länger etwas vorspielen. Schließlich fand sie ihn nett. Es war besser für sie beide, wenn er sich von ihr fernhielte.
Doch stattdessen sagte er: „Einverstanden. Dann sehen wir uns am Samstag um Viertel vor sieben.“
Er war komplett verrückt.
„Fein“, sagte Becca.
Und sie lächelte. Und wenn sie lächelte, hellte sich ihr ganzes Gesicht auf. Während Mitch ihr hinterherschaute, kam es ihm plötzlich gar nicht mehr so schlimm vor, verrückt zu sein.
Bobby und Wes stiegen in den Van. Sie trugen zwei Papiertüten, denen ein köstlicher Duft entströmte.
„Hey“, sagte Lucky und löste sich vom nicht allzu inspirierenden Anblick der Schließfächer auf dem
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