Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Titel: Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun
Vom Netzwerk:
und Unfreundlichkeit im Kontakt und ein Ursprung von kommunikativer Schwäche und Unwirksamkeit überhaupt, welche im Extrem bis zur völligen Lähmung gehen können. Wie kann ich, das Oberhaupt, mit solchen ungelösten Konflikten fertig werden? Im Prinzip nicht anders als mit jeder normalen Uneinigkeit: Die Einberufung und Durchführung einer inneren Ratsversammlung nach den Regeln der Kunst wird in vielen Fällen die innere Vereinigung ermöglichen, das Finden einer gemeinsamen Linie, die Klarheit, Freundlichkeit und souveräne Kraft entfaltet. Denn «dumm» sind sie alle nicht, die sich da melden und inneren Raum einnehmen! Gut, dass wir sie haben! Aber solange sie am gemeinsamen Strang in entgegengesetzte Richtungen ziehen, bleibt die Wirkung null bei allergrößtem Kraftaufwand.
    Wenn die Integration an Ort und Stelle nicht so schnell gelingt, wie zum Beispiel beim Kursleiter angesichts der massiven Kritik, dann kann die innere Ratsversammlung nachträglich einberufen werden, mit dem Ziel, für vergleichbare Situationen in der Zukunft eine klare Linie zu erarbeiten. Genau dies geschieht in zeitgemäßen Kommunikationskursen. Dadurch wird das Versagen zum Markstein der persönlichen Entwicklung und nachträglich Gold wert. Das «funktioniert» aber nur, wenn ich mir das «Versagen» zugestehe, etwa mit folgender Haltung:
    «Es ist völlig in Ordnung, es ist menschlich und bricht meiner Kompetenz keinen Zacken aus der Krone, wenn ich hin und wieder sprachlos, verdattert, gelähmt und überrumpelt bin. Dem Ideal allgegenwärtiger Schlagfertigkeit schwöre ich ab – es ist zwar geschmeidig, aber allenfalls pseudo-souverän – und ohne Entwicklungschance für mein Inneres Team.»
    Wenn ich mir diese Generalerlaubnis nicht ausstelle, bin ich dazu verurteilt, mir jedes punktuelle Versagen als persönliche Schande anzurechnen. Dann aber kann ich daraus nicht lernen, sondern will es so schnell wie möglich vergessen, um mich wieder «aufzubauen».
    Es gibt innere Teamkonflikte, die so schwerwiegend sind, dass sie mit den Hausmitteln, die einem aufgeklärten Oberhaupt zur Verfügung stehen, nicht oder nur sehr schwer aufzulösen sind. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein beteiligter Konfliktpartner in den seelischen Untergrund abgewandert ist (oder dorthin abgedrängt worden ist) und für das Oberhaupt nicht greifbar ist. Dann ist psychotherapeutische Hilfe angezeigt. Diese Domäne wollen wir hier nicht betreten, wohl aber dem Oberhaupt zutrauen und zumuten, ein inneres Konfliktmanagement auch unter erschwerenden Bedingungen zu versuchen. Denn es muss mit diesen Konflikten fertig werden, im Gegensatz zu realen Gruppen, die man notfalls auflösen oder in ihrer Zusammensetzung verändern kann – ein probates Mittel innerbetrieblichen Konfliktmanagements. Für das Innere Team gilt wahrhaft: «Bis dass der Tod euch scheide!»
    Drei solcher Erschwerungen will ich ansprechen: 1. der innere Widerstand gegen eine Konfliktbearbeitung, 2. die Verschmelzung zweier Konfliktpartner zu einem scheinbar einheitlichen «Klumpatsch» und 3. die fortgeschrittene Eskalation bis hin zu einer Todfeindschaft.
    Widerstand gegen eine Konfliktbearbeitung
    Dem Inneren Team geht es nicht anders als dem beruflichen Team: Unterschwellige Konflikte belasten zwar, aber es ist überaus unangenehm, sie «auf den Tisch» zu bringen: « Muss das sein? Entschärft er sich nicht vielleicht von selbst wieder? Kommt Zeit, kommt Rat? Macht das Reden darüber nicht noch alles schlimmer?»
    Die von Katastrophenahnungen genährte Konfliktangst («Dann bricht alles auseinander!») kann erheblich größer sein als die Lösungshoffnung. So werden manche inneren Konflikte lebenslang verschleppt, und der davon ausgehende Energieverlust wird in Kauf genommen.
    In Kenntnis dieses Sachverhalts wird es zur Führungsaufgabe des Oberhaupts, die Konfliktbearbeitung auch gegen den Widerstand seiner Teammitglieder anzusetzen: «Liebe Leute, ich spüre euer Unbehagen, aber gerade darum muss es sein! So, wie es jetzt läuft, sind wir nach außen handlungsbehindert, und nach innen haben wir ein mieses Betriebsklima!» – Ein liebevolles Vorgespräch mit denjenigen Mitgliedern, die am meisten Angst (oder Bedenken oder Skepsis, jedes Teammitglied hat seine eigenen Vokabeln!) vor der Konfliktbearbeitung anmelden, kann ihren Widerstand entscheidend mindern (s. dazu Vorgehensweisen bei Schwartz 1997).
    Klumpatsch-Bildung
    Eine weitere Erschwerung, die das Oberhaupt bei der

Weitere Kostenlose Bücher