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Mitch - Herz im Dunkeln

Mitch - Herz im Dunkeln

Titel: Mitch - Herz im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Trautmann Suzanne Brockmann
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Sachen aussahen. Aber möglicherweise würden sie ihm helfen, sich zu erinnern.
    Becca berührte seine Hand. „Erwarte nicht zu viel“, sagte sie leise.
    Er lächelte gezwungen. „Das tue ich nie.“
    „Da haben wir sie schon“, verkündete Jarell, der mit einer Plastiktüte aus dem Supermarkt zurückkam. „Wenn du sie reinigen lässt, wird sie dich wenigstens noch warm halten. Nicht dass das bei der momentanen Hitzewelle nötig wäre.“
    Mitch nahm die Tüte von Jarell entgegen und schaute hinein. Die Jacke war schwarz. Offenbar handelte es sich um ein schlichtes Anzugjackett. Nichts Besonderes, nichts Auffallendes. Er empfand leichte Enttäuschung. Aber vielleicht hatte Jarell ja noch andere Informationen für ihn.
    Unterdessen hatte Becca sich ein Messer genommen und angefangen, Sellerie zu schneiden. Jarell strahlte übers ganze Gesicht. Mitch befürchtete, er würde sich glatt einen Finger abschneiden, wenn er mithalf. Er hatte Angst, dass seine Hände dabei zittern würden vor Nervosität. Im Stillen betete er, dass er entweder Antworten fand oder seinen Frieden damit schließen konnte, die Wahrheit niemals zu erfahren.
    „Ich habe mich gefragt, ob ich nur in jener Nacht hier im Obdachlosenasyl geschlafen habe“, sagte Mitch und räusperte sich. „Ich weiß, es klingt schrecklich, aber ich würde gern wissen, ob ich davor schon mal hier übernachtet habe.“
    Jarell stieß einen Schwall Luft aus und machte mit dem Sellerieschneiden weiter. „Das war übel, was? Mitch, ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich das schon erlebt habe. Ein guter Mann erliegt der Versuchung, gönnt sich einen Drink und endet im Suff. Gott allein weiß, wo.“ Er lachte bitter. „Anschließend fehlt ihm für den Rest seines Lebens die Erinnerung an diese Tage. Ein totaler Blackout. Ständig quält ihn die Frage, wo er gewesen ist und welchen Ärger er sich eingebrockt hat.“ Jarell seufzte. „Aber soweit ich weiß, hast du das First-Church-Asyl nur dieses eine Mal in Anspruch genommen. In der Nacht, als man dich brachte, habe ich die fünfte Nacht hintereinander gearbeitet. Ricos Bruder wurde in Natchez verhaftet, deshalb springe ich für ihn ein und arbeite mehr Nächte als sonst. Wenn du nicht länger als eine Woche schwer getrunken und noch anderswo übernachtet hast, was durchaus möglich wäre …“ Sein Blick war mitfühlend. „An wie viele Tage versuchst du dich zu erinnern?“
    Becca beobachtete Mitch, der sie nur kurz ansah. Er mochte Jarell, doch die Wahrheit machte ihn auf äußerst unangenehme Weise verwundbar. Er wollte niemandem von seiner Amnesie erzählen. „Zu viele“, lautete daher die vage Antwort.
    „Hm.“ Jarell betrachtete skeptisch die Selleriestange in seiner Hand. „Sind das gute oder schlechte Neuigkeiten, wenn ich dir erzähle, dass vor einigen Tagen zwei Männer hier waren und ein Foto von dir herumgezeigt haben? Sie waren auf der Suche nach dir.“
    Verdammt. „Hatte einer von ihnen einen Stacheldraht um den Bizeps tätowiert?“, fragte Mitch und schaffte es, beiläufig zu klingen. „War der andere blond und gekleidet wie jemand, der aus Kalifornien stammt?“
    „Stacheldraht-Tätowierung, ja“, sagte Jarell.
    Becca gab einen Laut des Erstaunens von sich und lutschte an ihrem Finger. Anscheinend hatte sie sich geschnitten.
    „Aber sein Freund war indianischer Abstammung. Ein großer Mann. Dunkles Haar. Still.“ Jarell deutete mit dem Kopf zur Spüle. „Halten Sie den Finger unter kaltes Wasser“, riet er Becca. Dann wandte er sich wieder an Mitch. „Die zwei wollten auch wissen, ob du öfter als eine Nacht hier gewesen bist. Sie machten zwar einen freundlichen Eindruck …“
    „Aber?“
    „Aber irgendwie schienen sie nicht ungefährlich zu sein. Es war nur so eine Ahnung. Die beiden wirkten, als wollte man lieber keinen Ärger mit ihnen haben, wenn du verstehst, was ich meine. Besser, man hat solche Leute nicht gegen sich.“ Er machte eine Pause. „Willst du eine Nachricht hinterlassen, falls sie wiederkommen?“
    „Nein“, antwortete Mitch. „Danke, aber ich weiß, wo ich sie finden kann.“
    „Soll ich ihnen ausrichten, dass du hier warst, falls sie wiederkommen und sich nach dir erkundigen?“ In den Augen des alten Mannes lag ein wissender Ausdruck. Er hatte selbst genug üble Dinge im Leben gesehen.
    Mitch schüttelte den Kopf. „Ich wäre dir dankbar, wenn du niemandem davon erzählen würdest, dass wir hier waren. Natürlich will ich dich nicht bitten, für

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