Mithgar 10 - Die schwarze Flut
Sunderbank vor, Waerlinga aus dem Land des Dorns.«
»Waerlinga!«, stieß König Aurion hervor und erhob sich, während die Wurrlinge sich tief verneigten. »Willkommen, wenngleich ich wünschte, die Zeiten wären besser.« Seine Stimme war fest, und sein Auge leuchtete blau und klar.
Igon wandte sich der Prinzessin zu, die sich anmutig aufrichtete. Schlank war sie und klein. »Prinzessin Laurelin«, sagte er und senkte den Kopf. Sie machte einen Knicks, wie es sich schickte, während die Wurrlinge sich vor ihr verbeugten. Tuck sah auf und hielt vor Staunen den Atem an, denn sie war äußerst schön - hohe Wangenknochen, große graue Augen, ein wunderbarer Mund. Ihre Blicke trafen sich, und sie lächelte. Tuck errötete verlegen und schaute auf seine Füße hinab.
König Aurion stellte den Fremden mit dem goldenen Haar vor. »Fürst Gildor, einst aus Darda Galion, dem Lärchenwald jenseits des Grimmwalls, nun ein Landwächter, der uns Nachrichten aus dem Ardental und Weitimholz bringt. Bittere Nachrichten.« Tuck hielt erneut den Atem an, diesmal vor Überraschung, denn der strahlende Fürst Gildor war ein Elf, mit grünen, schräg stehenden Augen und spitzen Ohren unter den gelben Locken. Was die Form dieser beiden Merkmale, Augen und Ohren, betrifft, sind sich Elfen und Wurrlinge sehr ähnlich. Doch anders als das Kleine Volk sind Elfen groß, nur eine Handspanne kleiner als die Menschen. In diesem Fall stand der schlanke, hoch aufgerichtete Gildor auf einer Höhe mit Prinz Igon.
König Aurion trat zu den Wurrlingen herab. »Doch kommt, lasst uns Platz nehmen und reden. Ihr müsst müde sein von Eurer Reise.« Damit führte er sie alle in eine Nische neben dem Thron, wo sie es sich bequem machten. »Bittere Nachrichten?«, wandte sich Prinz Igon an den Elfen. »Dies scheint ein Tag schlimmer Kunde zu sein, denn auch die Neuigkeiten der Waerlinga sind grausam. Wie lautet Eure düstre Botschaft, Fürst Gildor?« Auf ein Nicken von König Aurion hin sagte Gildor: »Der Dusterschlund bewegt sich die Grimmwallberge hinab, jenem Wohnsitz uralter Feinde, die er damit von Adons Bann befreit. Das Ardental liegt schon in diesem Augenblick in tiefer Winternacht, und der Schlund schiebt sich südwärts, in das Land namens Reil, und auf der anderen Seite des Grimwalls streicht er an den Rändern von Riamon entlang. Ich fürchte, Modru beabsichtigt, in Darda Galion zuzuschlagen, denn das muss er tun, ehe er in Valon einfällt und von dort in Pellar. Doch obwohl mich mein Herz drängt, Darda Galion zu Hilfe zu eilen, bin ich stattdessen hierher gekommen, denn hier, an Aurions Seite, kann ich Mithgar am besten dienen.« Gildor verstummte, und während eine kleine Weile nichts gesprochen wurde, stellte Tuck fest, dass sich auch andere zwischen Heimatliebe und der Pflicht gegenüber dem Reich hatten entscheiden müssen. »Ihr wisst, Ihr habt meine Erlaubnis, zu gehen«, sagte Aurion, aber Gildor schüttelte nur leicht den Kopf.
»Verzeiht, Fürst Gildor«, meldete sich Patrel, »aber es hieß, Ihr bringt Nachricht aus dem Weitimholz, der Heimat unserer fern lebenden Verwandten.« Das Weitimholz lag östlich der Schlachtenhügel, rund neunzig Meilen südlich der Feste Challerain. »Ach ja«, antwortete Gildor. »Euer Volk im Weitimholz hat sich mit den Menschen von Steinhöhen und einer kleinen Gruppe von Landwächtern aus Arden verbündet. In diesem Augenblick werden Verstecke in Gehölzen vorbereitet und Pläne für eine Schlacht ausgearbeitet, falls Modrus Horde kommen sollte.«
»Wer führt die Wurrlinge?«, fragte Danner.
»Arbagon Morast«, sagte Gildor lächelnd, »ein munterer Waerling fürwahr.« Doch die Jungbokker schüttelten nur den Kopf, denn keiner von ihnen kannte ihn. »Die Menschen werden von Bockelmann Bräuer geführt, dem Inhaber des Gasthofs Zum Weißen Einhorn in Steinhöhen. Und der junge Inarion steht an der Spitze der Elfen.« Der König fragte den Prinzen: »Und deine schlimme Kunde, Igon; welche bittere Nachricht bringst du?«
Auf ein Zeichen von Igon hin sagte Patrel zum König: »Vor zehn Nächten traf Euer Herold in den Sieben Tälern ein und brachte die Nachricht vom Ruf hierher zur Feste Challerain. Dem Herold waren Verfolger auf der Spur, und während er die Spindelfurt durchquerte, griff der Vulg an. Zwar wurde die niederträchtige Bestie von Tuck hier getötet, doch das Pferd Eures Mannes stürzte aufs Eis und brach ein, und Herold, Pferd, toter Vulg, Tuck und einer unserer Kameraden
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