Miteinander reden 01 - Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation
daß ein einmal erreichtes mäßiges Lernkriterium trotz weiterer Konditionierung nicht gehalten werden kann. Sechs Vt-Gruppen wurden im Hexagonlabyrinth mit gleich viel Übungsdurchgängen, aber unterschiedlichen Interblockintervallen von 1 ½, 2, 3, 6, 12, 24 und 48 Stunden auf eine Richtungsentscheidung konditioniert, dazu wurde die freie Wahlentscheidung vor und die Extinktion nach den Lernvorgängen gemessen. Es zeigt sich, daß (bereits nach 9–11 Übungsblöcken erkennbar) das Lernoptimum bei 6 Stunden Ruhezeiten liegt. Kürzere und längere Ruhezeiten verursachen zunehmend schlechtere Lernleistungen, Übergang in den lethargischen Zustand und Mortilität. Freie Wahlen vor und Extinktionsergebnisse nach dem Richtungstraining unterscheiden sich nur bei den kurzen Interblockintervallgruppen bedeutsam, nicht hingegen bei den längeren Zeiten. (Aus: Z. f. Ex. und Angew. Psychol., 1970, 17, S. 16f.)
Ausgangslage. Untersucht wurden Planarien (bestimmte Sorte von Würmern). Aus Untersuchungen von CUMMINGs u.a. (1969) war bekannt: Wenn Planarien einmal etwas halbwegs gelernt haben, dann verschlechtern sie sich bald wieder – auch wenn man sie weiterhin für die richtige Leistung belohnt. Eine merkwürdige Erscheinung!
Fragestellung. Jetzt wollten wir herausfinden: Wie sollten die Übungen zeitlich verteilt sein, damit Planarien am besten lernen?
Versuchsaufbau. Lernziel: In einem Labyrinth immer die Richtung wählen, für die es eine Belohnung gibt. Die Würmer wurden in 7 Gruppen aufgeteilt. Zwar übten alle Gruppen gleich oft. Aber die Pausen zwischen den Übungen wurden unterschiedlich lang gemacht: 1,5 Stunden, 2, 3, 6, 12, 24 und 48 Stunden. – Die Leistung der Würmer wurde beobachtet, und zwar vor, während und nach den Übungen (wo richtige Leistungen nicht mehr belohnt wurden).
Ergebnisse. 1. Ruhepausen von 6 Stunden waren am günstigsten. Das merkte man schon nach 9–11 Übungen. Bei längeren oder kürzeren Pausen wurde die Leistung immer schlechter; die Planarien machten nicht mehr mit und starben. – 2. Die Leistungen vor und nach den Übungen waren nur bei kurzen Ruhepausen deutlich verschieden.
Die große Frage war jetzt: Würden die in den Skalenwerten verbesserten Texte von den Lesern auch wirklich besser verstanden und behalten werden? Von Lesern, die von den «vier Verständlichmachern» gar nichts wissen?
Es zeigte sich eindrucksvoll, dass die verbesserten Texte tatsächlich besser ankamen. Zumindest dann, wenn die Unterschiede in den Skalenwerten deutlich waren. Was uns hingegen überrascht hat: Leser aller Schulbildungen profitierten gleich viel durch verständlichere Texte. An sich hatten wir erwartet: Leser mit Abitur würden auch die Originaltexte einigermaßen gut verstehen. Durch verständlichere Fassungen würden sie sich kaum verbessern. Dagegen würden Leser mit Volksschulbildung einen größeren Sprung nach oben tun. Diese Erwartung trat nicht ein. Zwar hatten die Abiturienten bei den Originaltexten im Durchschnitt bessere Leistungen als die Leser mit mittlerer Reife, und diese wiederum bessere Leistungen als die Leser mit Volksschulbildung. Jedoch machten bei den verbesserten Texten alle drei Gruppen einen gleich großen Sprung nach oben, sodass auch die alte Reihenfolge erhalten blieb. Aber immerhin: Die Leser mit Volksschulbildung erreichten oftmals durch verbesserte Texte die Leistung der Abiturienten nach dem Originaltext. Anders ausgedrückt: Gibt man den Abiturienten die Originalfassung zu lesen, den Lesern mit Volksschulbildung den verbesserten Text, dann erreichen beide Gruppen etwa die gleiche Verständnisleistung.
Ein weiteres Ergebnis war, dass die Leser auch gefühlsmäßig positiver auf die verständlichen Texte reagierten. Sie gaben zu 65 % an, dass sie den Text gern gelesen hätten – bei den Lesern der Originaltexte waren es nur 27 %.
2.5
Training in verständlicher Informationsvermittlung
Es hat wenig Sinn, an die Sender zu appellieren: «Drückt euch verständlich aus!» Genauso wenig nützt der Ratschlag: «Macht es einfach, übersichtlich, kurz-prägnant und ein wenig stimulant!» – Ratschläge und Appelle bleiben wirkungslos, wo sich bestimmte Sprach- und Darstellungsgewohnheiten jahre- und jahrzehntelang eingeschliffen haben. Da ist es schon aussichtsreicher, systematisch zu üben. Dabei kommt es zunächst darauf an, Informationstexte nach den vier Verständlichmachern treffsicher einschätzen zu können. Ein solches
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