Mithgar 10 - Die schwarze Flut
begann zu zittern, sein Mund schäumte, und er verdrehte die Augen, bis man nur noch das Weiße sah, da ihn die Raserei des Kriegers gepackt hatte. Mit einem unartikulierten Wutschrei gab er seinem Pferd die Sporen und jagte den Hang hinab auf den Abgesandten zu.
»Gluktu!«, schrie die grässliche Stimme, und der Ghul an der Seite des Boten trieb sein Helross an. Ghul und Mann rasten aufeinander zu, und der Klang der Hufe hallte vom Pflaster wider. Der junge Brill holte mit seinem mächtigen Schwert von oben aus und führte es mit unvergleichlicher Wut nach unten. Die Funken stoben, als die Klinge auf den Helm traf, und er hieb den Ghul vom Scheitel bis zum Schritt entzwei; doch auch der Ghul hatte zugeschlagen, sein Säbel durchtrennte den Hals des jungen Brill, und beide fielen tot zu Boden.
Es war, als wäre ein Damm gebrochen, denn Menschen wie Ghule stießen gleichermaßen Wutschreie aus und sprengten aufeinander zu, um sich in einem gewaltigen Zusammenprall von Waffen zu begegnen, und Tucks Pony wurde in dem Ansturm mitgerissen. Noch inmitten des Stroms hörte Tuck Danners hasserfüllten Schrei, und ein Pfeil zischte durch die Luft und traf den Abgesandten mitten in die Stirn, drang in sein Hirn und warf ihn rückwärts aus dem Sattel auf den gefrorenen Boden. Und dann wurde Tuck fortgetragen, und rings um ihn wütete die Schlacht, und Todesschreie erfüllten die Luft. Tuck war ohne Waffen, und er versuchte, zum Tor zu reiten, aber dort versperrten Ghule den Weg und kämpften gegen die Männer des Königs. Schwerter und Säbel klirrten aufeinander, und Klingen drangen mit einem schmatzenden Geräusch in Fleisch. Doch nur Gildors Schwert Wehe schien eine Wirkung zu erzielen, denn wo es zuschlug, fielen Ghule, und schwarzes Blut spritzte aus ihnen hervor. Die Schwerter der Männer hingegen hackten in das bleiche Fleisch und öffneten klaffende Wunden, doch die Ghule bluteten nicht, sondern kämpften unbeeindruckt weiter, ihrerseits Männer fällend.
Enthaupten! Holz durchs Herz! Feuer! Silberklinge! Tuck dachte fieberhaft nach. Das sind die Möglichkeiten, Ghule zu töten. Nicht durch einfache Schwertwunden oder Messerschnitte. Wir sind verloren, wenn es uns nicht gelingt, zu fliehen. Wieder drängte er durch das Schlachtgetümmel, aber das Tor war noch immer versperrt... doch halt! Die Truppen der Ghule machten kehrt, wie um einem neuen Feind zu begegnen. Und da war in der Tat eine neue Bedrohung! Denn durch die Reihen derer, die das Nordtor bewachten, brach ein Trupp von Männern, vielleicht dreißig an der Zahl, sie trieben die Ghule auseinander, schrien und schleuderten Öl und Fackeln auf den Feind. Flammen loderten auf, und Ghule heulten, Helrösser schössen brennend davon. Und angeführt wurden die Männer von einem grau gekleideten Krieger auf einem gagatschwarzen Streitross: Prinz Galen!
»Jetzt!«, rief er. »Der Weg ist frei!«, Er wendete den schwarzen Hengst, um einen Ghulsäbel mit seinem Stahlschwert abzuwehren.
Tuck trieb sein Pony vorwärts und duckte sich zugleich unter einem Hieb von feindlichem Eisen weg. Dann stürmte er durch das Tor, und andere rasten hinter ihm her.
Auch Danner galoppierte auf die Öffnung zu, aber ein durchgehendes Helross rammte sein Pony; der Jungbokker wurde aufs Pflaster geschleudert, und sein Reittier floh vor dem Gestank der Bestie. Der Wurrling rappelte sich auf. Er hörte einen Schrei -»Danner!« -, drehte sich um und sah Patrel auf sich zusteuern, vorgebeugt, um ihn aufzunehmen. Danner streckte den Arm aus und ergriff Patreis Hand - die verwundete -, dann schwang er sich hinter ihm auf das Pony, und sie preschten zum Tor hinaus. Andere strömten hinter ihnen nach draußen.
Als Tuck außerhalb der Wälle auftauchte, rannte sein Ross nur ein kurzes Stück nach Norden, bevor die Schlacht neu auflebte und rings um ihn tobte. Er wurde zurückgedrängt und wieder nach vorn, und er schaute sich um und sah... »Mein König! Mein König!« Aurion war auf allen Seiten von Ghulen und Helrössern umzingelt. Sturmwind bäumte sich auf, schlug aus und wieherte herausfordernd. Gildor gab Leichtfuß die Sporen, trieb ihn zum Schauplatz des Kampfes, und mit dem roten Wehe mähte er auf dem Weg dorthin reihenweise Feinde nieder.
Auch Tuck versuchte, zum König zu reiten, obwohl der Wurrling keine Waffe besaß. Doch Aurion Rotaug wurde im Getümmel der Schlacht fortgerissen und Tucks Pony von Pferden wie Helrössern gleichermaßen hin und her gestoßen, bis fluchende
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