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Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Titel: Mithgar 10 - Die schwarze Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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flackerten. Und im unsteten Licht, das in die Grabkammer schien, richtete Tuck sein bebendes Ziel neu aus, bereit, seinen zischenden Tod auf die Schatten vor dem Eingang loszulassen. Denn dort im Licht sah Tuck eine weiße Hand, die den Griff eines zerbrochenen Schwertes umklammerte, und als sich die Gestalt vorbeugte, um zu den vorbeiziehenden Rukhs hinauszuspähen, baumelte ein goldenes Medaillon von seinem Hals, das im schwindenden Fackelschein glänzte. Und hinter dem Mann stand ein gagatschwarzes Ross.

SECHSTES KAPITEL
     
    Die lange Verfolgung
     
    »Fürst Galen!«, flüsterte Tuck, und der Mann fuhr herum, ging in die Hocke und hielt das zerbrochene Schwert wie ein Messer vor sich. Tuck ließ den Bogen sinken. »Fürst Galen«, keuchte er, »ich bin ein Freund.«
    Lange Augenblicke verstrichen. Draußen zogen die Rukhs von dannen, und ihre Geräusche waren nur noch schwach wahrnehmbar. Schließlich sprach der Mann: »Ein Freund, sagst du, und doch bist du von der Größe eines Rukhs. Kannst du beweisen, dass das keine Finte des Bösen ist?«
    »Eine Finte!«, zischte Tuck wutentbrannt. »Ich bin Tuck Sunderbank, ein Wurrling aus den Sieben Tälern und kein Rukh!« Der Jungbokker trat vor ins Schattenlicht, und seine Saphiraugen blitzen zornig.
    »Ein Waerling!« Galen ließ den Stumpf seines Schwerts sinken. »Verzeiht mir, Herr Tuck, aber dies ist eine Zeit des Misstrauens.«
    Auch Gagat staunte über diesen kleinen Grabgefährten, er rührte sich, senkte den Kopf und beschnupperte den Winzling. Trotz Tucks Zorn schien er mit dem Jungbokker einverstanden zu sein.
    »Du meine Güte!«, rief Tuck plötzlich völlig verändert und sank schreckensbleich zu Boden.
    »Herr Tuck, seid Ihr verletzt?« Sofort kniete der Prinz an der Seite des Wurrlings nieder.
    »Nein, Majestät, nicht verletzt«, antwortete Tuck leise und erschüttert. »Mir kam nur eben zu Bewusstsein, dass ich Euch beinahe als vermeintlichen Ghul erschossen härte.«
    »Nun, dann sind wir ja quitt«, erwiderte Galen lächelnd, »denn ich hielt Euch fälschlicherweise für einen Rukh. Nicht eben die glücklichste Art, eine Bekanntschaft zu beginnen, würde ich meinen.«
    »Nein, Majestät, das kann man nicht behaupten.« Tuck brachte ein mattes Lächeln zu Stande und deutete dann auf Gagat. »Wäre nicht Euer schwarzes Ross gewesen und das goldene Medaillon mit Laurelins Locke an Eurem Herzen -«
    »Laurelin!« Galen packte Tuck unsanft an den Schultern. »Ist sie in Sicherheit?« Die Anspannung in Galens Stimme ließ die Luft förmlich knistern. Schmerz lag in Tucks Stimme, als er antwortete: »Majestät, sie hat die Feste in Begleitung von Prinz Igon, Hauptmann Jarriel und einer berittenen Eskorte verlassen. Sie fuhr in einem Wagen mit Ziel Steinhöhen oder weiter nach Süden; das war vor einer Woche, wenn ich richtig gezählt habe - einen Tag, ehe der Dusterschlund über den Berg Challerain hereinbrach.«
    Der Prinz ließ Tucks Arm los und stand auf, und der Wurrling schüttelte sich erleichtert. »Verzeiht mir, Herr Tuck«, sagte Galen müde. »Ich wollte Euch nicht wehtun, und ich war grob zu Euch, aber das ist die erste Nachricht, die ich von meiner Liebsten erhalten habe.« Fürst Galen streckte die Hand nach unten, Tuck ergriff sie und wurde auf die Beine gezogen. »Was für ein Glück, dass ich jemanden getroffen habe, der mir von ihr erzählen konnte«, sagte Galen.
    »Ihr hattet mehr Glück, als Ihr ahnt, Majestät«, entgegnete Tuck und nahm seinen Bogen zur Hand, »denn hätte ich Eure Herzensdame nicht kennengelernt, und hätte sie mir nicht von Eurem Medaillon erzählt, und hätte Euer Vater nicht von Gagat, Eurem schwarzen Pferd, gesprochen... Ihr wärt zweifellos von diesem Pfeil durchbohrt worden, den ich dort hinten in dem Grab gefunden habe.« Tuck hielt Galen das Geschoss hin, damit er es in Ruhe betrachten konnte. »Ist das Euer einziger Pfeil?«, fragte der Prinz. Auf Tucks Nicken hin hielt Galen sein Schwert in die Höhe, dessen Klinge kurz hinter dem Griff abgebrochen war. »Dann besitzen wir beide nicht eben viel, womit wir dem Feind entgegentreten könnten: eine zerbrochene Klinge und einen einzelnen Pfeil.«
    »Nein, Prinz Galen, hier ist noch eine Waffe«, sagte Tuck und trat an den Sarkophag. »Nämlich diese glänzende Schneide.« Der Jungbokker löste die runenverzierte Klinge aus dem jahrhundertelangen Griff von Othran, dem Seher. In Tucks Hand wirkte sie wie ein Wurrlingsschwert, doch an Fürst Galen übergeben,

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