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Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Titel: Mithgar 10 - Die schwarze Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Nordpfad und zum Klausenwald, mit Zielrichtung Spindelfurt.
    Während sich die Ponys im Trab von der Ortsmitte von Waldsenken entfernten, hörten die fünf Reiter - Tuck, Danner, Hob, Tarpi und Patrel - wie Bürgermeister Geront Kwassel sein Gemeindevolk zu einem stürmischen Jubelchor anstiftete: Hipp, bipp, hurra! Hipp, hipp, hurra! Hipp, hipp, hurra! Und irgendjemand begann, den Feuergong zu schlagen.
    Die Sonne kroch langsam am Morgenhimmel empor, während die Reiter sich immer weiter von Waldsenken entfernten. Die Geräusche der jubelnden Menge und das Hämmern des Gongs wurden zunehmend schwächer und verstummten schließlich ganz in der schneebedeckten Stille des Klausenwalds, und bald hörte man nur noch das Quietschen der ledernen Sättel und Geschirre, die gedämpften Laute der Ponyhufe im Schnee und gelegentlich ein unterdrücktes Schniefen von einem oder möglicherweise auch von vieren der Reiter.

ZWEITES KAPITEL
     
    Rückzug auf Krähenruh
     
    Das grelle Licht der aufsteigenden Sonne fiel schräg über den weißen, glitzernden Schnee. Winzige, bunt funkelnde Partikel stachen für kurze, vergängliche Augenblicke aus der gleißenden Fläche, als hätten sich kleine Bruchstücke von Edelsteinen zwischen den Flocken eingenistet und reflektierten das Licht. Die kalte, kristallklare Luft stand still, und in dem ganzen weiten Klausenwald schien sich nichts zu regen als eine lärmende Schar Raben, die sich oben zwischen den kahlen Bäumen auf dem Weißdornhügel um ein karges Frühstück zankten. Unten zogen fünf Wurrlinge auf fünf Ponys langsam auf dem Nordpfad ihres Weges; zwei weitere Tiere, die sie mit sich führten, waren mit Ausrüstung beladen.
    Patrel, der voranritt, drehte sich im Sattel um und blickte über die Schulter in die niedergeschlagenen Mienen der vier Jungbokker hinter ihm. Die letzten sechs Meilen hatte keiner von ihnen auch nur ein Wort gesprochen - und es will etwas heißen, wenn eine Gruppe von Wurrlingen zwei geschlagene Stunden lang still ist. Patrel kam zu dem Schluss, dass diese traurige Stimmung schon viele zu lange anhielt, deshalb streifte er seine Fausthandschuhe ab und holte seine Laute vom Rücken. Er zupfte ein paar Saiten, schlug eine Art Akkord an und drehte an ein, zwei Stimmwirbeln. »He!«, sagte Tarpi, und seine Äußerung traf in der Stille auf überraschte Ohren, »spiel ein fröhliches Lied, wir können es gebrauchen.« Dann trieb er sein Pony mit einem Zungenschnalzen vorwärts, bis er neben Patrel ritt. Auf ein Nicken von Patrel hin rief er den anderen zu: »Holla, ihr Trauerklöße, gebt euren Ponys die Sporen und kommt eiligst zu uns.« Tuck, der am Ende ritt und die Packponys führte, wurde von Tarpis Ruf aus seinen düsteren Gedanken gerissen. Mit einem Schnalzen trieb er den Grauschimmel an. »Komm, Danner«, sagte er, als er zu diesem aufgeschlossen hatte, »vorwärts.«
    »Wozu?«, fragte Danner mürrisch. »Nur weil er ein bisschen auf diesem Kürbis mit Saiten herumklimpern will? Mir ist nicht nach einem Lied zumute.«
    »Aber vielleicht ist es genau das, was wir brauchen«, antwortete Tuck. »Auch wenn es nur ein Lied ist, wird es uns trotzdem ein bisschen aufmuntern, darauf wette ich. Und im Augenblick könnte ich eine kleine Aufmunterung vertragen, und du genauso - wir alle.«
    »Also gut«, brummte Danner, der mehr einwilligte, damit Tuck Ruhe gab, als aus irgendeinem anderen Grund, und trat seinem Pony in die Flanken. Bald darauf hatten sich Tuck, Danner, Hob und Tarpi rund um Patrel geschart. »Nun denn, Burschen«, sagte der kleine Dorngänger lächelnd, »Zeit, dass ihr erfahrt, womit ihr es bei den Dorngängern zu tun habt.« Er zupfte ein, zwei Akkorde, stimmte ein letztes Mal die Laute nach, und dann flogen seine Finger über die Saiten, während er eine lebhafte und schlichte Wurrlingsmelodie sang:
    Wir sind Dorngänger, Dorngänger sind wir. Marschieren die Grenzen auf und ab Der Sieben Täler hier, Damit uns stört kein Wolf, kein Vulg, kein andres feindlich Tier. Wir sind Dorngänger, Dorngänger sind wir.
    Wir sind Dorngänger, Dorngänger sind wir. Solang's die Sieben Täler gibt, Siebt man uns nachts marschiern. Wir halten Aug und Ohren auf So kann uns nichts passiern. Wir sind Dorngänger, Dorngänger sind wir.
    Patrel begann die dritte Strophe, und diesmal stimmten Tarpi und Hob zaghaft in den Refrain mit ein. Alle drei sangen deutlich:
    Wir sind Dorngänger, Dorngänger sind wir. Die Täler sind uns wohl vertraut, So gut wie keinem

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