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Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Titel: Mithgar 10 - Die schwarze Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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einer tiefen Verbeugung stellte Tuck sich und seine Gefährten vor. »Patrel Binsenhaar«, sagte der Führer, lächelte ansteckend und verbeugte sich seinerseits schwungvoll. Patrel war klein, sogar kleiner als Tarpi, der zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl hatte, einen Gleichaltrigen schlicht zu überragen, obwohl er kaum einen Zoll größer war. Doch irgendwie - vielleicht aufgrund seiner Haltung - wirkte Patrel weder herabgesetzt noch in den Schatten gestellt von den vier größeren Bokkern aus Waldsenken.
    »Eure Tornister schnallen wir am besten auf dieses Packpony hier«, kam Patrel ohne Umschweife zur Sache, »dann sucht sich jeder von euch ein Reittier aus. Das mit der weißen Schnauze ist meins. Aber achtet auf Folgendes: Behaltet eure Bogen und Köcher bei euch. Es könnte sein, dass wir sie brauchen, bevor wir zur Spindelfurt kommen«, sagte er in unheilvollem Ton und furchte kurz die Stirn. Doch dann hellte sich seine Miene wieder auf, und das breite Lächeln kehrte zurück. »Falls ihr eine Flöte oder ein anderes Instrument besitzt, dann behaltet es ebenfalls bei euch, damit wir uns unterwegs mit dem einen oder andern Liedchen aufmuntern können.« Nun erst sah Tuck, dass Patrel eine sechssaitige Laute an einem Gurt auf den Rücken geschnallt hatte.
    Bald darauf waren sie, wie auch die Dorngänger der anderen Osttal-Kompanien, zum Aufbruch bereit. Alle schickten sich an zu einem letzten Lebewohl an Jungmammen und Maiden, Väter und Mütter, Brüder und Schwestern, Großmütter und -väter, Tanten, Onkel und andere Verwandte, Freunde und Nachbarn und weitere ausgewählte Bokker und Mammen, die zum Abschied gekommen waren und sie in Haufen und Grüppchen umringten, Wurrlinge mit betrübten, sorgenvollen und traurigen Gesichtern, aber auch fröhlich lachende oder solche mit stolzen, ernsten oder grimmigen Mienen.
    Bert Sunderbank räusperte sich. » Gib auf dich acht, mein Sohn«, sagte er zu seinem einzigen Bokker, »und pass auf die wilden Wölfe auf. Lass sie den Anblick eines Sunderbank fürchten - ähem! - und den von jedem andern Wurrling.«
    »Das werde ich«, antwortete Tuck und umarmte rasch seinen Vater, bevor er sich seiner Mutter zuwandte.
    »Trag deine warmen Sachen und sieh zu, dass deine Füße immer trocken sind«, sagte Tulpe und drückte Tuck an die Brust. »Iss anständig und, und...« Aber dann flössen die Tränen, und sie brachte nichts mehr heraus. Sie hielt Tuck fest in den Armen und weinte leise, bis Bert die Umklammerung sanft löste und Tuck sich geschwind auf den Rücken des gescheckten Grauschimmels schwang, den er sich als Reittier ausgesucht hatte.
    Ein Freund schenkte ihm einen Beutel mit Tabakblättern aus dem Untertal (>Der beste von allen<); ein anderer Freund überreichte ihm eine neue, weiße Tonpfeife (>Rauch sie richtig<, während er von einem dritten eine kleine Blechdose mit Feuerstein, Feuerstahl und Zunderholz bekam (>Gib acht, dass dein Zunder immer trocken ist<). Merrili, die sich schüchtern im Hintergrund gehalten hatte, straffte die Schultern, trat vor und streckte ein altes Silbermedaillon zu Tuck empor. »Würdest du es tragen? Es ist mein Lieblingsstück«, sagte die Wurrlingsmaid. Sprachlos vor Überraschung nickte Tuck nur und beugte sich hinab, damit Merrili ihm das Medaillon um den Hals hängen konnte. Dabei flüsterte sie ihm ins Ohr: »Sei vorsichtig, mein Bokker«, und küsste ihn auf den Mund, was bei einigen umstehenden Jünglingen heiseres Gejohle auslöste. Merrili aber trat einfach in die Menge zurück, und ihre Augen glänzten vor Tränen. »Hier, Tuck«, sprach nun sein Vetter Willi, trat seitlich neben das Pony und hielt ein neues, unbeschriebenes Tagebuch und einen Stift in die Höhe. »Führ doch ein Tagebuch, ja? Dann kannst du uns alle deine Abenteuer vorlesen, wenn du wieder zurück bist.«
    »Geht in Ordnung, Willi«, erwiderte Tuck und steckte das Geschenk zusammen mit dem Tabak, der Pfeife und der Zunderdose in sein Lederwams. »Danke, ich will es versuchen.« Dann lächelte er, hob die Hand und winkte allen zu, die gekommen waren, um sich von ihm zu verabschieden. Schließlich sah er wieder seine Eltern an, die einander umarmt hielten, und zuletzt richtete er seinen Blick auf Merrili, die strahlend zurücklächelte. Auf ein Nicken von Patrel trieben Tuck und seine Gefährten, die sich inzwischen ebenfalls von allen verabschiedet hatten, ihre Ponys vorwärts. Sie ritten durch die winkende Menge auf der Dorfwiese, hinaus zum

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