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Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Titel: Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun
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hat. Wenn die Gruppe den nun anstehenden nächsten Entwicklungsschritt verpasst und in dieser Phase steckenbleibt, kann das Klima durch die Unterströmungen ungelebter Antipoden vergiftet werden und erstarren. Ein ehemaliger Bankkaufmann (Stiegemeyer 1991, unveröffentl. Arbeit) erinnert sich an seine Zeit in einem Kreditinstitut. Seine Teamerfahrungen scheinen mir nicht untypisch zu sein, ich nehme sie als Lehrbeispiel für verpasste Teamentwicklung in einem Kreditinstitut .
Im Geldhandel waren ständig zwischen acht und zwölf Mitarbeiter beschäftigt. Geführt wurden wir von einem Leiter und seiner Stellvertreterin. Wir saßen alle um einen großen, runden Tisch, an dem jeder seinen festen Arbeitsplatz hatte.
    Er habe sich von Anfang an «selbst-los» gegeben: Was ich denke und fühle, ist unwichtig – Hauptsache, ich bin ganz für euch da! Er machte sich zum Beispiel als Kaffeeholer verdient:
Es brauchte nur irgend jemand den Wunsch nach Kaffee zu äußern, schon bin ich aufgesprungen und machte mich auf den Weg, sechs bis zehn Kaffee vom Automaten zu holen. Dafür erntete ich dann sehr viel freundlichen Beifall, und alle Kollegen fanden mich ausgesprochen «nett».
    Jeden Montag nach Feierabend habe es ein Treffen aller Mitarbeiter gegeben, um Probleme und Interna zu erörtern:
Also ein Ort, wo auch jeder Einzelne sich mitteilen kann und die persönliche Meinung gefragt ist. In diesen Sitzungen habe ich es nie vollbracht, meine eigentliche Auffassung kundzutun. Ich habe immer nur den Vorschlägen und Ausführungen meines Chefs oder meiner Chefin zugestimmt, obwohl ich sehr häufig tatsächlich völlig anderer Meinung gewesen bin. Allerdings waren die anderen auch nicht viel anders. Kritik an dem Führungsstil der Leitenden wurde leider nur hinter deren Rücken geäußert. Gingen wir zum Beispiel mit mehreren Kollegen zu Tisch, so war sehr häufig die Unzufriedenheit mit der momentanen Arbeitssituation das Thema. Gegenüber den Chefs wurde allseitige Zufriedenheit gespielt, was den Chef und die Chefin noch mehr in ihrer Selbstgefälligkeit bestärkte. – Ich wollte es allen recht machen und den Erwartungen meiner Kollegen, insbesondere denen meines Chefs entsprechen. Machte mein Boss eine blöde, von mir zunächst gar nicht witzig empfundene Bemerkung, lachte ich doch mit, wie alle anderen auch. Meine eigene Persönlichkeit habe ich auch hier völlig in den Hintergrund gestellt. Das, was der Chef lustig findet, müssen auch seine Untergebenen lustig finden; und alles lachte wie auf Kommando. […]
Das haarsträubendste Beispiel schildere ich jetzt ein wenig ausführlich, weil mir in der Rückschau tatsächlich immer noch schlecht wird. Mein erster längerer Urlaub stand bevor. Es war mein letzter Arbeitstag, ein Freitag. Der Zufall oder mein Chef wollte es so, dass wir ausnahmsweise an diesem Tag noch eine Gruppenbesprechung für den Abend geplant hatten. Statt wie jeder vernünftige Mensch zu sagen: «Nicht mit mir. Ich mach heute um 15 Uhr Feierabend», erklärte ich mich bereit, an dieser Sitzung teilzunehmen. Ich gehörte sogar zu den letzten fünf Teilnehmern dieser Veranstaltung. Gerade wollte ich aufbrechen, da fing mein Chef an: In den drei Wochen, die ich im Urlaub wäre, hätten wir ja ein ganz wichtiges Gelddisponententreffen. Alle wichtigen Händler Deutschlands würden in Hamburg sein. Ich hätte die Chance, alle kennenzulernen. Ein wichtiger Tag für meine Karriere. Er wäre damals, in meinem Alter, extra aus dem Urlaub wieder nach Hamburg geflogen. Außerdem gefalle ihm mein Haarschnitt nicht mehr. Die Haare wären viel zu lang. Ich sollte mal wieder zum Friseur gehen!!! Sonst wünsche er mir aber einen schönen Urlaub! – Ich dachte, das ist nicht wahr. Aber es war real. Und ich bin zum Friseur gegangen, und ich habe meinen Urlaub unterbrochen, bin nach Hamburg zurückgefahren und habe an einem unangenehmen Gelddisponententreffen teilgenommen. Ich hätte schon damals kündigen sollen.
    In einem Beurteilungsgespräch zeigte sich der Chef mit dem Berichterstatter zufrieden,
der Einsatz würde stimmen. Er fragte mich natürlich auch, ob ich denn in der Abteilung meine Vorstellungen erfüllt sehen würde. Daraufhin hab ich natürlich vollständig zugestimmt und sogar noch die herrschende Atmosphäre und den Teamgeist gelobt.
    Wie würden Sie die innere Mannschaftsaufstellung dieses Mitarbeiters, des Berichterstatters, rekonstruieren? Wenn wir nur die wichtigsten aufstellen, dann erscheinen als

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