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Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Titel: Mithgar 10 - Die schwarze Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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behauenen Granitblöcken führte der junge Prinz die drei Wurrlinge. Die langen Gänge wurden von schlitzförmigen Öffnungen ins Freie schwach beleuchtet. Sie schritten unter wuchtigen Bogengängen hindurch und an mächtigen Säulen vorbei, und den Jungbokkern blieb der Mund offen stehen, als sie zu den riesigen, im Halbdunkel liegenden Gesimsen hinaufblickten, von denen gemeißelte Wasserspeier steinern herabstarrten. Lange Treppenfluchten stiegen sie hinauf und hinunter. Tuck verlor jegliche Orientierung und stellte im Nachhinein fest, er hätte mehr auf den Weg achten sollen und weniger in dunkle Ecken spähen, um in Stein gehauene Schnitzereien zu betrachten. Schließlich bogen sie um eine Ecke und kamen in einen kurzen Gang, der auf eine massive, eisenbeschlagene Eichentür zuführte. Zu beiden Seiten des Flurs standen mit Piken bewehrte Königswachen in Scharlachrot und Gold; sie schlugen die geballte rechte Faust ans Herz, als Prinz Igon in Sicht kam. Der Prinz erwiderte den Salut und schritt mit den Jungbokkern im Schlepptau an ihnen vorbei auf das Eichenportal zu. Er packte die beiden Türringe und zog; die großen Türflügel öffneten sich trotz ihres wuchtigen Aussehens leicht und geräuschlos, bis sie an die Steinwände des Korridors stießen. Durch diesen Eingang führte Prinz Igon die staunenden Wurrlinge.
    Sie sahen einen großen, lang gestreckten Saal vor sich, der rechts und links von Säulen gesäumt war. Es gab auch riesige Kamine, die meisten ohne Feuer. Aus den mit Teppichen geschmückten Wänden ragten Stäbe, an denen die Flaggen vieler verschiedener Königreiche hingen. An der Decke spannten sich mächtige Holzbalken von einer Wand zur anderen, sie trugen an Ketten Bügel mit Kandelabern, die im Augenblick nicht brannten, da das Tageslicht durch die hohen Fenster strömte. Drei breite Stufen führten hinab zur großen Mittelfläche mit ihrem glatt polierten Steinbelag; sie war gesäumt von erhöhten Ebenen mit Banketttischen. Dieses Amphitheater endete auf der Stirnseite des Saals an vier Stufen, die zu einem Thronpodest führten. Auf der obersten Stufe saß ein flachshaariges Mädchen und lauschte dem innigen Gespräch zwischen einem Fremden mit goldenem Haar und König Arion selbst.
    Während der junge Prinz darauf wartete, dass man ihn bemerkte und nach vorne rief, murmelte er den Wurrlingen zu: »Auf dem Thron sitzt mein Vater, doch der, mit dem er spricht, den kenne ich nicht. Die Dame ist Prinzessin Laurelin von Riamon, die Verlobte meines Bruders, Prinz Galen. Die anderen Maiden sind ihre Hofdamen.« Tuck sah erst jetzt drei junge Frauen auf einer Bank sitzen, die teilweise von einer Säule verdeckt wurde.
    Der Hochkönig wirkte, wenngleich er saß, aus der Ferne wie ein Mann von mittlerer Größe. Eines seiner Augen verdeckte eine scharlachrote Klappe, da er in seiner Jugend bei einem Feldzug gegen die Piraten von Kistan eine Verletzung erlitten hatte, die ihn auf diesem Auge erblinden ließ. Wegen dieser Augenklappe nannten ihn viele Dorfbewohner Aurion Rotaug, und er war sehr beliebt, denn er war von kühnem Geist, aber sanfter Hand. Auch wenn bereits silberne Locken sein Haupt rahmten, hieß es, sein Griff sei noch kräftiger als bei den meisten Männern. Er war ganz ähnlich wie Igon in Scharlachrot gekleidet, jedoch mit goldenen Borten. Sein Anblick ließ Tuck an Eisen denken.
    Prinzessin Laurelin dagegen schien ein ausgesprochen schmächtiges Mädchen zu sein. In ihrem blauen Gewand saß sie auf der Stufe, die Arme um die Knie geschlungen, das Gesicht dem König zugewandt, sodass Tuck ihre Züge nicht sehen konnte. Doch ihr weizenfarbenes Haar war wunderschön anzuschauen, denn es fiel ihr bis zur Taille. Schließlich der Fremde: Er hatte etwas Besonderes an sich, denn da der Tag durch ein hohes Portal auf das Thronpodest fiel, wirkte er wie von einem Lichtkranz geschmückt, als sammelte sein goldenes Haar die Sonnenstrahlen ein. Graugrün war sein Mantel, wie aus einer flüchtigen Verbindung von Laub, Moos und Stein gewoben - und Stiefel, Hose und Wams hatten denselben Ton.
    Der König blickte auf, und ein Lächeln trat auf sein Gesicht. »Igon, mein Sohn!«, rief er und winkte den jungen Mann zu sich.
    »Kommt«, sagte der Prinz und führte die Wurrlinge über die Mittelfläche des Saals zum Fuß des Thronpodestes, wo er stehen blieb und sich verbeugte. »Vater«, sagte er, »ich stelle Euch Hauptmann Patrel Binsenhaar und seine Leut nants Danner Brombeerdorn und Tuck

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