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Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Titel: Mithgar 10 - Die schwarze Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Viele Male hatte er in seinen Jugendjahren gehört, dass Modru und seine Vulgs ihn holen würden, wenn er sich nicht anständig benehme; auch erinnerte er sich an den ängstlichen Spruch: Der schwarze Biss des Vulgs, der mordet nachts. »Glaub, was du willst«, erwiderte Greiser Tom und zeigte mit seinem Stock auf Will, »aber so manches Ammenmärchen wächst aus der Wurzel der Wahrheit. Wahrscheinlich hat wirklich der frühe Winter die Wölfe in die Sieben Täler getrieben und vielleicht sogar ein paar Vulgs dazu. Und höchstwahrscheinlich sind sie der Grund für das Verschwinden von Leuten. Aber wer wollte sagen, das sei nicht das Werk Modrus?« Während Greiser Tom erneut mit seinem Gehstock auf den Boden klopfte, um seine Worte zu unterstreichen, nickten fast alle Anwesenden zustimmend, denn was der Alte sagte, klang einleuchtend.
    »Früher Winter oder nicht«, erwiderte Will eigensinnig, »ich glaube nur nicht, dass du herumlaufen und die Leute erschrecken solltest, mit deinen Kamingeschichten von einem schwarzen Mann oder Vulgs. Und was die Wölfe angeht, wir wissen alle, dass der Oheim angefangen hat, oben im Nordtal Wolfspatrouillen zu organisieren, weil sie dort die Ersten sind, die sich mit ihnen herumschlagen müssen. Und der Oheim hat Hauptmann Alver herunter nach Schilfdorf gebeten, damit er für ihn die Führung der Dorngänger übernimmt. Außerdem werden Bogenschützen ausgebildet und Jenseitswachen aufgestellt. Ich kann nur sagen, Wölfe und was uns sonst noch bedroht, werden schnell lernen, die Wurrlinge zu fürchten, keine Frage.«
    Die Menge murmelte beifällig, was Wills Aussage über Oheim Erlbusch betraf, den früheren Hauptmann der Dorngänger. Viele hatten den vom Oheim selbst ausgewählten Nachfolger, Hauptmann Alver aus Schilfdorf, gelobt, und alle hatten großes Zutrauen in die Fähigkeiten der Dorngänger, denn viele der Gäste in der Krähe waren in ihrer Zeit als Jungbokker selbst Dorngänger gewesen. Und obwohl die Tatsachen über die Dorngänger überall in den Sieben Tälern wohl bekannt waren, hatten die Leute in der Einäugigen Krähe so aufmerksam zugehört, als würden sie diese zum ersten Mal hören, denn Wurrlinge denken gern gründlich über alles nach und bilden sich ihre Meinung in aller Ruhe.
    Was die Dorngänger betraf, so handelte es sich bei ihnen normalerweise nur um eine Handvoll Wurrlinge, die gelegentlich entlang der Grenzen der Sieben Täler auf Patrouille gingen. Wie die Wachtmeister und Postboten dienten sie in Friedenszeiten weniger als Amtspersonen denn als Berichterstatter und Klatschverbreiter, welche die Bewohner der entlegenen Siedlungen über die Neuigkeiten in den Sieben Tälern auf dem Laufenden hielten. In unruhigen Zeiten wie diesen jedoch verstärkte man die Truppe, und für die »Gänger« wurde es ernst. Denn wenngleich eine Furcht einflößende Barriere aus Dornen - Spindeldornbüschen, die überall in den Flusstälern wuchsen - das Land vor Eindringlingen schützte, so vermochte sich doch jeder, der entschlossen genug war oder in ausreichend böser Absicht kam, langsam einen Weg durch den Dornwall zu bahnen. Deshalb hielten die Patrouillen aufmerksam Wacht an den Grenzen der Sieben Täler. Sie taten eben Dienst als »Dorngänger«, wie man sagte, oder standen »Jenseitswache«, um sicherzustellen, dass nur solche Außenstehende die Sieben Täler betraten, die dort etwas verloren hatten. Und deshalb waren die Spindeldornpatrouillen oder Dorngänger besonders jetzt wichtig, da Wölfe ins Land eindrangen und seltsame Leute herumschlichen. Das war auch der Grund dafür, dass der alte Barlo eine Gruppe von Bogenschützen ausbildete: Sie sollten die Mannschaften der Dorngänger verstärken.
    »Ich kann jedenfalls nur sagen«, schloss Greiser Tom an seinem Stammplatz in der Einäugigen Krähe, »dass die Gänger sich auf einen Kampf gefasst machen können, wenn wir es tatsächlich mit Modrus Vulgs zu tun haben. Diese Bogenschützen sollten zusehen, dass sie genau zu treffen lernen.«
    Und in der Tat trafen sie genau, denn nicht nur war der alte Barlo ein guter Lehrer, sondern Wurrlinge lernen auch rasch, wenn sie es sich in den Kopf gesetzt haben. Im Laufe der vergangenen sechs Wochen hatte der alte Barlo sie im hellen Tageslicht und im Dunkel der Nacht schießen lassen, bei Windstille und in heftigen Böen, durch trübes Schneegestöber und über gleißendem Weiß, von fern und nah, auf ruhende Ziele und auf bewegte, auf ebenem Untergrund und die Hänge

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